"Ungerecht und traurig, dass er so früh gehen musste", findet José Darras, Ecolo-Gründungsmitglied und Jacky Moraels politischer Ziehvater. Seine Gedanken gelten der Familie und seinem Sohn.
Morael, geboren 1959 in Herstal und aus einfachen Verhältnissen kommend, strebte eigentlich nach seinem Studium der Kommunikationswissenschaften eine Karriere als Journalist an. Dabei arbeitete er für den freien Radiosender der Menschenrechts- und Umweltorganisation "Amis de la Terre", dem Vorläufer von Ecolo. Deren Präsident hieß damals José Darras.
Morael sei sehr begabt gewesen, erinnert sich Darras, der ihn schon während seiner Zeit als Geographielehrer in Lüttich als Schüler gehabt hatte, und ihn später dann zu seinem Assistenten machte. Doch das sei alles unbefriedigend für ihn gewesen. Er sei dann sehr schnell Föderalsekretär geworden und habe eine sehr wichtige Rolle für die Entwicklung der Partei gespielt - ein Kommunikator mit einer lebhaften Intelligenz , ein Schreibtalent und jemand der es geschafft habe Ecolo nach vorne zu bringen, so José Darras.
Morael brachte Ecolo den größten politischen Erfolg
Und in der Tat: Jacky Morael wird die frankophonen Grünen zu ihrem wohl größten politischen Erfolg bringen. Er gilt als Architekt des Wahlerfolgs von 1999 und anschließender Regierungsbeteiligung in der Regenbogenkoalition Verhofstadt I mit Sozialisten und Liberalen. Sein Rezept: Er holt Ecolo aus der Nische und öffnet die Partei für andere Themen. Er spricht sowohl mit Arbeitern als auch mit Unternehmern. Wirtschaftliche Themen, von Grünen oft stiefmütterlich behandelt und misstrauisch beäugt, holt er auf die politische Agenda. Ein Mann mit sehr viel Voraussicht, so der Tenor heute. Die Koalition der MR mit der N-VA sah er schon 2011 voraus.
Morael hat die ökologische Bewegung stark geprägt und beeinflusst, sagt auch die ehemalige Ecolo-Co-Präsidentin Isabelle Durant. Er habe dafür gesorgt, dass Partei, die in den 1990er Jahren noch sehr ökologisch ausgerichtet war, offener wurde, sich der Realität stellte, sich auch dem Politischen Umfeld gegenüber mehr und mehr öffnete und sich somit auch bei den politischen Partnern Respekt verschaffte. Jacky Morael hat Ecolo erwachsener, reifer und politisch einflussreicher gemacht, so Durant.
So kam es dass Morael nach dem Wahlerfolg von Ecolo 1999 - der Dioxinskandal war da auch nicht ganz unschuldig - mit am Verhandlungstisch saß, als die Regenbogenkoalition besiegelt wurde. Dabei handelte er eine Refinanzierung des frankophonen Unterrichtswesens aus, eine Herzensangelegenheit der Grünen.
Politische und private Schicksalsschläge
In die Regierung schaffte er es trotzdem nicht. Politische Machtspiele sorgten dafür, dass er darauf verzichte Minister zu werden. Man unterstellte ihm, persönliche Interessen befriedigen zu wollen. Resultat: Moraels Mit-Präsidentin Isabelle Durant wechselt als Verkehrsministerin in Verhofstadts Kabinett. Eine Enttäuschung.
Hinzu kommt ein weiterer weitaus schwererer Schicksalsschlag: Jacky Moraels heranwachsende Tochter stirbt an einer plötzlichen Gehirnhautentzündung. Eine schwierige Zeit für Jacky Morael, sagt der Ecolo-Co Präsident Philippe Defeyt. Morael hatte der Partei zum Sieg verholfen. Doch dann kamen die politischen und privaten Schläge. Das alles hatte Spuren hinterlassen.
Jacky Morael wandert in die zweite Reihe. Von 1999 bis 2003 ist er Senator. Zwischenzeitlich erlebt er einen Sturz, er bleibt körperlich angeschlagen. 2010 wird er ein zweites Mal zum Senator gewählt. 2014 ist seine politische Karriere zu Ende.
Richtungsweisend für ganze Generation von Ecolo-Politikern
Morael prägte eine ganze Generation von Ecolo-Poltikern. Auch die aktuelle Co-Präsidentin Zakia Katthabi holte sich bis zuletzt Rat bei ihm. Morael habe sich zwar aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, aber war der Partei immer noch nah. Er sei immer noch sehr interessiert gewesen, habe die Dinge noch gut analysieren können und habe ihr immer noch bei ihren Entscheidungen geholfen, so Katthabi.
Noch vor wenigen Monaten habe sie sich mit ihm ausgetauscht, und möchte seine Ratschläge auch für ihre Aufgaben der kommenden Jahre beherzigen.
Parteiübergreifende Anteilnahme
Reihum meldeten sich am Mittwoch Politiker aller Couleur, um Morael zu würdigen, darunter auch MR-Außenminister Didier Reynders, der Morael noch aus gemeinsamen Regierungszeiten aus Lütticher Zeiten kannte. In Erinnerung an die Regierungsverhandlungen von 1999 sagte Reynders, dass Morael Kompromisse ermöglicht habe, was ihm innerhalb der eigenen Reihen nicht nur Dank eingebracht habe.
Premierminister Charles Michel twitterte, mit seinem Tod verliere Belgien einen beeindruckenden Mann, der mit einer außergewöhnlichen politischen Intelligenz ausgestattet gewesen sei.
PS-Chef Elio Di Rupo sprach von einem schweren Verlust für die grüne Politik in Belgien. Für den CDH-Präsidenten Benoit Lutgen hatte Morael das Talent eines Staatsmannes, eines politischen Strategen und eines Pädagogen.
Der ehemalige grüne Staatssekretär und Co-Vorsitzende Olivier Deleuze nannte Morael einen wahrhaftigen und sympathischen Menschen.
Für den ehemaligen Ecolo-Co-Präsidenten Jean-Michel Javaux war Jacky Morael vor allem ein guter Freund aber auch ein politischer Mentor und Vater. Javaux wäre wohl nicht in die Politik gegangen, wenn er ihn nicht getroffen hätte. Dutzende Jugendliche hatte er inspiriert, sich in der Politik zu engagieren und an einem anderen Gesellschaftsmodell zu arbeiten.
vk/sh - Bild: Michel Krakowski/BELGA