Nach seinem ersten Treffen mit dem neuen US-Vizepräsidenten Mike Pence hat sich Premierminister Charles Michel zufrieden gezeigt. Man habe offen miteinander gesprochen und sich die Sachen gesagt, die gesagt werden mussten, so Michel nach einem Abendessen mit Pence. An dem Gespräch hatte auch Außenminister Didier Reynders teilgenommen.
Die Öffentlichkeit erfuhr nicht viel über den Austausch zwischen Michel und Pence. Der US-Vizepräsident verzichtete nach dem Treffen komplett auf Äußerungen gegenüber der Presse. Michel kehrte den Optimisten heraus.
Das Gespräch sei intensiv verlaufen und sehr konstruktiv gewesen, sagte der Premierminister. Er habe Belgiens Haltung klar vertreten, nämlich sich weiter für die Einheit Europas stark zu machen, Werte wie Meinungsfreiheit, Toleranz und Menschenrechte zu verteidigen, auf weiterhin gute und feste Beziehungen zwischen Belgien und den USA zu hoffen. Er glaube, so Michel, dass diese Botschaften bei Pence auch angekommen seien.
Dieser hatte sich vor dem Abendessen nur kurz gegenüber der Presse geäußert. Es sei eine Ehre für ihn, in Brüssel zu sein, sagte Pence. Danach kamen noch ein paar Höflichkeitsfloskeln. Fragen der Journalisten wurden nicht zugelassen.
Höflichkeitsbesuch
Aus belgischer Sicht war das Ergebnis des Treffens also durchaus bescheiden. Aus all dem, was Trump bisher so pauschal einfach über Europa und seine Staaten so von sich gegeben hat - Schweden jetzt am Wochenende ist ja wieder mal so ein Beispiel, oder auch die Bezeichnung von Belgien als Stadt - lässt sich doch schließen, dass Belgien weiterhin für Trump und sein Team, also auch Mike Pence, kaum eine Rolle spielen dürfte.
Man kann stark davon ausgehen, dass Pence auch gar nicht nach Brüssel gekommen wäre, wenn es die EU und die Nato hier nicht gäbe. Das Treffen von Pence und Michel war wohl in erster Linie ein Höflichkeitsbesuch, wie es die Etikette vorschreibt. Aber dass Belgien als Land irgendetwas davon hätte, ist doch zu bezweifeln.
Treffen mit Vertretern von EU und Nato
Am Montagvormittag hat sich Pence mit der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini getroffen. Dabei ignorierte Pence nach Angaben von Journalisten die Frage nach der Haltung von US-Präsident Trump zu Europa. Anschließend fuhr Pence zum Europaviertel, wo er von Ratspräsident Donald Tusk empfangen wurde. Tusk fand seinem Gast gegenüber klare Worte. Er hatte ja schon früher Trump klar kritisiert - und er wiederholte diese klaren Worte diesmal wieder gegenüber Pence. Die EU, so Tusk, setze sich für eine Welt ein, in der kein Platz für Chaos, Gewalt und Arroganz sein soll. Die Nato sei essentiell für die EU. Man könne über Änderungen in der Nato sprechen, aber doch nur mit dem Ziel, sie zu stärken und nicht zu schwächen. Und die EU glaube weiter fest an die Stärke der Einheit, die die EU Europa gebe. Die USA wüssten ja selbst, was für eine Kraft in Einheit liege.
Mike Pence seinerseits zeigte sich freundlich. Er habe eine wichtige Botschaft mitgebracht. Nämlich die, dass die USA weiterhin eng und partnerschaftlich mit der EU kooperieren wollten. Man habe die gleichen Werte, und dabei werde es auch bleiben. Eine neue gemeinsame Aufgabe gebe es auch schon, nämlich den Kampf gegen den Islamismus. Alles also eher versöhnliche Worte, die die Gemeinsamkeiten zwischen Amerikanern und Europäern hervorhoben.
Zum Abschluss seiner ersten Europareise trifft US-Vizepräsident Mike Pence am Montagnachmittag noch mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg zusammen.
vrt/belga/kw/sh - Foto: Nicolas Maeterlinck/BELGA