Kaum ist die Messe aus, werden die Stühle beiseite geschoben und die Wein- und Bierflaschen geöffnet. Nach dem Gottesdienst verwandelt sich die Kirche von Brielen in eine Schankstube. Der Grund: Es gibt keine Kneipe mehr in dem 900 Seelen-Ort nördlich von Ypern. Um die Dorfgemeinschaft nicht auf dem Trockenen sitzen zu lassen, greift die Pfarre zu ungewöhnlichen Mitteln.
"Das Dorfleben drohte zu verschwinden, wir bringen die Menschen jetzt zusammen", sagt die Vorsitzende des Pfarramts von Brielen, Christiane Ameel, die hinter der improvisierten Kirchen-Theke steht und Getränke an die durstigen Gottesdienstbesucher ausschenkt.
In geselliger Runde sitzen die Dorfbewohner beisammen und tauschen sich über das Neueste aus der Ortschaft aus. Im Angebot der außergewöhnlichen Kirchenbar in Brielen: Trappistenbier, Wein, Orangensaft und Kaffee. "Ein Euro für ein Trappistenbier, das ist so gut wie geschenkt", freut sich ein Kirchengänger.
Dann stellt die VRT-Reporterin die entscheidende Frage: "Würden Sie auch zum Gottesdienst kommen, wenn hier kein Bier ausgeschenkt würde?" Ehrliche Antwort des Gläubigen: "Vermutlich würde ich weniger oft in die Messe gehen."
Das Bistum Brügge hat kein Problem mit der ungewöhnlichen Praxis, solange die Menschen vorher auch den Gottesdienst besuchen.
Beim Frühschoppen in der Kirche von Brielen müssen verschiedene Regeln eingehalten werden: So darf keine Musik gespielt und auch nicht getanzt werden. Außerdem muss spätestens um 13 Uhr die letzte Runde bestellt werden.
Dann kehrt wieder Ruhe in das Gotteshaus ein. Bis nächsten Sonntagmorgen.
Alain Kniebs - Bild: BRF