"Nun, ich bin da, und ich mache eine Arbeit, die außergewöhnlich wichtig ist, wie ich finde", sagt Elio Di Rupo. An Selbstbewusstsein mangelt es ihm nicht. Di Rupo, gefühlt seit Ewigkeiten Präsident der Parti Socialiste, denkt nicht daran, die Parteipräsidentschaft aufzugeben. Trotz seiner 66 Jahre, trotz der Skandale, die seine Partei in den vergangenen Monaten erschüttert haben, trotz des Neuanfangs, den die Partei jetzt einleiten will, will er, das alte Gesicht, weiter die Partei führen.
Mehrere Zeitungen sehen am Dienstag darin den großen Schwachpunkt des ganzen Projekts PS-Reform, die Di Rupo mit seinen Ideen am Montag angestoßen hat. Wie glaubwürdig kann eine Partei sein, die einen Neuanfang will, das aber mit alten Rezepten und - noch schlimmer - mit alten Köpfen tun will? So fassen es am Dienstag in etwa die Zeitungen "L’Avenir" und "De Standaard" zusammen. Die Zeitung "De Morgen" ist ein bisschen milder bei ihrer Kritik der Reformideen, meint aber auch: Dass Di Rupo weiter so an seinem Amt hängt, ist sicher nicht gut für die Partei.
"Wir beenden das Kapitel"
Doch der Betroffene sieht das ganz anders. Er verstehe die ganzen Fragen zu seiner Person nicht. Und auch die Frage nicht, ob die Partei weiter hinter ihm stehe. Mehrere führende Köpfe seiner Partei hätten bereits ihre Meinung dazu gesagt. "Monsieur Magnette, mein Freund Paul Magnette, hat sich schon zehnmal dazu geäußert. Aber trotzdem kommen Journalisten immer wieder auf diese Frage zurück", sagte Di Rupo.
Aber Paul Magnette habe doch schon gesagt, dass er als Präsidentschafts-Nachfolger bereitstünde, hakte der VRT-Journalist nach. "Ja", konterte Di Rupo. "Aber Sie verschweigen, dass Magnette gesagt hat: Dann, wenn der Zeitpunkt gekommen ist. Und der Zeitpunkt wird 2019 sein. Dann wird vielleicht Monsieur Magnette Kandidat sein, vielleicht noch andere Kandidaten aus dem Lütticher Raum - das werden wir dann sehen. Aber ich habe ein Mandat, und ich habe meine Aufgaben immer erfüllt, wenn ich sie übernommen habe."
So wenig, wie Di Rupo die Kritik an seinem Festhalten an der PS-Präsidentschaft verstehen will, so wenig will er auch noch über die Skandale reden, die seine Partei so sehr erschüttert haben. Di Rupo sagte: "Sie werden uns doch jetzt nicht monatelang nach den Skandalen befragen, die stattgefunden haben. Ja, es gab diese Skandale. Wir haben führende Köpfe zum Rücktritt gezwungen, wir haben sie ausgeschlossen. Und gut ist. Wir beenden das Kapitel. Wir fangen mit einem neuen Kapitel an."
Neuer Skandal mit PS-Beteiligung
Dabei scheint das Kapitel der Skandale mit PS-Beteiligung noch alles andere als beendet. Erst am Montag berichtete die Zeitung "La Dernière Heure" von einem - in ihren Worten - neuen Skandal mit PS-Beteiligung. Die PS-Politikerin Laurence Bovy soll als Leiterin der Brüsseler Wasser-Interkommunalen Vivaqua ein Gehalt von 240.000 Euro brutto beziehen, darüber aber nicht kommunizieren wollen. Mehrmals will "La Dernière Heure" bei Bovy angefragt haben, ohne Ergebnis.
Transparenz, wie von der PS nach all den Skandalen versprochen, sehe anders aus, so die Zeitung, die auch noch darauf verweist, dass der Präsident von Vivaqua ein gewisser Yvan Mayeur ist. Der war ja wegen des Samusocial-Skandals als Bürgermeister von Brüssel zurückgetreten.
Doch an all dem scheint Di Rupo nicht interessiert. Sowieso war zu den ganzen Skandalen recht wenig zu hören vom PS-Präsidenten. Und auch bei der aktuellen Politikkrise im frankophonen Landesteil überließ es Di Rupo meist anderen, etwas aus PS-Sicht dazu zu sagen.
Aber zumindest das soll sich jetzt ändern. Am Montag wollte er noch nichts zu der aktuellen Situation sagen. Aber am Ende der Woche, da werde er sich äußern, kündigte Di Rupo an. "Zu diesen Fragen gebe ich heute keinen Kommentar. Am Ende der Woche werde ich mich dazu äußern."
Kay Wagner - Bild: Nicolas Maeterlinck/BELGA
Einfach nur noch widerwaertig diese Partei. Das groesste Uebel in der Wallonie.
Sind Ihnen rechtsradikale Parteien lieber? Ich verübel vieles an den Wallonen, aber das auf föderaler Ebene getriebene Bashing gegen die Sozialdemokratie ist unerträglich widerwärtig.
Das hat nichts nichts mit Bashing zu tun, weder sind mir rechtsradikale Parteien nahe noch andere radikale Richtungen. Aber ich bin mit einem gesunden Menschenverstand gesegnet!Und dieser
laesst keine andere Schlussfolgerung moeglich.
Ich finde es sehe schade wie die walonischen Sozialisten die Grundidee mit Fuessen treten. Deshalb muss dieses Krebsgeschwuer weg.
Werter Herr Drescher.
Kein vernünftiger Mensch wünscht sich Rechtsradikale an der Macht. Das so eingedroschen wird auf die Sozialdemokratie ist deren eigener Fehler. Resultat der betriebenen Politik. Und die PTB wird davon profitieren.
Schon bedenklich, dass di rupo keinerlei Einsicht zeigt. Ein Neuanfang sieht anders aus. Der Glaubwürdigkeit wegen braucht man zuerst neue Gesichter, die ein neues Programm erarbeiten und auch nach aussen vertreten.
Die Situation der PS erinnert mich an die der SED während der Wende in Ostdeutschland. Da versuchte auch eine "alte Garde" verkrampft an der Macht zu bleiben, die Wirklichkeit voll ignorierend. DiRupo sollte mit gutem Beispiel vorangehen, zurücktreten und den Weg frei machen für unbelastete Neulinge mit neuen Ideen. Und die sollten nicht ängstlich sein, um manch "alten Zopf" abzuschneiden.