Nach einer Schweigeminute am Dienstagmorgen im Parlament sprach der Kammervorsitzende Siegfried Bracke den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus. "Leider wissen wir in Belgien nur allzu gut, wie sich das anfühlt", sagt Bracke in Anspielung auf die Anschläge von Brüssel vor knapp neun Monaten.
Bei der EU in Brüssel wehen die Flaggen auf Halbmast. Europa fühlt sich mit Berlin und Deutschland verbunden. "Wieder einmal sind unschuldige Bürger Opfer brutaler Gewalt geworden, bei einem entspannten Bummel über dem Weihnachtsmarkt, einem Ort der Begegnung", bedauerte Premierminister Charles Michel.
Michel rief alle Europäer zu Geschlossenheit auf - um für die Demokratie, unsere Grundwerte und -Freiheiten einzustehen. Sein Leben weiterleben wie bisher und sich nicht unterkriegen lassen, so lautet die Devise.
Am Tag nach dem Anschlag und angesichts der grässlichen Bilder aus Berlin ist das nicht einfach, weiß auch Außenminister Didier Reynders, der wegen der Häufung von Terroranschlägen – nicht nur in Europa – von einer Tragödie spricht. "Berlin weckt schmerzhafte Erinnerungen an Nizza und Brüssel", sagt Reynders. In Ägypten und Jordanien haben Terroristen in letzter Zeit auch schwere Anschläge verübt, betont der Außenminister, der sich gerade im Nahen Osten aufhält.
Keine zusätzlichen Maßnahmen
Terror ist ein globales Problem. Doch was bedeutet das für uns? Die Bedrohungslage in Belgien sei unverändert, erklärte Innenminister Jan Jambon. Es bleibe vorerst bei der zweithöchsten Stufe. Die Sicherheitsbehörden würden aber regelmäßig eine Neubewertung der Lage vornehmen.
Das Krisenzentrum hat bislang keine zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen für die Weihnachtsmärkte im Land angeordnet. In Antwerpen wird trotzdem vorsorglich nachgerüstet. Auch in anderen belgischen Städten wird das Sicherheitskonzept nach der Attacke von Berlin überdacht. "Man kann aus einem Weihnachtsmarkt aber keine Festung machen", warnt Marc Garin von der Polizei in Mons.
Wegen der Europol-Warnung waren die Maßnahmen schon im Vorfeld der Adventszeit belgienweit verschärft worden, erklärt Gents Bürgermeister Daniel Termont. Schwere Betonblöcke würden bereits alle Zugangswege zum Weihnachtsmarkt versperren. "Ich wüsste nicht, welche zusätzlichen Maßnahmen wir noch treffen können", so der Bürgermeister von Gent.
Alain Kniebs/b/est - Bild: Nicolas Maeterlinck/Belga