"Schweres Zugunglück in der Provinz Lüttich", titelt Le Soir. "Personenzug fährt auf Güterzug auf", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad.
Gegen 23:00 Uhr gestern Abend ist es auf der Strecke zwischen Lüttich und Namur bei Hermalle-sous-Huy zu einem Unfall gekommen. Aus noch ungeklärter Ursache krachte ein SNCB-Zug mit hoher Geschwindigkeit gegen einen Güterzug. Die vorläufige Bilanz des Unglücks lautet drei Tote und neun zum Teil schwer Verletzte. Wie der Schienennetzbetreiber mitteilte, hatte es am frühen Sonntagabend unweit der Unglücksstelle einen Blitzeinschlag in die Gleisanlagen gegeben. Es sei aber noch viel zu früh, um einen Zusammenhang zwischen dem Vorfall und dem tragischen Unfall herzustellen, so ein Infrabel-Sprecher in den beiden Zeitungen.
"The Greatest"
"The Greatest – der Größte", titelt De Standaard. "Muhammad Ali", schreibt De Morgen auf seiner Titelseite. Der größte Boxer aller Zeiten ist am Wochenende im Alter von 74 Jahren gestorben. Het Nieuwsblad schreibt: Universeller als Eddy Merckx, klarer als Michael Jordan, engagierter als Pelé und Maradonna: Nicht nur im Boxring hat Ali alle KO geschlagen, auch gesellschaftlich verpasste er Fausthiebe.
Die Zeitungen würdigen den schwarzen Sportler, der zu den wichtigsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts gehört. Le Soir meint: Seine Entschlossenheit, sein Mut und die Prinzipien, die ihm heilig waren, haben ihn zu dem gemacht, was er war. Ideen und Überzeugungen waren Muhammad Ali wichtiger als Geld und Ruhm. Er hat den unterdrückten Schwarzen in den USA eine Stimme gegeben. Im "weißen" Amerika von Donald Trump und Co. ist er auch heute noch für viele Vorbild und Held.
Gazet van Antwerpen findet ebenfalls: Ali hat sich selbst auf das Podest der "großen Schwarzen" gehievt, die das vergangene Jahrhundert verändert haben: Martin Luther King, Nelson Mandela und eben er selbst. Seinen Status als Ausnahme-Sportler nutzte er, um die Gesellschaft zu verbessern. Das Blatt erinnert an seinen Kampf für die Bürgerrechte der Schwarzen in den USA sowie seine Verweigerung, in den Vietnam-Krieg zu ziehen. Seinen ursprünglichen "Sklavennamen" Cassius Clay legte er ab, seine Olympische Goldmedaille warf er demonstrativ in den Fluss.
Het Laatste Nieuws nennt ihn den "Sportler des Jahrhunderts", der noch so viel mehr war. Muhammad Ali ist zwar tot, seine Legende lebt aber weiter, urteilt L'Avenir.
Eine Person = ein Mandat
De Standaard befasst sich mit den flämischen Sozialisten, die am Wochenende ihre Parteistatuten abgeändert haben. Die SP.A will gegen Ämterhäufung vorgehen. Künftig sind Doppelmandate als Bürgermeister und Parlamentsmitglied nicht mehr möglich. Die Faustregel der Partei lautet ab sofort: "Eine Person = ein Mandat". Die Grünen haben bereits ähnlich strenge Vorgaben, alle anderen Parteien tun sich schwer damit. Bekanntestes Beispiel ist Bart De Wever - zeitgleich N-VA-Chef, Bürgermeister von Antwerpen und Abgeordneter der föderalen Kammer, in der er sich allerdings nur selten blicken lässt, wie die Zeitung schreibt.
Het Belang van Limburg hält fest: Mehrere Mandate auszuüben kann für Politiker Vor- und Nachteile haben. Einige arbeiten besonders gut und hart an verschiedenen Fronten zugleich. Bei anderen hingegen geht es vorrangig um Pöstchen und persönliche Bereicherung.
La Libre Belgique blickt auf den Protest von Richtern und Staatsanwälten am Dienstag. Um ihre Verärgerung gegenüber den Sparmaßnahmen der Regierung zum Ausdruck zu bringen, wollen sie die Sitzungen an den Gerichten um jeweils eine halbe Stunde verspäten. Das letzte Mal, dass die Magistratur hierzulande gestreikt hat, war 1918 unter deutscher Besatzung.
Wie Le Soir schreibt, könnten die festen Zinssätze bei Krediten bald der Vergangenheit angehören. Wegen der derzeitigen Niedrigzinsen würden die Banken langfristig große Risiken eingehen, so Experten. Der Basler Ausschuss, der Empfehlungen für das internationale Bankwesen ausspricht, zieht die Abschaffung der festen Zinssätze bei langer Laufzeit offenbar ernsthaft in Erwägung. Künftig könnte es bei Krediten nur noch variable Zinssätze geben, die sich an den Fluktuationen an den Märkten anpassen.
"So werden wir die EM nicht gewinnen"
Alle Zeitungen kommen auf den knappen Sieg der Roten Teufel gegen Norwegen im letzten Vorbereitungsspiel, wenige Tage vor dem Beginn der Fußball-EM, zurück. "Wenig überzeugend, aber siegreich", titelt La Libre Belgique. "20 Minuten Feuerwerk, der Rest besorgniserregend", fasst La Dernière Heure das Spiel zusammen.
Het Laatste Nieuws bereitet vor allem die Abwehr große Sorgen. Die zwei Gegentore hätten vermieden werden können. Ballverlust und viel zu viele Freiräume im hinteren Spielfeldbereich: Die Abwehr strahlt kein besonders großes Vertrauen aus. Das Fazit der Zeitungen: "So werden wir die EM ganz sicher nicht gewinnen". Trainer Marc Wilmots hat nur noch eine Woche Zeit, daran etwas zu ändern.
Alain Kniebs - Bild: Sophie Kip/BELGA