Bereits vor acht Jahren war Lufthansa bei der Brussels Airlines-Muttergesellschaft SN Airholding eingestiegen. Jetzt übernehmen die Deutschen die verbleibenden Anteile und damit die gesamte belgische Fluggesellschaft.
"Die Lufthansa glaubt an den belgischen Markt und die Lufthansa glaubt an Brussels Airlines. Und deswegen ist der heutige Tag ein logischer Schritt unserer Partnerschaft zu intensivieren. Wir glauebn der Markt hat Potential für weiteres Wachstum. Wir werden zum Beispiel ab März Belgien mit Indien verbinden. 200 Arbeitsplätze werden allein durch dieses eine Extra-Flugzeug geschaffen. Das zeigt, glaube ich, in welche Richtung es gehen kann", sagt Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa AG, im BRF-Interview.
Wachstum: Das ist, was die Lufthansa als größte Airline-Gruppe in Europa anstrebt. 2017 wird ein Übergangsjahr, um gemeinsame Strukturen und Synergien zu schaffen. Ab 2018 soll Brussels Airlines dann unter dem Dach der Eurowings-Gruppe fliegen - der Billigflug-Tochter von Lufthansa.
Service mit attraktiven Preisen
"Ich denke, wenn Brussels Airlines zu Eurowings kommt - denn wir sind ein Drittel von Eurowings - haben wir die Gelegenheit Eurowings mitzugestalten. In einem anderen Teil der Lufthansa-Gruppe würde das nicht dasselbe sein", erklärt Brussels Airlines-Geschäftsführer Bernard Gustin zu den künftigen Gestaltungsmöglichkeiten.
Will heißen: Brussels Airlines hat als Teil von Eurowings mehr Gewicht - und Erfahrungswerte, konnte sie ihre Kostenstruktur in den vergangenen Jahren doch spürbar senken und kämpft in Zaventem erfolgreich gegen Billigfluglinien. "Wir haben das hybride Modell - Service mit attraktiven Preisen, kein Low-Cost", so Gustin.
Der Name Brussels Airlines bleibt bestehen - auch über 2018 hinaus. "Es ist wichtig die Balance zu halten zwischen der lokalen Stärke von Brussels Airlines, ihrer Mitarbeiter und ihrer Marke und auf der anderen Seite der globalen Stärke der Lufthansa-Gruppe mit 120.000 Mitarbeitern und fast 700 Flugzeugen. Wir werden letztendlich nichts tun, was diesem lokalen Touch, dem belgischen Touch, den die belgischen Passagiere so schätzen, entgegenwirkt", erklärt Spohr.
Markenname bleibt vorerst
Auch der Markenname wird aller Voraussicht bestehen bleiben. "Wir würden den Markennamen nicht anfassen, wenn wir keine Einigung mit dem belgischen Management dazu hätten. Er muss auf jeden Fall weiterhin einen belgischen Touch behalten. Zurzeit gibt es dazu aber keine Pläne", so Spohr weiter.
Eine Arbeitsplatzgarantie gibt es in der Luftfahrtbranche nicht. Stellenstreichungen plant Lufthansa aber nicht - zumindest solange die Zahlen stimmen. Brussels Airlines soll weiter wachsen und neue Ziele anfliegen. Neben dem Kerngeschäft Europa, wo derzeit knapp 80 Strecken angeboten werden, umfasst die Langstrecke insgesamt 23 Ziele, vor allem in Afrika, Nordamerika und ab März die erste Verbindung nach Asien.
Brussels Airlines hätte alleine nicht überleben können
Ohne die Partnerschaft mit Lufthansa hätte Brussels Airlines nicht überleben können, sagt Vorstandsvorsitzender Etienne Davignon. Zu Beginn des Einstiegs vor acht Jahren habe man nur drei Langstreckenflugzeuge gehabt, jetzt seien es zehn. Mit Taten hätten die Deutschen doch bewiesen, dass die Partnerschaft einen großen Nutzen habe. Von Zerschlagung könne nicht im geringsten die Rede sein, so Davignon.
Auch Geschäftsführer Gustin sieht der Zukunft positiv entgegen: "Nächstes Jahr wird Brussels Airlines mehr Brussels Airlines sein denn je."
akn/mg - Bild: Nicolas Maeterlinck/BELGA