Nach einem Bombenalarm in der Nähe des Brüsseler Einkaufszentrums City2 haben die Behörden Entwarnung gegeben. Der Mann hatte gegen 5:30 Uhr selbst bei der Polizei angerufen und behauptet, er sei von einem Unbekannten im Auto entführt und mit einem ferngesteuerten Sprengstoffgürtel an dem Einkaufszentrum abgesetzt worden. Wie sich bei der Überprüfung herausstellte, handelte es sich dabei um eine Attrappe. Vermutet wird, dass der Mann den Gürtel selbst gebastelt hat.
Die Umgebung des Shoppingcenters war weiträumig abgeriegelt und eine Sitzung des Krisenzentrums, an der Premierminister Charles Michel, Innenminister Jan Jambon und Justizminister Koen Geens teilnahmen, einberufen worden. Sprengstoffexperten der Armee waren vor Ort und die Polizei hat alles abgesucht - nichts wurde dem Zufall überlassen. Kurz vor 9:00 Uhr wurden die Sicherheitsmaßnahmen wieder aufgehoben und die umliegenden Straßen wieder für den Verkehr freigegeben. Die Geschäfte an der Rue Neuve sind inzwischen geöffnet.
Geistig verwirrt?
Mittlerweile hat die Brüsseler Staatsanwaltschaft auch erste Einzelheiten bekannt gegeben. Bei dem Festgenommenen handelt es sich um den 26-jährigen B.J. Einen terroristischen Hintergrund schließen die Behörden zwar nicht aus, derzeit gehen sie aber eher davon aus, dass es sich bei dem Verdächtigen um einen geistig Verwirrten handelt. Sein angeblicher Sprengstoff-Gürtel war mit Salz und Keksen gefüllt.
Aber: Der Mann ist polizeibekannt. Wegen diverser Straftaten, 2014 hat auch schon mal die föderale Staatsanwaltschaft gegen ihn ermittelt - was wiederrum für eine mögliche Terrorverbindung spricht. Man muss aber auch sagen: Der Festgenommene ist bereits wegen psychologischer Probleme aufgefallen. Vor wenigen Tagen hatte er die Polizei schon mal alarmiert und erklärt, er fühle sich durch die Terrororganisation IS angezogen und wolle sich nach Syrien absetzen.
Verbindungen zum IS?
Die Ermittler prüfen derzeit mögliche Verbindungen zum IS. Auch das Umfeld des Verdächtigen wird durchleuchtet. Der Mann, der den 26-Jährigen am Dienstagmorgen am Einkaufszentrum "City2" mit dem Auto abgesetzt hatte, konnte inzwischen ebenfalls gefasst werden und wird auch verhört.
Bislang ermittelt die Brüsseler Staatsanwaltschaft und nicht die Föderale: Das heißt die Behörden gehen weiterhin von einer falschen Bombendrohung und nicht von einem möglichen Terrorakt aus.
Die Sicherheitsbehörden sorgen sich jetzt um zwei Phänomene: Trittbrettfahrer und Spinner, die für Panik sorgen. Und - das ist nicht zu unterschätzen - weil am Wochenende eine neue Terrorzelle ausgehoben wurde, könnten jetzt andere Angst bekommen, sich in die Enge getrieben fühlen und überstürzt losschlagen - wie etwa bei den Brüsseler Anschlägen kurz nach der Festnahme von Salah Abdeslam.
Innenminister Jan Jambon warnte davor, eine Angstpsychose zu entwickeln. Wenn es aber konkrete Indizien gebe, die einen Terroranschlag vermuten ließen, müsse umgehend gehandelt werden, so der Innenminister. Polizei und Justiz sind jedenfalls in erhöhter Alarmbereitschaft.
belga/dpa/vrt/alk/jp/sr/mg/mh - Bild: Nicolas Maeterlinck/BELGA