"Terrorist arbeitete fünf Jahre lang in Zaventem", titelt Het Laatste Nieuws. Die Rede ist von Najim Laachroui, der sich vor fast genau einem Monat in der Abflughalle des Brussels Airport in die Luft sprengte. Nach Recherchen des flämischen Fernsehsenders VTM hat Laachroui zwischen 2007 und 2012 am Flughafen in Zaventem gearbeitet, verfügte demzufolge auch über eine Zugangskarte. 2007 war er 16 Jahre alt. Zwei Jahre später fiel sein Name im Zusammenhang mit Ermittlungen nach einem Bombenanschlag in Kairo. Trotz Anzeichen für eine Radikalisierung sei ihm aber die Zugangsberechtigung nicht entzogen worden. Ein Sicherheitsexperte weist in Het Laatste Nieuws aber darauf hin, dass man nicht über Insiderwissen verfügen müsse, um letztlich einen Anschlag auf die frei zugängliche Abflughalle zu verüben.
Auch Gazet van Antwerpen bringt eine beunruhigende Schlagzeile in Bezug auf den Landesflughafen: "Polizei entdeckte geheimen Gebetsraum im Keller des Brussels Airport", meldet das Blatt auf Seite eins. Demnach wurde diese Entdeckung einige Monate vor den Anschlägen gemacht. Der versteckte Gebetsraum sei offenbar von radikalisierten Mitarbeitern der Gepäckabfertigung genutzt worden.
Open-Air-Festivals ohne Rucksäcke und Taschen
Derweil bleibt ja die Angst vor neuen Anschlägen. "Bei den Sommerfestivals werden Handtaschen und Rucksäcke verboten", so die Aufmachergeschichte von Het Nieuwsblad. Eine entsprechende Empfehlung hat jedenfalls der Verband der Flämischen Musikfestivals ausgesprochen. Demnach sollen also bei großen Open-Air-Veranstaltungen die gleichen Sicherheitsmaßnahmen gelten wie etwa in Fußballstadien.
Jetzt geben wir also doch der Angst nach, kritisiert Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel. Anfang letzten Jahres, nach den Anschlägen auf "Charlie Hebdo" und den jüdischen Supermarkt, hatte Premier Michel noch eindringlich appelliert, jetzt nicht einzuknicken, den Terroristen die Stirn zu bieten, unser Leben nicht zu verändern. Nach den Pariser Attentaten vom 13. November klang das schon nicht mehr so vollmundig. Und jetzt, nachdem der Terror quasi greifbar geworden ist, jetzt wirken solche Appelle fast schon naiv. Wenn jetzt bei Sommerfestivals neue Sicherheitsvorkehrungen gelten, dann haben wir unseren Lebensstil angepasst.
Probleme lösen statt semantische Feinheiten zu diskutieren
"Jambon bleibt bei seinen Aussagen und setzt noch einen drauf", titelt seinerseits Le Soir. Am Mittwoch gab es das parlamentarische Nachspiel der umstrittenen Aussagen des Innenministers. Der N-VA-Politiker hatte erklärt, dass "ein bedeutender Teil der muslimischen Gemeinschaft nach den Anschlägen getanzt" habe. Beweisen konnte Jambon die Behauptung nicht, er nahm sie dafür aber auch nicht zurück.
Für einige flämische Leitartikler stellt das kein Problem dar. Man muss Jambon zugutehalten, dass er endlich Ross und Reiter nennt, meint etwa Het Belang van Limburg. Tagelang haben wir über semantische Feinheiten diskutiert: Was genau heißt "bedeutend". Wie ist der Begriff "tanzen" nun genau zu verstehen? Stattdessen sollten sich die Politiker aber mal mit dem Inhalt beschäftigen. Es gibt in einigen Vierteln echte Probleme - und die müssen gelöst werden.
Hier haben sich linke Politiker und Intellektuelle eigentlich nur "künstlich" aufgeregt, meint auch sinngemäß Gazet van Antwerpen. Als ob Jambon nicht den Unterschied machen könnte zwischen Extremisten und der übergroßen Mehrheit der Moslems in diesem Land. Bei solchen Diskussionen passiert es viel zu oft, dass alle Beteiligten auf stur schalten und sich in ihren altbekannten Stellungen eingraben. Aber zugegeben: Jambon hätte da schon etwas genauer werden müssen.
Für Le Soir waren die Aussagen des Innenministers nicht zielführend. Er selbst hatte am Mittwoch versöhnliche Töne angeschlagen, als er erklärte, man müsse die Herzen dieser jungen Leute in den Problemvierteln zurückerobern. Alle müssten gemeinsam an der Lösung der Probleme arbeiten. Schön und gut, meint Le Soir, dann würde es nur langsam Zeit, dass Jambon und sein Parteichef Bart De Wever endlich damit aufhören, überzogene und beleidigende Aussagen in den Raum zu stellen.
L'Avenir hebt in diesem Zusammenhang die Haltung der sogenannten Moslemexekutive hervor. Deren Präsident hatte am Mittwoch erklärt, dass die Aussagen von Jambon "Schnee von gestern" seien. Zugleich hatte die Moslemexekutive zusammen mit den Vertretern der anderen Religionsgemeinschaften erneut in einer gemeinsamen Erklärung jegliche Form von Terrorismus verurteilt. Hier werden all diejenigen einmal mehr Lügen gestraft, die immer noch behaupten, dass sich die Moslems nicht klar von der Gewalt distanzieren, meint L'Avenir. Allerdings sollte die muslimische Gemeinschaft jetzt auch Taten folgen lassen, etwa indem man die Fundamentalisten aus den Moscheen jagt.
Belgocontrol: "Es ist zum Kotzen!"
Einige Zeitungen kommen zurück auf die Probleme bei der Flugaufsichtsbehörde Belgocontrol. Weil sich am Mittwoch zu viele Mitarbeiter krank gemeldet hatten, musste der Luftraum unter anderem über dem Flughafen Charleroi für über vier Stunden gesperrt werden.
Belgocontrol fliegt auf Sicht, meint L'Echo in seinem Leitartikel. Jetzt rächt sich, dass man die Behörde jahrelang buchstäblich hat verrotten lassen.
Das gibt es nur in Belgien, wettert La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. Zu Recht nannte der Flughafenchef von Charleroi Belgocontrol einen "Saftladen". Dieses Unternehmen ist krank. Ursachen sind die schlampige Führung der Behörde durch politisch ernannte Chefs und die Unterfinanzierung.
Es gibt noch Schlimmeres als die SNCB, tobt auch Het Laatste Nieuws. Was bei Belgocontrol passiert, das lässt sich in den zwei großen Landessprachen gar nicht ausdrücken; dafür braucht man die deutsche Sprache: "Es ist zum Kotzen!", schreibt Het Laatste Nieuws wörtlich. Inkompetente Minister, politisch ernannte Verantwortliche, weltfremde Gewerkschafter: Wie lange wollen wir uns noch von Belgocontrol zum Narren halten lassen?
Roger Pint - Bild: Virginie Lefour/BELGA