"Ich finde, man darf sich nicht ewig an der Kritik aufhalten, nicht verbittert bleiben, nicht der Vergangenheit nachtrauern, sondern sollte stattdessen nach Vorne schauen, in die Offensive gehen." Das sagt Laurette Onkelinx, PS-Oppositionsführerin in der Kammer und PS-Vorsitzende in der Hauptstadtregion Brüssel - eine wichtige Person bei der PS, und das schon seit Jahrzehnten.
Onkelinx steht deshalb quasi auch exemplarisch für all das, was die PS in den vergangenen Jahren zu verantworten hatte - im Positiven, wie im Negativen. In den vergangenen Monaten war das ja bekanntlich viel Negatives. Sichtworte: die Skandale um Publifin und beim Samusocial.
Durch diese Skandale ist viel Vertrauen in die PS verloren gegangen. Dieses Vertrauen will die PS jetzt wieder zurückgewinnen. Und Onkelinx nennt die Formel dazu: Damit eine Partei das Vertrauen der Herzen gewinnt, gleichzeitig auch das Vertrauen der Vernunft und der Hoffnung, muss sich eine Partei erneuern. Und erneuern will sich die PS schon bald. Am 21. August, kündigt Onkelinx an, werde sich die Partei treffen. Bei dem Treffen werde ein globaler Vorschlag vorgelegt für ein neues Programm, das eine neue Identität bedeuten wird.
Doch was wird die Partei am 21. August dann vorschlagen? Wie soll der Neuanfang aussehen? Das wolle sie im Detail noch nicht verraten, sagt Onkelinx. Die Vorstellung des neuen Programms bleibe Elio Di Rupo als Parteipräsident vorbehalten. Aber grundsätzlich würden die Vorschläge alles bisherige umkrempeln. So würde es zukunftsorientierte Vorschläge zur Arbeitsmarkt- und Ausbildungspolitik geben, aber auch zur Art und Weise des Regierens.
Das Thema Ämterhäufung werde dabei natürlich eine große Rolle spielen. Die PS in Brüssel vertrete da ja eine klare Linie, nämlich eine gänzliche Abkehr der bisherigen Möglichkeiten, Lokalmandate mit anderen Mandaten zu kumulieren - und umgekehrt. Viele andere in der Partei würden das genauso sehen. Die PS-Bürgermeister von Brüssel, Lüttich und Charleroi, Philippe Close, Willy Demeyer und Paul Magnette, wären ja gerade mit gutem Beispiel in diese Richtung vorangegangen.
Sie selbst, sagt Onkelinx, werde sich in ein paar Wochen entscheiden zwischen ihren Ämtern als Abgeordnete in der Kammer und als PS-Chefin in Brüssel. Welches Amt sie aufgeben werde, verrate sie noch nicht. Zur Erneuerung der Partei gehöre letztlich auch ein Generationenwechsel. "Die junge Generation muss rangelassen werden", sagt Onkelinx.
Junge Frauen und Männer, die künftig das Gesicht der Partei sein werden, müssen neben einigen erfahrenen Politikern ihren Platz in der Führung der Partei einnehmen. Dass sie selbst weiter zu den Führungspersönlichkeiten der PS zählen wird, neben denen dann neue Gesichter erscheinen werden, stellt die 58-jährige Onkelinx dabei nicht in Frage.
Kay Wagner - Bild: Thierry Roge/BELGA