Eigentlich bräuchte Brüssel gar nicht mehr viel zu tun beim Thema Sicherheit. Zur Erinnerung: Immer noch gilt landesweit die Terrorwarnstufe drei. Vier wäre das Maximum. Hohe Alarmbereitschaft ist also quasi immer gegeben. Und trotzdem reicht das für den Besuch eines US-Präsidenten natürlich nicht aus.
Zumal der noch so umstritten ist und dann am folgenden Tag auch noch der ebenfalls umstrittene türkische Staatspräsident Recep Erdogan und Frankreichs neuer Staatspräsident Emmanuel Macron zum Nato-Gipfel nach Brüssel kommen - alle begleitet von ihren Frauen.
Kein Wunder, dass da die Polizei mehr tun muss als gewöhnlich. So viel sogar, dass die Brüsseler Polizei und auch die Föderalpolizei es alleine gar nicht mehr schaffen - wie Olivier Maingain, Chef von Défi und Bürgermeister der Brüsseler Stadtgemeinde Woluwé-Saint Lambert, in der RTBF sagt.
Die Föderalpolizei besitzt nicht mehr die personellen Kapazitäten, um ein Ereignis wie das bevorstehende alleine betreuen zu können, sagt Maingain. Deshalb kommt Verstärkung. Von überall aus dem Land werden Polizeizonen Abteilungen nach Brüssel schicken. Sogar aus den Niederlanden und Luxemburg werden Sicherheitskräfte erwartet. 4.500 sollen es sein, rechnet die Zeitung De Standaard am Dienstag vor.
Und auch das reicht den Amerikanern noch nicht. Maingain erzählt, dass die US-Dienste eine Liste aller Bewohner angefordert haben, die entlang der Straßen wohnen, durch die die US-Delegation und damit auch der Präsident fahren werden. All diese Menschen seien im Vorfeld überprüft, gescannt worden.
Luftraum zeitweilig gesperrt
Die Ankunft von Donald Trump in Brüssel und auch der Gipfel werden außerdem mehrmals zu einer Sperrung des belgischen Luftraums führen. "Im Grunde wird nicht der ganze Luftraum über Belgien gesperrt, sondern nur der Bezirk im Großraum Brüssel - also da, wo er im Landeanflug ist - und das auch nur für ein paar Minuten", erklärt Alain Kniebs, Sprecher der Flugaufsichtsbehörde Belgocontrol, im BRF-Interview.
"Es ist also keine wirklich große Aktion. Der Passagier am Flughafen Brüssel wird davon kaum etwas mitbekommen. Das Besondere für Belgocontrol daran ist, dass wir einen Gast haben im Tower - dort, wo normalerweise niemand rein kommt. Das sind Sicherheitsbeamte des amerikanischen Secret Service. Sie erleichtern sozusagen die Operation, also die Kommunikation zwischen unseren Fluglotsen und dem Flugzeug von Donald Trump, der Air Force One", so Kniebs weiter.
"Trump not welcome"
Sperrung des Luftraums, 4.500 Polizeibeamte im Einsatz - das alles mag vielleicht übertrieben wirken. Doch ganz Unrecht mögen die Sicherheitskräfte nicht haben. Denn Proteste gerade gegen Trump wird es geben. Organisiert ist dabei der Marsch "Trump not welcome" - zu deutsch "Trump ist nicht willkommen". Er soll am Mittwochnachmittag am Brüsseler Nordbahnhof starten. 70 Organisationen haben sich ihm angeschlossen, mehrere tausend Menschen werden erwartet.
Sprecherin Leila Lahssaini erklärt, dass der Marsch natürlich schon zunächst gegen Trump gerichtet sei. Aber eigentlich weniger gegen den Menschen Trump, sondern vielmehr gegen die Politik und die Ideologie, für die er steht. Viele Leute seien schockiert über seine sexistischen und rassistischen Äußerungen, über seine Vorstellung von Klimapolitik, seine Ideen für das Militär. Der Protest sei kein "Trump Bashing", sondern Protest gegen ganz konkrete politische Vorstellungen.
Ein weiterer Protest mit rund 100 Teilnehmern ist für Donnerstag angemeldet und richtet sich gegen das Spitzentreffen der Nato. Eine Kundgebung von Unterstützern des türkischen Präsidenten Erdogan, wurde von den Behörden nicht genehmigt. Die Polizei stellt sich jedoch darauf ein, dass einige Erdogan-Anhänger am Mittwoch dennoch zu dessen Hotel in der Innenstadt kommen.
Shopping in Edelboutique Delvaux
Doch nicht nur um Polizei und Protest wird es ab Mittwochnachmittag gehen. Auch Glamour steht auf dem Programm. Das Königspaar Philippe und Mathilde wird Donald und Melania Trump im Schloss empfangen. Am Donnerstag, während des Nato-Gipfels, sollen die First Ladies unter anderem in der Edelboutique Delvaux vorbeischauen. Das Markenzeichen von Delvaux sind Handtaschen.
Und in Hausnummer 27 am Brüsseler Boulevard de Waterloo ist die künstlerische Leiterin von Delvaux, Christina Zeller, schon ziemlich aufgeregt. Gegenüber der VRT sagt sie: "Ich hoffe natürlich, dass die Damen sich von unseren Handtaschen faszinieren lassen. Denn ich denke, dass unsere Taschen in ihren Formen und Gestalten all das verbinden, was diese großen Damen mögen und selbst auszeichnet: klassisch zeitlos zu sein und doch modern, eine Mischung aus Eleganz, Stil und Attitüde."
Dass Melania Trump, Brigitte Macron oder die Ehefrau von Erdogan tatsächlich auch eine Handtasche kaufen, darauf will man bei Delvaux erst gar nicht hoffen. "Wenn sie schon allein mit glänzenden Augen aus unserem Geschäft gehen sollten und davon überzeugt sind, dass Delvaux eine umwerfende Marke ist, wären wir schon zufrieden", sagt Christina Zeller.
kw/rop/rkr/mg - Bild: Jim Watson/AFP