Am Donnerstag hat der Brussels Airport sein Strategiepapier vorgestellt. Der Flughafen peilt eine Verdopplung seiner Aktivitäten an. Für die Anwohner dürfte das wie ein Albtraum klingen, das muss es aber nicht unbedingt sein.
Denn eine Verdopplung der Passagiere – also von 23 Millionen im Jahr auf dann 40 Millionen – heißt nicht doppelt so viele Flugzeuge. Die neuen Maschinen sind größer, leiser und vor allem: Die Airlines stehen unter einem hohen Kostendruck und sorgen dafür, dass mehr Menschen an Bord sind.
Derzeit gibt es rund 600 Flugbewegungen pro Tag in Brüssel und langfristig sollen es bis zu 850 werden, also rund 30 Prozent mehr. Das wären in etwa so viele wie im Jahr 200 vor der Sabena-Pleite.
Nachfrage steigt
Flughafen-Chef Arnaud Feist sagt, der Airport müsse wachsen, weil die Nachfrage steigt. Kann Brüssel nicht liefern, dann suchen sich die Passagiere und Unternehmen einen anderen Flughafen in den Nachbarländern und Brüssel würde leer ausgehen. Der Schaden für die belgische Wirtschaft wäre beträchtlich. Nach dem Antwerpener Hafen ist Brussels Airport der zweitwichtigste Wirtschaftspol in Belgien.
Das Problem ist nur: Die aktuelle Kapazität stößt bald an ihre Grenzen. An einem Ausbau führt kein Weg vorbei, sagt Feist im BRF-Interview. Neue Start- und Landebahnen sind nicht geplant. Eine der drei bestehenden Start- und Landebahnen (Richtung Osten) könnte man verlängern oder zumindest die Zubringerwege dafür, was bis zu 20 Starts- und Landungen mehr pro Stunde ermöglichen würde.
Da ist Ärger vorprogrammiert. Die Anrainer-Vereinigungen reagierten bereits äußerst unzufrieden. Der Flughafen betont aber, dass noch nichts entschieden sei, dass das lediglich eine Langzeitvision sei und dass man ein Forum schaffen werde, um mit allen Betroffenen - Unternehmen und Anwohnern - über die Problematik zu sprechen. In Sachen Flugrouten hat der Airport nichts zu sagen, dieses Minenfeld ist Zuständigkeit der Föderalregierung.
Neue Stellen
Der Flughafen verspricht mehr Jobs. Derzeit arbeiten am Flughafen und in den vielen Betrieben rund herum - also bei Airlines, Logistik, Dienstleistern aller Art, ... - 60.000 Menschen. Laut Strategiepapier sollen es doppelt so viele werden: 120.000 im Jahr 2040. Es sollen auch zwei neue Terminals entstehen sowie zahlreiche andere Gebäude.
Arnaud Feist betont, dass es sich um ein Großprojekt handelt. Um eine Vision, wie es sie in den 1950er Jahren gab. "Wir brauchen wieder mehr von diesem Geist. Das ist gut fürs Land und für die Wirtschaft." Er würde sich wünschen, dass mehr Unternehmen im Land so positiv in die Zukunft blicken.
Alain Kniebs - Bild: Nicolas Maeterlinck/Belga