Mit der Visite auf Staatschefebene wollen beide Länder ihre ausgezeichneten Beziehungen unterstreichen. Es läuft sogar so gut, dass die Grenze zwischen Belgien und den Niederlanden jetzt verschoben wird.
Marschmusik, die Ehrengarde von Oranje und große niederländische und belgische Flaggen. Alles steht bereit, der Staatsbesuch kann beginnen. Die königstreuen Holländer sind ganz aus dem Häuschen. Denn neben Willem-Alexander und Maxima bekommen sie heute auch Philippe und Mathilde aus Belgien zu sehen.
"So ein schönes Paar", sagt eine Frau am Straßenrand. Eine andere fügt hinzu: "Ich habe Eurem Philippe vor ein paar Jahren mal die Hand geschüttelt und weiß seitdem genau, warum Mathilde sich in ihn verliebt hat."
Auch die Touristen verfolgen das Spektakel. "Prinzipiell ist es immer ganz nett, wenn man irgendwo ist und dann noch die Königsfamilie sieht", meint eine Frau aus Österreich.
Heute sind beide Königshäuser eng befreundet. Das war aber nicht immer so. Nachdem sich die Belgier 1830 von Oranje losgelöst hatten, herrschte lange Zeit Eiszeit zwischen Den Haag und Brüssel. Der belgisch-niederländische Grenzvertrag kam erst nach vielen diplomatischen Verwerfungen und 15 Jahre nach Staatsgründung zu Stande.
Belgien wird kleiner
Mittlerweile läuft es aber wie geschmiert. Zwischen Visé und Eijsden wird die Grenze verschoben. Unterm Strich wird Belgien um 10 Hektar kleiner, erhält dafür aber eine funktionstüchtige Schleuse von den Niederlanden.
Eine Grenzänderung ganz ohne Krieg und im gegenseitigen Einverständnis: Das habe Seltenheitswert. Deshalb schauten viele Länder gerade mit besonderem Interesse auf die Niederlande und Belgien, so Außenminister Didier Reynders.
Die Grenzkorrektur war wegen der Begradigung der Maas und dem Bau von Albert- und Juliana-Kanal nötig geworden. Dadurch waren dies- und jenseits der Grenze kleine Halbinseln entstanden, die aber nur über das jeweils andere Land zu erreichen waren. Die Folge: Rechtsfreie Räume waren entstanden, die vor allem Drogendealer nutzen. Durch die geklärten Grenzverhältnisse wird dem Treiben jetzt ein Ende bereitet, verspricht der niederländische Außenminister Bert Koenders.
Auch sonst wollen beide Länder ihre Zusammenarbeit intensivieren. Auf EU-Ebene, im Benelux-Verbund und bei der direkten Kooperation. Aus Spargründen werden Botschaften zusammengelegt. In Argentinien ist das bereits der Fall. Im Kongo soll im kommenden Sommer die neue belgisch-niederländische Vertretung eröffnet werden.
Paasch mit nach Amsterdam
Mit nach Amsterdam gereist sind die Ministerpräsidenten der Gemeinschaften und Regionen. Flandern und Holland pflegen besonders enge Kontakte – vor allem kulturell. Erst kürzlich waren sie gemeinsam Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse, sagt Flanderns Ministerpräsident Geert Bourgeois.
Die Deutschsprachige Gemeinschaft grenzt in Kelmis an die Niederlanden und auch in der Euregio Maas-Rhein werde intensiv zusammengearbeitet, sagt der ostbelgische Ministerpräsident Oliver Paasch: "Wir wissen ja, dass der König großen Wert darauf legt, die Deutschsprachigen einzubinden. In der euregionalen Zusammenarbeit geht es um die Rettungs- und Polizeidienste, Sicherheitsfragen und auch verstärkt um Zusammenarbeit in Bildungsangelegenheiten."
Noch bis Mittwoch sind König Philippe und Königin Mathilde im Land von Willem-Alexander und Maxima zu Gast.
Alain Kniebs - Bilder: Eric Lalmand / Denis Closon / Didier Lebrun / Koen Van Weel (belga/afp)