Das Erasmus-Programm der EU war zunächst dafür gedacht, Studierenden von Hochschulen die Möglichkeit zu geben, ein paar Monate an einer anderen europäischen Universität zu studieren. Heute ist Erasmus viel mehr als das.
Der Tweet der EU-Kommission fasst es knapp zusammen: "Am 13. Juni 1987 starteten die ersten Studenten ihre Erasmus-Erfahrung. Am 13. Juni 2017 feiern wir die neun Millionen, die von diesem Programm profitiert haben." Neun Millionen in 30 Jahren, das war auch für EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani die Zahl, die er direkt an den Anfang seiner Erklärung zum Erasmus-Geburtstag der EU stellte.
"Mit 3.000 Studierenden hat alles angefangen", sagte Tajani. 30 Jahre später haben neun Millionen Menschen an diesem europäischen Abenteuer teilgenommen. Neun Millionen Menschen: Tajani nannte das die 'Erasmus-Generation'.
Doch was ist Erasmus eigentlich? Die EU-Kommission, die das Programm verwaltet, hat viele Filmchen drehen lassen, um das den Menschen zu erklären. Oft kommen Teilnehmer an dem Programm zu Wort. Wie vor fünf Jahren die Kölner Studentin Valerija Schwarz. Sie erklärt das Erasmus-Programm wie folgt: "Erasmus ist ein Bildungsprogramm der EU, in erster Linie eine finanzielle Hilfe, eine geringe finanzielle Hilfe. Aber auch das ganze Drumherum, also das Administative, und die Studiengebühren werden übernommen. Und es ist einfach eine immense Erleichterung. Wenn man es selber finanzieren müsste, hätte man sehr viel mehr Stress."
"Du bist mit Studenten aus der ganzen Welt zusammen"
Um Geld geht es also, um Organisation – aber natürlich ist das nicht alles. Valerija Schwarz war mit Erasmus in Spanien. Dort konnte sie am eigenen Leib erleben, was es bedeutet, die heimatliche Uni für ein paar Monate zu verlassen, um an einer ausländischen Uni zu studieren. Valerija war damals in Spanien, ihre Erfahrungen fasst sie so zusammen: "Das, was einen tatsächlich prägt, und was so toll ist, ist dieses internationale Flair. Du bist mit Studenten aus der ganzen Welt zusammen, aus ganz Europa."
So richtig bekannt wurde das EU-Erasmusprogramm 2002 durch einen Film. 'Auberge Espagnole' hieß auch in Deutsch der französische Streifen, der einen jungen Studenten aus Paris bei seinem Erasmus-Aufenthalt in Barcelona zeigte. Der Streifen erzählte eine Geschichte, die sicher so manchem jungen Menschen Lust auf Erasmus gemacht hat. Ob es der Film war, der die Erfolgsstory nochmal so richtig gepusht hat?
Festzuhalten ist: Ein Jahr später, 2003, erweiterte die EU das Programm erstmals mit dem Zusatzprogramm 'Erasmus Mundus'. Bis dahin hatten erst eine Millionen Menschen an dem Programm teilgenommen. Die heutige Zahl von neun Millionen Erasmus-Teilnehmern ist eben auch der Erweiterung des Programms zu verdanken.
Erasmus+
Zum Beispiel können heute Jungunternehmer mit EU-Geldern für einige Monate in ein anderes EU-Land gehen. Auch Praktika vermittelt die EU, und sogar Schulen können daran teilnehmen. Wegen dieser Erweiterung und der Aufnahme anderer EU-Austauschprogramme nennt sich Erasmus seit 2014 auch Erasmus+.
Die aktuellen Zahlen der EU-Kommission zu Erasmus+: Mit 2,1 Milliarden Euro im Jahr wird es knapp 680.000 Menschen ermöglicht, eine Erfahrung im Ausland zu machen. Und auch die Menschen, die in den aktuellen Kommissionsvideos über ihre Erfahrungen berichten, hören sich noch ähnlich begeistert wie Valerija vor fünf Jahren an.
"Du entdeckst auch ein neues Stück von dir selbst"
Eine Studentin sagt zum Beispiel beim Plausch mit der dänischen EU-Kommissarin Margrethe Vestager: "Wenn du ein anderes Land kennenlernst, dann entdeckst du auch ein neues Stück von dir selbst. Du passt dich der neuen Umgebung an. Wenn du dann zurückkommst, bist du so eine Art Mix zwischen deiner Heimatkultur und der Kultur, die du ein neu kennenlernen konntest."
Spanien sehr beliebt
Und auch in Belgien ist Erasmus+ populär. Dabei sind die klassischen Erasmus-Aufenthalte als Studierender immer noch das am häufigsten gewählte Programm. Belgische Studenten zieht es dann meist nach Spanien, das Land, das grundsätzlich am attraktivsten für Erasmus-Studenten ist.
Drei Prozent aller Erasmus-Studenten kommen aus Belgien. Und nach Belgien zieht es ebenfalls etwa drei Prozent aller ausländischen Erasmus-Studenten - am häufigsten zieht es Studierende aus Deutschland an belgische Hochschulen.
Kay Wagner - Illustrationsbild: Herwig Vergult/BELGA