"Wer stoppt noch Donald Trump?", schreibt De Standaard auf Seite eins. "Was um Himmels Willen bringt die Amerikaner dazu, Trump zu wählen?", fragt sich Het Nieuwsblad auf seiner Titelseite.
Aufgrund der Zeitverschiebung können sich die Zeitungen erst heute mit dem sogenannten "Super Tuesday" beschäftigen. Vor zwei Tagen wurden ja Vorwahlen in zwölf US-Bundesstaaten abgehalten. "Die Würfel sind so gut wie gefallen", stellt La Dernière Heure fest: Bei den Demokraten hat Hillary Clinton beste Aussichten, zur Präsidentschaftskandidatin gekürt zu werden. Und bei den Republikanern ist es eben der Immobilienmilliardär Donald Trump. "Sind die Amis nun komplett verrückt geworden?", fragt sich entgeistert Het Nieuwsblad.
Bezeichnenderweise sind es erstmal viele Republikaner selbst, die Angst vor einem republikanischen Kandidaten Donald Trump haben. "Entweder, wir stürzen noch Trump, oder wir verlieren gegen Clinton", argumentieren viele, auch renommierte Mitglieder der "Grand Old Party". "Die republikanische Partei steht am Rande der Implosion", konstatiert auch L'Echo.
Warum bloß wählen die Amerikaner Trump?
Viele Leitartikler gehen der Frage nach, was den Reiz des polarisierenden Provokateurs ausmacht. Der Mann hat überhaupt keine politische Erfahrung, kann jedenfalls La Libre Belgique nur feststellen. Das hat er bislang hinter einem dicken, demagogischen Nebelvorhang verbergen können. Trump ist da zwar nicht der erste. Seine Unverfrorenheit und seine Arroganz sind aber doch ziemlich einzigartig.
"Der Wähler will Echtheit", glaubt seinerseits Het Nieuwsblad. Und in dem Moment wählt man noch lieber einen rassistischen, polternden Kandidaten, als einen "normalen" Politiker. Viele Menschen haben die Nase voll von polierten, glattgebügelten Hochglanz-Politikern, die ihre vorgekauten Reden abspulen. Diese Anti-Establishment-Haltung gibt es auch bei uns. Bart De Wever ist ein gutes Beispiel dafür, wobei man natürlich nicht so weit gehen sollte, De Wever zum belgischen Trump zu bombardieren.
Trump ist vielleicht ein Produkt und Spiegelbild unserer modernen Gesellschaft, glaubt L'Echo. Heutzutage wird geklickt, getweetet und gehypt. Die Wenigsten halten da mal kurz inne, um nachzudenken. Trump bewegt sich in dieser Welt wie ein Fisch im Wasser. Davon abgesehen muss man sich aber auch die Frage stellen, wo die tieferen Ursachen für seinen Erfolg liegen. Nicht vergessen: Auch bei uns sind Populisten überall im Aufwind.
Erschreckend ist in der Tat, wie groß die Wut und wie ausgeprägt das Anti-Establishment-Gefühl in Amerika sind, meint De Standaard. Trump legt einen mühelosen Durchmarsch hin. Und das, ohne viel Geld auszugeben und ohne sich auf klare politische, programmatische Aussagen festzulegen. Keine noch so grobe Ausfälligkeit kann ihm etwas anhaben. Es gibt da aber einen positiven Nebeneffekt: Eben dieser politische Hanswurst stößt jetzt die offensichtlich brotnötige Debatte über Demokratie, Freiheit und Wohlstand an.
Belgien mit seinen F16 in Syrien auf dünnem Eis
"Werden die belgischen F16 bald auch in Syrien operieren?", diese Frage stellt sich heute Le Soir auf Seite eins. Bis Mitte letzten Jahres hatte sich Belgien ja schon einmal an der Koalition gegen IS beteiligt; damals durften die belgischen Flugzeuge aber nur über dem Irak zum Einsatz kommen. Ab dem 1. Juli steht jetzt eine neue belgische Operation an. Und diesmal wünschen sich die Amerikaner, dass Belgien sein Mandat ausweitet, und die F16 eben auch in Syrien aktiv werden können.
"Belgien muss seine F16 auch nach Syrien schicken", sagt Außenminister Didier Reynders jedenfalls schon auf Seite eins von De Morgen. Allerdings: "Wenn wir das tun, dann wäre das sehr riskant", erwidert der renommierte Außenpolitikexperte Rik Coolsaet, ebenfalls auf der Titelseite von De Morgen. Der Professor der Universität Gent vermisst nämlich immer noch jeglichen politischen Plan bei der Mission gegen IS: Wer nicht weiß, mit welchem Ziel er eigentlich Bomben abwirft, der riskiert, alles nur noch schlimmer zu machen, sagt Rik Coolsaet.
De Morgen gibt dem Experten Recht. Belgien würde sich da gleich in mehrerlei Hinsicht auf dünnes Eis begeben. Erstens: Unsere F16 könnten in Syrien auch den Türken oder den Russen ins Gehege kommen. Zweitens: Anschläge wie in Paris würden dann auch in Brüssel nur noch wahrscheinlicher. Und drittens: Bomben aus der Luft haben noch kein Problem langfristig gelöst. Die jüngere Vergangenheit ist da reich an Beispielen. Ohne einen wirklichen politischen Plan für die Zeit nach dem Krieg muss man wohl alle fünf Jahre dieselben Debatten führen.
Polizei schon 2014 vor Anschlag der Brüder Abdeslam gewarnt?
"Die Gebrüder Abdeslam werden einen Anschlag verüben, tun sie etwas!", schreibt Het Laatste Nieuws. Das soll ein Informant der Polizei gegenüber ausgesagt haben, und zwar schon im Juli 2014. Die zuständige Polizistin hatte seinerzeit sogar ihren Vorgesetzten aus dem Bett geklingelt. Am Ende wurde der Hinweis dann aber doch offenbar nicht ernst genug genommen. L'Echo hatte diese Meldung auch schon am Dienstag, sie wurde aber später von der föderalen Staatsanwaltschaft in Teilen dementiert. Het Laatste Nieuws glaubt den Grund dafür zu kennen: Die föderale Staatsanwaltschaft wurde schlicht und ergreifend über den Vorgang nicht informiert.
Bemerkenswerte Meldung schließlich in Het Nieuwsblad: "Die Kammerabgeordneten nehmen einen Monat weniger Urlaub". Die Parlamentsferien sollen spürbar verkürzt werden. Statt Anfang Oktober sollen die Parlamentarier künftig am 1. September wieder an die Arbeit gehen.