Das ging diesmal schnell. Kaum hatte der Skandal um die sogenannten Monsanto-Papers auch Belgien am Dienstag so voll erreicht - in Frankreich war er schon Mitte März ins Rampenlicht gerückt - reagierte schon die Politik. Zuerst Flandern am Mittwoch, dann der Föderalstaat am Donnerstag.
Wobei die Zeitung Het Nieuwsblad am Freitag feststellte: So ganz anders konnte Föderalminister Willy Borsus gar nicht entscheiden. Denn nachdem jetzt auch Flandern - nach der Wallonie und der Hauptstadtregion Brüssel - den privaten Gebrauch von Glyphosat verbieten wollte, machte es im Grunde keinen Sinn mehr, die Erlaubnis zum Verkauf von Glyphosat aufrecht zu erhalten.
Das ist nämlich eine Eigenart in Belgien: Ob Glyphosat verkauft werden darf, entscheidet der Föderalstaat, wer Glyphosat nutzen darf, liegt in der Kompetenz der Regionen. Und wenn in allen drei Regionen die private Nutzung von Glyphosat untersagt wird, dann macht es ja auch wenig Sinn, es in die Geschäfte zu stellen.
In der RTBF begründete Borsus, der sich bislang übrigens gegen ein Verbot von Glyphosat ausgesprochen hatte, seine Entscheidung allerdings anders. Er gab zu Protokoll: "Ich habe immer gesagt, dass ich die Situation genau beobachte. Und dass meine Position sich verändern kann aufgrund von verschiedenen Informationen. Wir haben selbst unterschiedliche Studien durchgeführt und natürlich auch die neuesten Entwicklungen beobachtet, dass auf europäischem Niveau die Unabhängigkeit einiger Studien in Frage gestellt wird."
Keine Alternativen zu Glyphosat
Eine klare Anspielung auf die Monsanto-Papers, ohne sie zu nennen. Doch was nutzt ein Verbot von Glyphosat, wenn das Verbot nur Privatpersonen betrifft? Immerhin soll der berufliche Sektor viermal so viel Glyphosat benutzen als die Privathaushalte in Belgien. Minister Borsus erklärt: In bestimmten Sektoren wie Landwirtschaft, Gartenbau oder anderen gebe es einfach keine Alternativen zu Glyphosat. Beziehungsweise stünden sie nicht in ausreichender Menge zur Verfügung, um im beruflichen Sektor als Massenprodukt eingesetzt zu werden.
Trotzdem hat Borsus das Problem erkannt und verspricht, auch im professionellen Bereich den Einsatz von Glyphosat immer mehr zurückzufahren. Glyphost, zur Erinnerung, steht im Verdacht, Krebs zu erregen. Borsus kündigt an: "Wir verpflichten uns, in Absprache mit den betroffenen Sektoren, die Menge des eingesetzten Glyphosats nach und nach zu reduzieren. Die Möglichkeiten, Glyphosat künftig einzusetzen, werden immer geringer werden. Und ich werde aktiv dazu beitragen, dass Alternativen auf den Markt kommen. Biopestizide, damit auch im professionellen Sektor die giftigen Pestizide so bald wie möglich verschwinden können."
Das hört sich fast so an, als ob Belgien das Ende von Glyphosat eingeläutet hat. Ganz ohne die EU. Die will sich ja dieses Jahr entscheiden, ob Glyphosat weiter zugelassen werden soll, oder nicht.
Und im Zuge der neuerlichen Diskussion um Glyphosat räumt Jacques Hendrickx, Präsident des Verbands der belgischen Gärtner, mit einem Missverständnis auf. In den Medien werde gerade für die privaten Verbraucher Glyphosat gerne gleichgesetzt mit dem Pflanzenschutzmitte Roundup. Doch das sei falsch.
Nicht die Marke Roundup solle verboten werden, sondern eben der Wirkstoff Glyphosat, der in der Marke Roundup verwendet wird. Es gibt, so sagt Hendrickx, eine ganze Reihe anderer Marken von Pflanzenschutzmitteln, die auch Glyphosat beinhalten. Aber wegen der Verwirrung sei oft folgendes passiert: Wenn man einem Kunden Roundup als Pflanzenschutzmittel angeboten habe und der dann sagte: "Nein, das ist gefährlich." Dann hat man ihm ein anderes Pflanzenschutzmittel angeboten, mit dem er dann zufrieden nach Hause gegangen ist. Obwohl es wahrscheinlich den gleichen Wirkstoff enthalten habe.
Das Gesetz von Willy Borsus ist noch nicht durch, auch das private Einsatzverbot von Glyphosat in Flandern noch nicht. Außerdem soll es dort nur vorläufig gelten, bis größere Klarheit über die Gefahren herrscht, die von Glyphosat ausgehen. Das Verbot in der Hauptstadtregion Brüssel gilt schon länger, in der Wallonie wird das Nutzungsverbot von Glyphosat für Privatpersonen ab 1. Juni gelten.
Kay Wagner - Illustrationsbild: John Thys/AFP