"Der SNCB stehen ungewisse Zeiten bevor", titelt De Standaard. "Bahnchef Jo Cornu kündigt Rücktritt an", so De Morgen. "Erneute Hiobsbotschaft für die Regierung", schreibt La Libre Belgique.
SNCB-Geschäftsführer Jo Cornu hat bestätigt, dass er die Bahn in Kürze verlassen will. Die Verhandlungen über den neuen Geschäftsführungsvertrag und den Investitionsplan für die kommenden Jahre wolle er noch unter Dach und Fach bringen, danach sei sein Auftrag erfüllt. Dass der 71-Jährige nicht bis zum Ende seines Mandates 2019 an der Spitze der SNCB bleiben würde, war längst bekannt, bemerkt De Morgen. Dass das jetzt aber so schnell passiert, kommt überraschend. Für die Zeitung steckt mehr dahinter: Cornu ist frustriert über den langsamen Fortschritt der Reformen und mangelnde Einflussmöglichkeiten. Wann der Bahnchef geht und wer sein Nachfolger werden soll, ist noch völlig unklar.
De Standaard befürchtet, dass die Personalfrage für die Regierung nicht so einfach zu lösen sein wird und warnt vor einem peinlichen Pöstchenkarussell - wie es etwa bei der Ernennung Cornus im Herbst 2013 durch die Regierung Di Rupo der Fall war.
Het Laatste Nieuws hält fest: Wenn ein Geschäftsführer das Unternehmen verlässt, ist das selten ein gutes Zeichen. Die Bahn ist wie ein führerloser Zug. Die einzigen, die sich ins Fäustchen lachen, sind die übermächtigen, alle Reformen blockierenden Gewerkschaften bei der Bahn, glaubt die Zeitung.
Für De Morgen kommt der vorzeitige Rücktritt Cornus einer kleinen Katastrophe gleich. Man kann für oder gegen den Mann sein, eines ist aber klar: Eine Reform der nationalen Eisenbahngesellschaft ist dringend nötig. Ganz konkret: So lange die Züge überfüllt, unpünktlich und unzuverlässig sind, wird das Verkehrsmittel Bahn unsere Mobilitätsprobleme nicht lösen können.
SNCB braucht eine "Heilige Allianz"
Le Soir findet: Schaut man sich die Entwicklung der SNCB in den letzten 20 Jahren an, kann man wohl nur von "Pleiten, Pech und Pannen" sprechen. Die neue Frau oder der neue Mann an der Spitze der Bahn sollte um Himmels Willen nicht aufgrund des Parteibuchs oder der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Sprachgruppe ernannt werden. Was die SNCB jetzt braucht, ist mehr als nur eine Führungskraft. Wir brauchen eine Art "Heilige Allianz" aus Regierung, Geschäftsführung, Verwaltungsrat, Gewerkschaften und Personal. Als Vorbilder nennt die Zeitung Proximus und Bpost, ehemalige Staatsbetriebe, die erfolgreich modernisiert worden sind.
De Morgen und Het Laatste Nieuws meinen: Auch, wenn seine Gehaltsforderungen damals zu hoch erschienen, vielleicht sollte man doch noch einmal beim Ex-Post-Manager Johnny Thijs anklopfen.
"Exzellenzpakt" für französischsprachigen Unterricht
"Die Schultage werden länger", titelt L'Avenir. "Revolution im französischsprachigen Unterrichtswesen geplant", meldet La Libre Belgique. Die neue Bildungsministerin im Süden des Landes, Marie-Martine Schyns, will den sogenannten "Exzellenzpakt". Der soll das schwächelnde Bildungswesen in der Wallonie und Brüssel auf Vordermann bringen. Eckpunkte der angestrebten Reformen: Die Schultage um bis zu anderthalb Stunden verlängern, damit die Schüler die Hausaufgaben direkt dort machen können und um mehr Kultur und Sport unterzubringen, Einheitsschulen bis 16 Jahre, und eine Umstrukturierung der Schulferien.
La Libre Belgique hält die Reformpläne für eine gute Sache, weil erstmals das Wohlbefinden der Kinder im Vordergrund steht. Allerdings ist die Zeitung skeptisch, was die Erfolgsaussichten angeht: Man bräuchte mehr Lehrer, sprich es würde mehr kosten. Und: Die Reformen wären so drastisch, dass mit heftigem Widerstand, vor allem aus Gewerkschaftskreisen, zu rechnen ist.
Protest gegen Unterfinanzierung der flämischen Hochschulen
In Het Nieuwsblad schlagen die flämischen Hochschulen Alarm. In Antwerpen und Brüssel wollen heute Tausende Studenten und Dozenten gegen die chronische Unterfinanzierung auf die Straße gehen. Das Hauptproblem: Die Zuwendungen Flanderns pro Student an die Bildungseinrichtungen decken nicht die wahren Kosten der Ausbildung.
Wirbel um Solidaris-Vorstoß
L'Echo befasst sich mit dem Vorstoß der sozialistischen Krankenkasse Solidaris, die Kosten für Besuche beim Hausarzt komplett zu erstatten. Die Zeitung hält das für keine so gute Idee. Gesundheit kostet nun mal - und dessen sollte man sich bewusst sein. Solidaris hat auch nichts zu verschenken, das Ganze könnte schnell in Beitragserhöhungen münden. Und wenn die Krankenkasse unbedingt freigiebig sein möchte: Warum nicht neue Brillen, Zahnspangen, Hörgeräte und teure Medikamente erstatten? Das sind nämlich Ausgaben, die für den einen oder anderen schmerzhaft sind.
Dass die sozialistische Krankenkasse versucht, neue Kunden anzulocken, ist an sich völlig in Ordnung. Aber dass die von den Sozialisten beeinflusste Solidaris Stimmung gegen die Regierung macht, hält die Zeitung dagegen für nicht in Ordnung. Eine Krankenkasse sollte die Interessen ihrer Mitglieder vertreten - und nicht die einer großen Oppositionspartei.
Alain Kniebs - Bild: Laurie Dieffembacq/BELGA