Philippe Close soll's also jetzt richten. Der 46-Jährige ist seit rund 20 Jahren in der Kommunalpolitik aktiv und war zuletzt Finanz- und Tourismus-Schöffe. In etwas mehr als zwei Wochen, am 26. Juni, bei der nächsten regulären Stadtratssitzung, wird er also der neue Bürgermeister der Stadt Brüssel.
Ihn erwartet dabei allerdings keine leichte Aufgabe. Die Affäre um das Samusocial hat die Politik-Landschaft in der Hauptstadt doch ziemlich erschüttert. Dabei ging es ja um überhöhte Sitzungsgelder, in deren Genuss insbesondere der bisherige PS-Bürgermeister Yvan Mayeur gekommen ist.
Nutznießerin des Systems war auch seine Parteikollegin Pascale Peraïta, Ex-Chefin des Samusocial und Vorsitzende des Brüsseler Sozialhilfezentrums. Beide haben inzwischen wegen dieser Sache ihren Rücktritt eingereicht.
Philippe Close muss nicht nur hier verlorenes Vertrauen wieder zurückgewinnen, seine Koalition hat auch unter der Affäre gelitten. Die Mehrheit ist dezimiert, nachdem die flämischen Sozialisten der SP.A ausgestiegen sind.
Close hat angekündigt, sich zu hundert Prozent auf sein neues Amt konzentrieren und deshalb von seinem Abgeordnetenmandat im Brüsseler Regionalparlament zurücktreten zu wollen. Außerdem werde er nur Mandate annehmen, die ihm von Amts wegen zufallen.
RoP - Foto: Laurie Dieffembacq (belga)
Dies wird wohl kaum das verlorene Vertrauen wiederherstellen. Zu sehr hat sich die PS von ihrem Ursprung und ihren Wählern entfernt. Sie ist ihrer Verantwortung, das linke Spektrum abzudecken und so zur Stabilität des Landes beizutragen, nicht nachgekommen. Wichtiger waren Macht, Geld und Einfluss einzelner. Das sieht man auch an Äußerlichkeiten wie der Feier zum 1. Mai, die zur lästigen Symbolik verkommen ist oder wie mancherorts einfach nicht stattgefunden hat.