Für den eher ungewöhnlichen Besuch des Dalai Lamas gibt es eigentlich zwei Gründe: Eine internationale Konferenz über die Zukunft Tibets und ein Vortrag des Dalai Lamas über Werte wie Verantwortung, Liebe und Solidarität. Diesen Vortrag wird der Daila Lama nicht irgendwo halten, sondern im Palais 12 - in einer riesigen Halle auf dem Expogelände hier in Brüssel und zwar am Sonntag.
Die Veranstaltung ist ausverkauft. Der Dalai Lama hat viele Anhänger rund um den Globus, eben auch hier bei uns. Der Eintritt war nicht gerade billig. Bis zu 500 Euro wurden verlangt, um die Lebensweisheiten vom Dalai Lama am Sonntag mit auf den Weg zu bekommen.
Der Dalai Lama hat 1989 den Friedensnobelpreis erhalten. Trotzdem gilt er in China als umstrittene und alles andere als Frieden stiftende Persönlichkeit. Dieser Konflikt ist sehr alt und hat etwas damit zu tun, dass das tibetische Hochland offiziell zu China gehört. Viele Tibeter leben aber im Exil - die meisten so wie der Dalai Lama in Indien - und fordern einen eigenen Staat. Offiziell macht der Dalai Lama seit seiner Pensionierung vor ein paar Jahren keine Politik mehr, trotzdem setzt er sich für seine Heimat ein. Die Chinesen werfen ihm jedoch vor, das Land teilen zu wollen.
Bei seiner Ankunft hier in Brüssel hat er eben nochmal einen der buddhistischen Grundwerte betont. Die Jahrhunderte alte tibetische Kultur der Friedfertigkeit sei heute im 21. Jahrhundert wichtiger denn je, sagte der Dalai Lama, der spirituelle Führer der Buddhisten in aller Welt.
Der Dalai Lama selbst macht also keine Politik mehr. Trotzdem gibt es um ihn herum ein ganzes Geflecht an politischen Organisationen. Sie haben zum Beispiel die internationale Konferenz organisiert, von der eingangs die Rede war. Der Chef der tibetischen Exilregierung nimmt an dem Treffen teil, aber auch zahlreiche prominente Unterstützer, darunter Flanderns Parlamentspräsident Jan Peumans und der amerikanische Schauspieler Richard Gere. Der setzt sich seit Jahren für die Tibeter ein und hat eben hier in Brüssel das Wort ergriffen. Er habe die Stärke und die Hartnäckigkeit des chinesischen Staates in der Tibet-Frage völlig unterschätzt, sagte Gere.
Die Autonomie-Forderungen werden am Donnerstag also wieder laut werden bei dieser internationalen Konferenz. Eine kurzfristige Aussicht auf Besserung für die Lage in Tibet besteht aber kaum.
Alain Kniebs - Bild: Laurie Dieffembacq/BELGA