Die Fank sei mit ihrer Geduld am Ende, schreibt De Standaard - und dies offenbar vor allem wegen der anhaltenden Passivität des Stromherstellers Electrabel. Die föderale Atomaufsichtsbehörde kritisiert schon seit einiger Zeit, dass in den Atomanlagen von Doel, aber vor allem von Tihange, offensichtlich die "Sicherheitskultur abbröckele". Immer häufiger komme es zu teilweise flagranten Missachtungen der Sicherheitsvorschriften.
Als ein neues Gutachten über den Brandschutz in den Kernreaktoren ans Licht kam, war das Maß voll. Der interne Untersuchungsbericht kam zu dem Schluss, dass die Anlagen nur sehr unzureichend gegen ein Feuer geschützt sind.
Das Fazit liest sich wie eine Horrorvision: Das Risiko, dass ein Brand zu einer Kernschmelze führt, werde auf statistisch "einmal alle zehn Jahre" geschätzt. Dieses Gutachten sei von den Electrabel-Verantwortlichen als "unrealistisch" vom Tisch gefegt worden. Die Fank forderte dennoch den Betreiber der Atomkraftwerke nachdrücklich dazu auf, Nachbesserungen vorzunehmen.
Problematisch ist offenbar auch, dass insbesondere in Tihange der soziale Haussegen mächtig schief hängt. Auch deswegen werde es immer schwieriger, den Mitarbeitern klar zu machen, dass die Sicherheitsvorschriften akribisch zu befolgen sind. Electrabel gelobt jedenfalls Besserung: Der für die Atomanlagen zuständige Verantwortliche wurde bereits ausgewechselt.
Roger Pint - Bild: Eric Lalmand/BELGA