Der Mann, der am Dienstag versucht hat, einen Anschlag im Brüsseler Zentralbahnhof zu verüben, ist inzwischen identifiziert worden. Das erklärte Innenminister Jan Jambon. Mehr Einzelheiten gab er aber aus ermittlungstaktischen Gründen nicht bekannt. Nach Informationen des Nieuwsblad soll es sich um einen 37-jährigen Mann aus Molenbeek handeln. Offiziell bestätigt ist das aber nicht. Bisher seien, so Jambon, diverse Hausdurchsuchungen im Gange.
Erhöhte Sicherheitsvorkehrungen
Am Brüsseler Hauptbahnhof werden nach dem Attentatsversuch zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen ergriffen. Das teilte das Krisenzentrum des Innenministeriums via Twitter mit. Es handelt sich um eine Vorsorgemaßnahme. Konkret bedeutet das, dass das Aufgebot an sichtbaren Sicherheitskräften in Bahnhöfen und U-Bahn-Stationen erhöht wird. Für Veranstaltungen gilt eine erhöhte Wachsamkeit.
Täter hatte Nagelbombe bei sich - Terrorwarnstufe 3 bleibt
In einem Fazit zum Abend zog Jambon den Schluss, zum derzeitigen Stand der Dinge könne man durchaus behaupten, dass Schlimmeres verhindert wurde. Der Täter habe nämlich eine größere Bombe bei sich gehabt, die glücklicherweise nicht explodiert sei. Anscheinend handelte es sich dabei um eine Nagelbombe. Das sei wohl dem schnellen Eingreifen der Soldaten zu verdanken. Jambon bedankte sich bei ihnen und allen anderen Sicherheits- und Rettungskräften für den professionellen Einsatz. Im Moment gibt es nach den Angaben des Innenministers keine Anzeichen dafür, dass in der Folge des Anschlagsversuches unmittelbar weitere Attentate drohten. Deswegen bleibe es bis auf weiteres bei Terrorwarnstufe 3.
Räumung von Hauptbahnhof und Grand'Place - Bombenalarm
Am Dienstagabend gegen 21 Uhr hatte es erste Meldungen gegeben, wonach der Brüsseler Zentralbahnhof und auch die Grand'Place geräumt werden. Augenzeugen berichteten in sozialen Netzwerken von Menschen, die weinend aus dem Bahnhof im Herzen der Hauptstadt laufen.
Matthias Diependaele, N-VA-Politiker und Abgeordneter im Flämischen Parlament, war zufällig auch vor Ort. Er wollte um 21 Uhr den Zug nach Hause nehmen. Vor dem Zentralbahnhof sieht er Menschen in Panik. Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste und Armee kommen mit großem Aufgebot angestürmt, Polizisten laufen mit gezückten Waffen durch die Gegend. Da habe er geahnt, dass das mehr als nur ein bloßer Bombenalarm ist, sagte Diependaele in der VRT.
Auf Twitter beginnen, die Drähte heiß zu laufen. Plötzlich gibt es erste Meldungen von einer Explosion, von Schüssen... Ein Terrorakt, das Wort macht die Runde.
Kurz nach 23 Uhr dann eben die Bestätigung der Föderalen Staatsanwaltschaft: Eine "kleine" Explosion sei es gewesen, sagte Sprecher Eric Van der Sypt. Der mutmaßliche Täter sei von den Soldaten, die sich vor Ort befanden, umgehend neutralisiert worden. "Neutralisiert" - wenig später hieß es, der Mann sei seinen Schussverletzungen erlegen. Weiter sei aber niemand verletzt worden, sagt der Sprecher der Föderalen Staatsanwaltschaft. Die Tat werde aber als terroristischer Akt eingestuft... Mehr Infos gab es nicht. Also: Ein toter mutmaßlicher Terrorist, eine "kleine" Explosion und viele Fragen.
Nach Presseberichten war es so: Der Mann ist im Zentralbahnhof unterwegs, er hat unter anderem einen Rollkoffer bei sich. In einem der Gänge im Zwischengeschoss bringt er den Koffer zur Explosion, eine größere Bombe, die er ebenfalls dabei hatte, detonierte aber nicht. Fotos in zentralen Netzwerken zeigen eine helle Stichflamme.
Ein Mitarbeiter der SNCB hat den Vorfall fast hautnah mitbekommen. "Erst habe ich die Explosion gehört", sagte der Mann in der RTBF. "Bombe, Bombe" habe da schon sein Kollege gerufen. Als er gerade den Alarm auslösen wollte, sei ein Mann plötzlich die Treppen Richtung Bahnsteig hinuntergestürzt. Er habe etwas gebrabbelt wie "Allahua Akbar" und dann sei er plötzlich abgehauen:
Soldaten erschießen Attentäter
Sekunden später müssen die anwesenden Soldaten das Feuer auf den mutmaßlichen Täter eröffnet haben. Nach ersten Meldungen soll er eine Sprengstoffweste getragen haben. Eine Bestätigung dafür gab es noch nicht. Es mag jedenfalls so aussehen, als hätten die Soldaten Schlimmeres verhindert.
Störungen im Zugverkehr
Der Bahnverkehr war am Abend vollständig unterbrochen worden. Zwischen Brüssel Nord und Brüssel Süd verkehrte kein Zug. Der Betrieb wurde inzwischen wiederaufgenommen, allerdings hielt zunächst nach wie vor kein Zug im Brüsseler Zentralbahnhof.
Direkt nach dem Vorfall kam es kurzzeitig zu einer Panikreaktion im Zentralbahnhof. Nachdem die Polizei das Gebäude geräumt und auch weiträumig abgesperrt hatte, kehrte aber schnell wieder Normalität ein. An der Brüsseler Grand'Place wirkte die Atmosphäre offenbar mehr oder weniger normal, fast als wäre nichts gewesen.
RoP - Foto: Bruno Fahy, belga