"Frauen müssen weniger verdienen als Männer. Schließlich sind Frauen schwächer, kleiner und weniger intelligent" - so ein Archivton aus längst vergangenen Zeiten. Die Rede war in der vergangenen Woche im EU-Parlament zu hören. Ausgesprochen hat sie der fraktionslose polnische Abgeordnete Janusz Korwin-Mikke. "Eben weil es solche Leute gibt, brauchen wir mehr denn je einen Weltfrauentag", reagierte die Staatssekretärin für Chancengleichheit, Zuhal Demir, in der VRT. Was sie da gehört habe, das sei doch Kafka. Der Mann gehöre ins Museum.
Dabei ist gerade vielerorts eine umgekehrte Entwicklung zu beobachten: Solche frauenfeindlichen Kommentare scheinen gerade wieder ihren Weg aus dem Museum zurück in die Politik zu machen. Ein bisschen überall sind populistische, oft erzkonservative Ideen wieder auf dem Vormarsch - und da ist eine Person wie Donald Trump nur das sichtbarste Beispiel.
Eben gegen dessen offen sexistischen Aussagen sind Frauen in diesem Jahr schon mehrmals auf die Straße gegangen. Am so genannten "women's march" am ersten Tag nach der Amtseinführung von Donald Trump haben mindestens 500.000 Menschen teilgenommen, überwiegend Frauen aber auch Männer... Und die Organisatorinnen dieses "Frauenmarsches" haben jetzt also die Frauen anlässlich des Weltfrauentages zum Streik aufgerufen.
Frauen und Männer gemeinsam für mehr Gleichberechtigung
Naja, streiken würden sie wohl nicht, sagte die Journalistin Véronqiue Goosens und auch die Staatssekretärin Zuhal Demir in der VRT. Es gebe da auch andere Methoden. Man könne sich etwa in schwarz kleiden oder eine schwarze Flagge am Computer befestigen; oder eine "Out of office"- Mitteilung, eine automatische Mailantwort also, die angibt, dass man nicht im Büro ist.
Und schön wäre es, wenn sich der Protest nicht nur auf Frauen beschränken würde, sind sich alle einig. Bei diesem Weltfrauentag gehe es nicht um ein Spannungsfeld nach dem Motto "Frauen gegen Männer", sagte etwa Caroline Pauwels, Rektorin der Freien Universität Brüssel, VUB. Hier gehe es auch nicht um einen Kampf, den allein Frauen ausfechten müssen. Vielmehr sollten Frauen und Männer gemeinsam für mehr Gleichberechtigung eintreten.
Keine Gleichberechtigung in vielen Bereichen
Unter anderem an der VUB wird jedenfalls am Nachmittag zum Anlass des Weltfrauentags zwar kein Streik, aber doch eine symbolische Aktion stattfinden. Im Vordergrund steht dabei steht nicht nur die Solidarität mit Frauen in Ländern, in denen die Frauenrechte inexistent bzw. in Gefahr sind. Auch in Belgien kann man feststellen, dass die Gleichberechtigung noch nicht in allen Bereichen eine Tatsache ist. So gebe es die Gehaltsschere zwischen Männern und Frauen immer noch, sagte die Journalistin Véronique Goossens. Zwar gebe es positive Entwicklungen. Im Durchschnitt verdienen Frauen aber immer noch acht Prozent weniger als Männer.
Und auch die so genannte "Gläserne Decke" ist nach wie vor Realität, die Tatsache also, dass Frauen auf der Karriereleiter irgendwann immer noch plötzlich nicht mehr weiterkommen, eben an eine unsichtbare Barriere stoßen. Immer noch ist nur eine von drei Führungskräften eine Frau. Aber immerhin: Mit Sophie Dutordoir ist gerade erste eine Frau zur Chefin der Nationalen Eisenbahngesellschaft SNCB aufgestiegen. Das hätte so mancher sich vor 20 Jahren auch nicht vorstellen können.
Oft wirkt da in den Köpfen vieler Unternehmenschefs immer noch eine Tatsache als Hemmschuh: Es sind eben immer noch die Frauen, die die Kinder bekommen. Deswegen denkt auch die neue Staatssekretärin an Maßnahmen, um die Last gleichmäßiger zu verteilen, etwa, dass entweder der Vater oder die Mutter mindestens ein Drittel der gesamten Elternzeit nehmen müssen, auf die das Paar Anrecht hätte, der jeweils andere dann den Rest. Sie arbeite daran, sagt Demir, fügt aber vorsichtig hinzu: Sie werde allerdings noch ihre Kollegen überzeugen müssen.
Roger Pint - Illustrationsbild: Yorick Jansens/BELGA
Na klar, dass ich als Frau auch am Weltfrauentag meinen "Senf" dazu geben muss und auch möchte. Gebe eine Aussage wider, die eine Person meines Geschlechtes vor ca 5 Jahren machte. Es ging dabei um Plenarsitzungen im Parlament, deren Termine würden gerade zu den Abendstunden festgesetzt, ohne Rücksicht, dass Kleinkinder ins Bett, gewaschen und Sonstiges noch benötigten.
Gebe nur wider, was mir damals zugetragen wurde.