Der Verwaltungsrat der Vereinigung Samusocial ist am Dienstagabend geschlossen zurückgetreten. Zuvor hatte das Führungsgremium den Antrag gestellt, wonach das Samusocial formal der Region Brüssel unterstellt werden solle. Damit entwickelt sich das Samusocial zum Albtraum der Brüsseler Stadtratsmehrheit, insbesondere aber der Hauptstadt-Sektion der PS.
Zwei Regierungskommissare hatten das Samusocial vor einer Woche unter die Lupe genommen. Und gleich die ersten Ergebnisse ergeben ein desaströses Bild: Es gibt keine Sitzungsprotokolle von Versammlungen des sogenannten "Büros", nicht mal Anwesenheitslisten.
Ursprünglich hatte die Ex-Chefin des Samusocial, Pascale Peraïta, angegeben, dass sich dieses "Büro" bis zu zehn Mal pro Monat versammelt habe, was die hohen Sitzungsgelder von 1.400 Euro monatlich erkläre. Später korrigierte sie die Version und sprach von einer "Pauschalvergütung".
Besagte Besoldungspraktiken beschränken sich darüber hinaus im Wesentlichen auf besagtes "Büro", also das operative Führungsgremium. Genauer: Zwei Drittel aller ausgezahlten Sitzungsgelder gingen allein an Pascale Peraïta bzw. den Brüsseler PS-Bürgermeister Yvan Mayeur.
Brüssels Bürgermeister in der Kritik
Nach dem Bekanntwerden der Affäre um angeblich unverhältnismäßig hohe Sitzungsgelder bei einer Sozialorganisation gerät Brüssels Bürgermeister Yvan Mayeur (PS) immer mehr unter Druck. Der Brüsseler Mobilitätsminister Pascal Smet (SP.A) forderte jetzt den Rücktritt Mayeurs von seinem Amt. Anderenfalls würde seine Partei die Koalition auf städtischer Ebene aufkündigen, drohte der flämische Sozialist.
Der frankophone Sozialist Mayeur sieht sich im Stadtparlament auch mit Rücktrittforderungen der oppositionellen flämischen Christdemokraten (CD&V) sowie der Zentrums-Humanisten (CdH) konfrontiert. Auch bei Ecolo und Groen! werden Rücktrittforderungen an die Adresse Mayeurs laut. (vrt/rkr)
Das Präsidium des Parlaments der Region Brüssel Hauptstadt hat inzwischen einstimmig die Schaffung einer Untersuchungskommission beschlossen, die die Vereinigung Samusocial und die dort herrschenden Praktiken durchleuchten soll.
Roger Pint - Bild: Bruno Fahy (belga)