Die Metro ist oft immer noch das schnellste Verkehrsmittel in der Hauptstadt - unter einer Voraussetzung: Start- und Zielpunkt müssen zumindest halbwegs am Metronetz angeschlossen sein. Es gibt aber immer noch ganze Stadtgemeinden, wo schlichtweg keine U-Bahn verkehrt. Das gilt insbesondere für weite Teile des Brüsseler Nordostens: In Schaerbeek oder Evere sind Tram oder Bus das höchste der Gefühle. Oft gibt es keine gesonderten Trassen, heißt konkret: Man steht dann doch im selben Stau wie die Autos.
Eben das soll sich bald ändern. Naja, bald... Die politisch Verantwortlichen der Hauptstadtregion haben jetzt am Dienstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz jedenfalls schon mal einen Plan vorgestellt, der eben eine Anbindung des Brüsseler Nordens ans Stadtzentrum vorsieht. Gerade dort sei die Bevölkerungsexplosion besonders spürbar, sagte der Brüsseler Ministerpräsident Rudi Vervoort. Und auch angesichts der Mobilitätsprobleme in der Hauptstadt sei es wichtig, das Metronetz eben besonders da auszubauen, wo es noch keine U-Bahn gibt.
1,8 Milliarden Euro für fünf Kilometer
Geplant ist eine Verbindung zwischen dem Nordbahnhof und dem Bahnhof Bordet. Der liegt in der Gemeinde Evere, unweit des Nato-Hauptquartiers. Dafür muss ein Tunnel mit einer doch schon beeindruckenden Länge von fünf Kilometern gegraben werden. Gespickt wird diese Verbindung mit sieben neuen unterirdischen Metrostationen. Die Kosten sind entsprechend: Bis zu 1,8 Milliarden Euro werden für das Megaprojekt veranschlagt.
Das Ganze werde sich aber auszahlen, meint Rudi Vervoort. Man habe etwa "Bordet" als Endpunkt nicht zufällig ausgewählt. Dort werde nämlich irgendwann auch der RER ankommen, also die schon seit einer halben Ewigkeit geplante Brüsseler S-Bahn, die ja die Hauptstadt mit ihrem Umland verbinden soll. Insofern werde diese neue Metrolinie in Zukunft wohl auch für den Pendelverkehr interessant werden.
Die neue Metrolinie wird die Nummer "3" tragen - und wer Brüssel ein bisschen kennt: Die gibt es schon. Die Metro 3 gehört zur sogenannten "Prémetro". Das ist die Trasse, die unterirdisch den Nord- und den Südbahnhof verbindet und die quasi quer unter der Stadt verläuft. Im Moment ist es so, dass hier nur Trams verkehren.
Geplant ist jetzt also auch, eben diese Prémetro auszubauen zu einer richtigen U-Bahntrasse. Das sagte auch Ann Van Hamme, Sprecherin der Brüsseler Nahverkehrsgesellschaft STIB in der VRT. Ein Metrozug könne bis zu fünf Mal mehr Reisende befördern als eine Tram, ganz davon abgesehen, dass es dann auch viel schneller geht.
Baubeginn 2019?
Heißt also: Ist einmal alles fertig, dann ist die Metro 3 eine vollwertige U-Bahnverbindung, die von Saint-Gilles aus über Süd- und Nordbahnhof bis zum Norden der Stadt verläuft. Für viele Pendler, ob nun aus Brüssel oder nicht, klingt das wie Musik in den Ohren. Allerdings wird man sich da naturgemäß noch etwas gedulden müssen. Was für Rom gilt, das gilt insbesondere auch für U-Bahnprojekte: So was baut man nicht an einem Tag.
Das Ganze sei aber doch schon ziemlich konkret, betont der Brüsseler Ministerpräsident Vervoort. Also, der Beschluss stehe fest und auch die reine Planungsphase sei schon soweit abgeschlossen. Er gehe davon aus, dass die Arbeiten 2019 beginnen können. Verläuft alles nach Plan, dann kann die neue Metro 3 im Jahr 2025 vollends in Betrieb genommen werden.
Aber "Vorsicht!", sagt Rudi Vervoort. Auch diese neue U-Bahntrasse wird die Mobilitätsprobleme in der Hauptstadt nicht mit einem Mal lösen, ebenso wenig wie eine eventuelle wundersame Reparatur aller Auto-Tunnels das tun würde. Da müssten noch viele Zähne ineinandergreifen, insbesondere eben auch noch der schon erwähnte RER. Nichts desto trotz: die Botschaft lautet wohl: "Wir tun was!"
Roger Pint - Bild: Laurie Dieffembacq/BELGA