Es ist eine seltsame Geschichte. Erst machte die Meldung die Runde, dass die flämische Innenministerin Liesbeth Homans der großen Moschee von Beringen die staatliche Anerkennung entziehen will. In der Praxis würde das vor allem bedeuten, dass der Einrichtung die öffentlichen Zuschüsse gestrichen würden. Die Fatih-Moschee gehört zum Dyanet-Netzwerk. Das ist so etwas wie die die türkische Zentralverwaltung für religiöse Angelegenheiten.
Und, gerade in diesem Zusammenhang habe es ja in letzter Zeit immer wieder Meldungen über versuchte Einmischung aus Ankara in die Angelegenheiten der Türken in Belgien gegeben, sagt Homans. Sie habe also eine Untersuchung des Sachverhalts durch die Sûreté angefragt. Und der Bericht sei durchaus kritisch ausgefallen, erstmal in Bezug auf Dyanet, aber auch die Fatih-Moschee in Beringen werde ausdrücklich erwähnt.
Konkret sei davon die Rede, dass in der Fatih-Moschee die verschiedenen Bevölkerungsgruppen gegeneinander aufgehetzt würden, sagt Homans. Dass dort polarisiert und, dass der innertürkische Konflikt nach Belgien importiert werde. All das verstoße gegen ein zentrales Anerkennungskriterium, dass solche Einrichtungen die Integration fördern müssen.
Die VRT hat sich daraufhin um eine Stellungnahme der Sûreté bemüht. Ein Interview gab es natürlich nicht, dafür aber ein Kommuniqué, das auch im Beisein der N-VA-Ministerin verlesen wurde.
Brisanter Inhalt
Der Inhalt war dann aber doch ein kleiner Knaller. Die erwähnte Fatih-Moschee, der also die Anerkennung entzogen werden soll, die werde in dem Bericht nicht genauer unter die Lupe genommen. Sie werde allenfalls am Rande erwähnt, und zwar, um einen ehemaligen Imam des Gotteshauses in seinen damaligen Kontext einzubetten.
Und noch ein beißender Satz im Kommuniqué der Sûreté: "Wir stellen fest, dass auf der Grundlage von Teilen unseres Berichtes Schlussfolgerungen gezogen werden, zu denen wir nie gekommen sind." Das ist schon ein dicker Hund. Der Inlandsgeheimdienst sagt da eigentlich nichts anderes als: "Wir werden falsch zitiert".
Liesbeth Homans gab sich aber im VRT-Magazin Terzake unbeeindruckt. Sie wolle ja nicht behaupten, dass die Sûreté lüge. Aber, in dem Bericht, den man ihr vorgelegt habe, werde die Fatih-Moschee aus Beringen namentlich erwähnt. Und da sei von Praktiken die Rede, die ihr als Aufsichtsministerin keine andere Wahl ließen, als einzuschreiten.
Davon abgesehen, die Frage, welches Gotteshaus anerkannt wird und welches nicht, das sei allein ihre Zuständigkeit. Da habe sich die Sûreté nicht einzumischen, fügt die N-VA-Politikerin bissig hinzu.
Homans bleibt stur
Gute fünf Minuten lang ging es in dem Fernsehstudio hin und her. Die Journalistin fragt immer und immer wieder, wie sich Homans noch auf den Bericht der Staatssicherheit berufen kann, wenn doch eben diese Sûreté sagt, sie werde falsch zitiert.
Das mag auch damit zusammenhängen, dass eben diese Liesbeth Homans gerade in letzter Zeit doch schon einige Male in die Kritik geraten ist wegen eines doch "kreativen" Umgangs mit der Wahrheit.
Homans blieb aber bei ihrer Version. Sie dürfe den Bericht nicht freigeben, der sei nunmal vertraulich. Wenn aber die Sûreté meint, sie werde falsch zitiert, nun, dann müsse sie das Dokument eben veröffentlichen.
Roger Pint - Foto: Thierry Roge/Belga