Ein Trikot der Roten Teufel, ein Gilles-Gewand aus Binche und eine Anwaltstoga - das sind nur einige Outfits aus dem gut gefüllten Kleiderschrank von Manneken Pis. Bereits seit dem 18. Jahrhundert wird das Brüsseler Wahrzeichen mit maßgeschneiderten Kostümen beschenkt.
Eines der ersten hat Manneken Pis 1747 von Frankreichs König Ludwig XV. bekommen, der damit die aufgebrachte Brüsseler Bevölkerung besänftigen wollte. "Die französischen Soldaten, die im Jahr 1747 in Brüssel stationiert waren, machten sich über Manneken Pis lustig", erklärt Isabelle Douillet-De-Pagne von den Brüsseler Museen. Die Einwohner der Hauptstadt konnten damals aber überhaupt nicht darüber lachen. Damit die Situation nicht eskaliert, hat der diplomatische König Ludwig XV. dem Bengel ein edles Gewand geschenkt und ihn geadelt. Dadurch mussten sich die französischen Soldaten vor der 61 Zentimeter hohen Statue verneigen.
30 Mal jährlich Kleiderwechsel
Das fast 300 Jahre alte Edelmann-Kostüm ist wohl das wertvollste Stück aus dem reichhaltigen Fundus von Manneken Pis. 130 seiner insgesamt fast 1.000 Outfits sind in dem kleinen, neuen Museum - nur einen Steinwurf vom dauerpinkelnden Wahrzeichen in der Brüsseler Altstadt - zu sehen. Damals wie heute dienen die Kostüme der Brüsseler Folklore. Außerdem werden sie seit jeher zur Belustigung der Bevölkerung eingesetzt, erklärt Historikerin Sylvie Jacobs.
Etwa 30 Mal im Jahr wird Manneken Pis eingekleidet - immer passend zu besonderen Anlässen. Dem kleinen Bengel ein Kostüm überzuziehen, ist aber gar nicht so einfach, erklärt Chef-Einkleider Nicolas Edelman. Manneken Pis könne ja weder seine Arme noch seine Beine bewegen, sagt sein Einkleider.
Kostüme aus Eupen und Kelmis
Jedes Jahr kommen knapp 15 neue Kostüme hinzu. Der Brüsseler Bengel besitzt auch zwei ostbelgische Outfits - nämlich das mit der Nummer 143 - eine Uniform der Blauen Funken aus Eupen aus dem Jahr 1957 und das mit der Nummer 667 - ein Geschenk des Karnevalsvereins KKG Ulk aus Kelmis zum 11x11-jährigen Bestehen im Jahr 2000.
Und noch etwas: Die Original-Manneken Pis-Statue ist nicht die, die täglich von Hunderten Touristen bewundert wird. Aus Sicherheitsgründen steht dort nur eine Kopie. Das Original aus dem Jahre 1620 kann man sich im Brüsseler Museum im "Maison du Roi" auf dem Grand’Place anschauen.
Alain Kniebs - Bilder: Emmanuel Dunand (afp)/Nicolas Maeterlinck (belga)/Maarten Weynants (belga)/Laurie Dieffembacq (belga)