Alles dreht sich um die Frage, ob Knecht Ruprecht – der schwarze Gehilfe von Nikolaus – rassistisch ist oder nicht. Statt schwarzer Schminke hat der „Piet“ mancherorts jetzt nur noch Rußflecken im Gesicht, trotzdem ist ein Streit um die alte Tradition entbrannt. Im niederländischen Rotterdam mussten sogar 200 Aktivisten festgenommen werden.
Alle Jahre wieder … Mitte November kommt der Nikolaus ins Land. 15.000 Kindern und ihre Eltern haben ihn in Antwerpen feierlich empfangen. Der Heilige Mann reist per Schiff aus Spanien an. Mit an Bord: Eine Horde von Gehilfen, den "Zwarte Pieten". Allerdings sind die längst nicht mehr so schwarz wie sie früher einmal waren.
"Zwarte Piet kommt durch den Schornstein und den Kamin und bringt so die Geschenke vom Nikolaus", erklären die Kinder. Daher seine schwarzen Flecken im Gesicht.
Um die Rassismus-Vorwürfe aus der Welt zu schaffen, setzt Antwerpen auf die neue Geschichte. Das ganze Land sollte diesem Vorbild folgen, fanden verschiedene Bildungsorganisationen und Produzenten von Kinderserien und haben vergangene Woche den "Zwarte Piet-Pakt" geschlossen.
"Wir wollen das Nikolaus-Fest beibehalten, allerdings alle Elemente entfernen, die als rassistisch angesehen werden könnten", sagt Wim Vanseveren von der flämisch-niederländischen Organisation deBuren. Zwarte Piet sollte nicht mehr als dummer, untergebener Gehilfe dargestellt werden mit schwarzem Gesicht und dicken Lippen. Deshalb die neue, politisch korrekte Variante mit den Rußflecken.
Dass verschiedene Vereinigungen das Ganze aber schriftlich festhalten mussten, in einer Art Vertrag, geht vielen entschieden zu weit. Ihr Aufruf: Lasst die Kirche im Dorf!
Dass die Figur des Zwarte Piet für einige verletzend sein kann, könne er verstehen. Darum sei es gut, wenn es einige Anpassungen gebe, so ein Passant bei der Ankunft von Nikolaus im Antwerpener Hafen. Allerdings gebe es wichtigere Probleme, meint seine Frau. Knecht Ruprecht gebe es schon seit Jahrhunderten und er sei immer schwarz gewesen.
Tatsächlich stammt die Benelux-Tradition aus der Kolonialzeit. Kritiker sehen genau darin auch den Stein des Anstoßes: Zwarte Piet als der "dumme, afrikanische Sklave", der dem weißen Nikolaus hinterher dackelt. Inzwischen hat sich bereits die Menschenrechtsbeauftragte der Vereinten Nationen mit dem Thema beschäftigt und auch sie findet die Figur in ihrer traditionellen Form anstößig.
In den Niederlanden kocht die Debatte regelmäßig hoch. Am Wochenende mussten in Rotterdam sogar 200 Anti-Zwarte-Piet-Demonstranten festgenommen werden. Der niederländische Premierminister Mark Rutte rief seine Landsleute auf, Ruhe zu bewahren. Das sei doch nicht normal, dass bei einem so schönen Kinderfest so viele Polizisten im Einsatz sein müssen. "Lasst uns endlich wieder ein bisschen normal sein", sagte Rutte.
Alain Kniebs - Foto: Kristof Van Accom/BELGA