Lange hatte es so ausgesehen, als ob Paul Furlan sich über Wasser halten könnte. Doch seit der Vif/L’Express am Mittwoch neues Geschütz gegen den PS-Minister aufgefahren hat, ist die Luft für ihn verdammt dünn geworden. Der Vorwurf lautet Interessenskonflikt. Furlan soll einem Freund bei Amtsantritt 2009 die Verwaltung seiner privaten Firmenanteile überlassen haben. Das Problem: Dieser Freund arbeitet jetzt in Furlans Kabinett.
Die Zeitung La Libre Belgique legt am Donnerstag nach: Der Energie-Berater im Mitarbeiterstab von Minister Furlan ist kein geringerer als der Sohn des Verwaltungsratsvorsitzenden von Ores, dem wallonischen Strom- und Gasnetzbetreiber. Auch der Bürgermeister von Manage ist im Kabinett Furlan beschäftigt. Das ist deswegen problematisch, weil der Minister die Aufsicht über die wallonischen Kommunen hat. Furlan war zuvor bereits in die Kritik geraten, weil er seine Lebensgefährtin eingestellt hatte.
Dem Koalitionspartner CDH ist das Ganze inzwischen zu bunt geworden. Die Christdemokraten verlangen Erklärungen vom PS-Minister - und zwar schnell. Am Nachmittag dürfte es im wallonischen Parlament ohnehin heiß hergehen. Da ist das Misstrauensvotum der Opposition im Parlament in Namur geplant. Liberale und Grüne fordern den Rücktritt von Paul Furlan.
Alain Kniebs - Foto: Thierry Roge (belga)