Isabelle Kocher, die große Engie-Chefin, war höchstpersönlich aus Paris angereist, um den Abgeordneten im zuständigen Ausschuss Rede und Antwort zu stehen. Es sei ihr Wunsch und ihre Absicht, das Vertrauen wiederherzustellen, sagte Kocher gleich zum Auftakt. Denn in der Tat: Eben dieses Vertrauen hatte in letzter Zeit doch etwas gelitten.
Eins ums andere Mal wurde Engie-Electrabel nachdrücklich von der Atomaufsichtsbehörde FANK ermahnt. Kernvorwurf: Die Sicherheitskultur in den Kernkraftwerken nehme ab, das gelte insbesondere für den Standort Tihange.
Konkret: Das Personal gehe oft zu schludrig mit den Sicherheitsbestimmungen um, Mindeststandards würden zuweilen missachtet. Dabei sei die Sicherheit der Anlagen aber nie ernsthaft gefährdet gewesen, betonte Isabelle Kocher.
Dennoch: Man nehme die Verwarnung ernst und wolle jetzt entsprechend reagieren. Kocher präsentierte einen Maßnahmenkatalog, bestehend aus 314 Punkten. 140 davon seien schon umgesetzt worden. Bis Mitte nächsten Jahres soll die komplette Liste abgearbeitet sein. Vorgesehen sind unter anderem Schulungen für das Personal. Außerdem wird der Leiter des AKW Tihange in naher Zukunft ausgetauscht. Auch soll es künftig nur noch ein Team von Ingenieuren geben, das für alle Standorte zuständig sein soll. Und schließlich will Electrabel verstärkt Rat von externen, internationalen Experten einholen.
Roger Pint - Bild: Eric Lalmand/BELGA