Reisende kennen es vor allem von Flughäfen: Sicherheitskontrollen, bei denen Körper und Gepäck automatisch auf gefährliche Gegenstände überprüft werden. Als Mensch geht man durch eine sogenannte Sicherheitsschleuse, die mit Detektoren nach metallischen Gegenständen sucht. Das Gepäck rollt auf einem Band in einen Kasten, in dem es durchleuchtet wird.
Solch ein System gibt es auch längst schon auf dem Brüsseler Bahnhof Midi. Allerdings nur für die Eurostar-Züge, die nach England fahren. Auf den anderen Bahnsteigen fehlen solche Gerätschaften. Vor einem Jahr und als Reaktion auf den vereitelten Anschlag im Thalys Brüssel-Paris wollte eine Journalistin der RTBF von Premierminister Charles Michel wissen, ob man dem Beispiel Eurostar nicht folgen wolle. Also auch für Thalys-Züge solche Systeme einführen könne. "Doch", sagte Michel. Das System von Eurostar könne man sehr wohl auch auf andere internationale Züge ausweiten. Aber dafür müssten auch die europäischen Partner mitziehen. Wenn Belgien alleine solche Kontrollen einführe, hätte das keinen Effekt.
Mehr Sicherheitsvorkehrungen in Brüssel, Antwerpen und Lüttich
Mittlerweile gibt es solche Sicherheitsvorkehrungen für den Thalys - allerdings nur in Frankreich. Am Pariser Nordbahnhof und in Lille werden Thalys-Reisende vor Besteigen des Zuges abgetastet und ihr Gepäck durchleuchtet. In Brüssel ist das bislang nicht der Fall. Nur am Brüsseler Flughafen Zaventem sind solche Apparaturen am Bahnhof bereits installiert - aber da fährt der Thalys nicht hin.
Doch das wird sich ändern. Verkehrsminister François Bellot hat angekündigt, solche Sicherheitsmaßnahmen auf den Bahnhöfen Brüssel Midi, Antwerpen Centraal und Lüttich-Guillemins einzuführen - nächstes Jahr, für Reisende, die internationale Züge besteigen.
Nathalie Pierard, Pressesprecherin der SNCB, erklärt, wie das genau aussehen soll. Sie sagt: Es wird verschiedene Apparaturen geben. Eine Sicherheitsschleuse, um Metallgegenstände zu finden, eine Anlage, in der das Gepäck mit Röntgenstrahlen durchleuchtet wird, ein Detektor für Sprengstoff, Kameraüberwachung und Handscanner.
Doch dabei wird es nicht bleiben. 17 Millionen Euro stellt die Regierung der SNCB im Rahmen der Anti-Terrormaßnahmen zur Verfügung, um die Sicherheit an Bahnhöfen zu erhöhen. 95 neue Sicherheitskräfte will die Bahn einstellen, auch um genug Personal zu haben, um die neuen Sicherheitskontrollen durchführen zu können.
2.000 neue Kameras
Daneben will die SNCB die Videoüberwachung verstärken und modernisieren. Insgesamt, so sagt die Bahn-Sprecherin, wird die SNCB 2.000 neue Kameras bekommen. Davon werden 400 Kameras neu auf den internationalen Bahnhöfen installiert, um die bereits bestehende Überwachung zu verstärken. Die übrigen 1.600 Kameras werden bereits existierende Kameras an den Eingängen von Bahnhöfen ersetzen, um eben diese Eingänge besser überwachen zu können.
Parallel zu den Kameras will die Bahn neue Systeme einführen, um die gelieferten Bilder besser auswerten zu können. Nummernschilder von Autos und Gesichter sollen automatisch erkannt, verdächtige Bewegungen gezielt herausgefiltert werden. Die Installation der neuen Kameras und System soll ebenfalls im kommenden Jahr stattfinden.
Inwieweit das alles tatsächlich mehr Sicherheit bringt, bleibt noch die Frage. In Deutschland zum Beispiel werden ähnliche Maßnahmen gerade kontrovers diskutiert. Innenminister Thomas De Mezière will wie Belgien Systeme zur Gesichtserkennung an Bahnhöfen und Flughäfen einsetzen. Die Grünen zweifeln an der Effizienz dieser Maßnahmen und werten sie als datenschutzrechtlich "hochproblematisch", wie die Süddeutsche Zeitung am Montag berichtet. Und was den Thalys betrifft: Sicherheitsschleusen auch auf den deutschen Thalys-Bahnhöfen wie Aachen und Köln sind im Nachbarland bisher nicht in der Diskussion.
Kay Wagner - Bild: Sebastian Kunigkeit/DPA