Die föderale Staatsanwaltschaft hat im Rahmen einer Pressekonferenz um 11.00 Uhr den letzten Informationsstand mitgeteilt. Demnach war das Ganze doch schon ziemlich dramatisch.
Um 20:39 hat der Mann den Angaben der Staatsanwaltschaft zufolge den Zentralbahnhof betreten. Er ist dann ins Zwischengeschoss gegangen, genauer in einen der Gänge, von wo aus die Treppen auf die Gleise führen. Dort hat er sich dann in die Nähe von wartenden Reisenden gestellt. Um 20:44 dann hat er eine Explosion ausgelöst, so Eric Van der Sypt, Sprecher der Föderalen Staatsanwaltschaft. Er habe seine Tasche zur Explosion gebracht, dabei sei aber glücklicherweise niemand verletzt worden.
Anschließend lief der Mann über eine der Treppen in Richtung Bahnsteig. In der Zwischenzeit explodierte seine Tasche ein zweites Mal. Diese zweite Explosion war stärker als die erste. Dann lief er die Treppe wieder hinauf und auf einen Soldaten zu. Dabei habe er Allah akbar gerufen, Allah ist groß, berichte Van der Sypt. Der Soldat habe sofort das Feuer eröffnet und den Mann mehrmals getroffen. Er ist dann später seinen Verletzungen erlegen.
Der Mann habe keine Sprengstoffweste getragen, sagte Eric Van der Sypt. Wohl aber habe die Bombe, die nicht explodiert ist, Nägel enthalten. Also: offensichtlich ist die dickste Ladung nicht hochgegangen. Das war also doch ziemlich haarscharf.
Täter identifiziert
"Bei dem Täter handelt es sich um einen 36-jährigen Mann marokkanischer Nationalität", sagte Eric Van der Sypt vor der Presse. Der Mann sei bislang nicht wegen terroristischer Aktivitäten bekannt gewesen.
Medienberichten zufolge wohnte der Mann in Molenbeek. Als der Mann einmal identifiziert war, wurde gleich seine Wohnung durchsucht. Nach Medienberichten wurde dort Material zum Bau einer Bombe gefunden worden. Es sei davon auszugehen, dass der 36-Jährige den Sprengsatz, den er im Bahnhofsgebäude zur Explosion brachte, dort zusammengebaut habe, meldet der flämische Privatsender VTM unter Berufung auf Justizkreise.
Die Föderale Staatsanwaltschaft hat sich noch nicht zu den Durchsuchungen in der Wohnung in Molenbeek geäußert.
Nationaler Sicherheitsrat zusammengekommen
Am Mittwochmorgen hatte Premierminister Charles Michel den Nationalen Sicherheitsrat einberufen. Dabei unterstrich Michel noch einmal, dass er und auch der Innenminister den Einsatz am Dienstag quasi Minute für Minute mitverfolgt haben.
Im Namen der Regierung bedankte sich der Premier bei den Soldaten, der Polizei- und den Rettungskräften für ihren Einsatz. Sein Dank galt auch den Mitarbeitern der SNCB und der Stib, die allesamt professionell und effizient reagiert hätten.
Terrorwarnstufe 3 bleibt - Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen beschlossen
Die zweithöchste Terrorwarnstufe bleibt in Kraft, das hat der Anti-Terrorstab OCAM nach Prüfung der Sicherheitslage beschlossen. Das bedeutet auch, dass man im Moment nicht davon ausgeht, dass es - sozusagen im Fahrwasser des jüngsten Anschlagsversuchs - noch eine weitere Bedrohung gibt. Die Experten gehen demnach nicht davon aus, dass der Täter Komplizen hatte.
Für die nächsten Tage gilt erhöhte Wachsamkeit. Das gelte vor allem für belebte Plätze, so Charles Michel. Bahnhöfe und U-Bahn-Stationen würden verstärkt überwacht und auch für öffentliche Veranstaltungen gelte eine erhöhte Wachsamkeit. Im Auge hat man da vor allem die Konzerte der bekannten Popgruppe Coldplay. Coldplay spielt am Mittwoch- und Donnerstagabend im König Baudouin-Stadion. Insgesamt werden bei beiden Konzerten 100.000 Menschen erwartet.
Der Premier hat noch einmal betont, dass Belgien sich nicht einschüchtern lasse und alle Bürger ihre Freiheit im Alltag und ihren Lebensstil bewahren sollten. "Wir leben normal weiter, bleiben dabei aber wachsam", rät Michel.
belga/rop/mh - Foto: Dirk Waem/BELGA