Briten, die in Brüssel leben und arbeiten, stellen sich nach dem Brexit-Votum ganz praktische Fragen: Was ist, wenn Großbritannien tatsächlich nicht mehr zur Europäischen Union gehört? Wird man dann ein Visum brauchen, um nach Belgien einzureisen? Was ist mit dem Job? Braucht man künftig eine Arbeitserlaubnis? Dürfen die Kinder hier noch in die Schule gehen? Auf diese Fragen gibt es bislang aber noch überhaupt keine Antwort, weil man eben nicht weiß, wo die Reise hingeht.
Einige "Brüsseler Briten" sind zutiefst schockiert über das, was am Donnerstag in ihrem Heimatland passiert ist. Sie wollen weiterhin zur Gemeinschaft der Europäer dazugehören und machen sich deshalb jetzt darüber schlau, was man tun muss, um Belgier zu werden.
Der Antrag zur Erlangung der belgischen Staatsangehörigkeit wird in der Regel bei der Gemeindeverwaltung gestellt. Die Brüsseler Stadtgemeinde Ixelles hat seit Freitag bereits mehr als 30 Anträge von Briten erhalten, die seit mehreren Jahren in Belgien leben und jetzt die belgische Nationalität haben wollen.
In Uccle sind elf Anträge eingegangen. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2015 wollte in Uccle gerade mal ein Brite Belgier werden. Da erkennt man den direkten Zusammenhang mit der großen Verunsicherung rund um den Brexit. In ganz Brüssel dürften es derzeit knapp 100 Anträge sein. In der Hauptstadt-Region wohnen mehr als 6.000 Briten.
Die Chancen der britischen Antragsteller dürften je nach Akte relativ gut stehen. Um Belgier zu werden, müssen Bürger anderer EU-Staaten mindestens fünf Jahre hier wohnhaft sein, eine der drei Landessprachen beherrschen, ein finanzielles Einkommen haben und sozial integriert sein. Nach Ansicht des zuständigen Schöffen der Gemeinde Uccle treffen die Anforderungen auf viele hier lebende Briten zu.
akn/km - Bilder: Niklas Hallen/AFP, Eric Lalmand/Belga