Die Affäre, die schon als Brüssels Publifin-Skandal bezeichnet worden ist, ist ihm also zum Verhängnis geworden. Eine Pauschale von 1.400 Euro brutto pro Monat soll Mayeur als Entschädigungsaufwand für Sitzungen des Samusocial erhalten haben. Diese Sitzungen hatten aber oft gar nicht stattgefunden. Unhaltbar fanden das viele, gerade für einen PS-Politiker wie Mayeur, der sich dadurch quasi auf dem Rücken der Allerärmsten bereichert habe.
Mayeur ist zunächst nur vom Amt des Bürgermeisters zurückgetreten. Die Brüsseler PS-Vorsitzende Laurette Onkelinx hat mittlerweile aber bestätigt, dass Mayeur im nächsten Gemeindekollegium auch keinen Schöffenposten bekleiden wird. Im RTBF-Rundfunk sorgte Onkelinx in diesem Punkt für Klarheit. Sie bezeichnete Mayeurs Demission aus ethischen Gründen als unumgänglich.
Gerüchteweise war verlautet, dass der PS-Politiker nach seinem Rücktritt vom Bürgermeisteramt im neu zu bildenden Gemeindekollegium einen Schöffenposten beansprucht. Das hatte am Donnerstagabend noch für Unmut innerhalb der Regierungskoalition gesorgt.
Bis in die frühen Morgenstunden tagten die Politiker von Sozialdemokraten und Liberalen, um die Personalie Mayeur und auch die Frage nach seinem Nachfolger zu behandeln. Wie aus gut unterrichteter Quelle verlautete, seien die Verhandlungen gegen zwei Uhr in dieser Nacht erfolglos abgebrochen worden. Verhandelt werde an einem geheim gehaltenen Ort, heißt es. Ergebnisse gab es keine.
Die Gespräche mit den liberalen Koalitionspartnern Open VLD und MR sollen am Freitag fortgesetzt werden. Allerdings wollen die flämischen Sozialisten nicht teilnehmen.
Auch die ÖSHZ-Vorsitzende Pascale Peraïta zog am Donnerstagabend die Konsequenzen aus der Affäre. Der PS-Politikerin war ebenfalls vorgeworfen worden, sich mit ihrer Arbeit für die Vereinigung, die mit öffentlichen Zuschüssen und Spendengeldern arbeitete, bereichert zu haben.
belga/kw/rkr - Bild: Nicolas Lambert/BELGA