Der Krieg in Syrien beschäftigt heute die Zeitungen. Le Soir hat zwei Fotos auf der Titelseite: Das erste stammt von Freitag und zeigt Russlands Außenminister Lawrow mit seinem amerikanischen Amtskollegen Kerry, die sich für eine Waffenruhe in Syrien stark machen. Das zweite Bild entstand am Sonntag im Kriegsgebiet und zeigt Spuren der Verwüstung. Die Überschrift: "Die Luftangriffe in Syrien nehmen wieder zu".
De Standaard schreibt auf Seite eins: "Der Konflikt droht noch komplizierter zu werden".
Was macht die Türkei?
Hintergrund ist die Ankündigung Saudi-Arabiens, Kampfflugzeuge und möglicherweise auch Elitetruppen nach Syrien zu schicken. Das Problem: Die Spannungen zwischen dem sunnitischen Regime in Riad und den schiitischen Machthabern im Iran und deren russischen Verbündeten drohen zu eskalieren. Der zunehmende Frust von Saudis und Türken kann zu einem Horrorszenario führen, gibt die Zeitung zu bedenken.
Apropos Türkei: La Libre Belgique warnt vor dem gefährlichen Spiel Ankaras. Die türkischen Luftangriffe in Syrien richten sich weniger gegen die Terrorgruppe IS, sondern vielmehr gegen die Kurden. Die wiederum sind Verbündete des Westens im Kampf gegen die Terroristen des IS. Chaos pur also in Syrien. Und kein Ende in Sicht. Natürlich muss der Türkei geholfen werden, weil sie unzählige Kriegsflüchtlinge aus Syrien aufnimmt. Aber der Westen muss Präsident Erdogan auch ins Gewissen reden: Absolute Priorität muss derzeit die Bekämpfung des IS haben, meint La Libre Belgique.
Arbeitgeber und Gewerkschaften Hand in Hand
De Standaard befasst sich mit einer etwas anderen Demonstration heute in Brüssel: Arbeitgeber und Gewerkschaften der europäischen Stahlindustrie wollen im EU-Viertel gemeinsam für den Erhalt von Arbeitsplätzen kämpfen. Durch Billigimporte aus China seien in Europa bis zu 3,5 Millionen Jobs in Gefahr. Das Blatt findet: In der Flüchtlingskrise ist die Europäische Union machtlos, in Wirtschaftsfragen aber kann sie ihre Trümpfe ausspielen.
Jetzt sollte die EU-Kommission politischen Mut an den Tag legen und auf die Sorgen und Nöte der Europäer eingehen. Wohlwissend dass wir in den vergangenen Jahrzehnten auf der Sonnenseite der Globalisierung standen. Inzwischen bekommen wir mehr und mehr die Schattenseiten zu sehen, die bislang nur anderswo in der Welt zu spüren waren.
"König Diesel" auf dem Rückzug
"Die Flamen geben den Diesel-Autos den Laufpass", titelt De Morgen. Aus den jüngsten Zahlen der flämischen Verkehrsbehörden geht hervor, dass im Januar nur noch 36 Prozent der Neuwagen Diesel waren. Zum Vergleich: Im Januar 2015 hatte noch jeder zweite Wagen einen Dieselmotor. Die Zeitung spricht von einer spektakulären Entwicklung. Als Gründe werden die Abgas-Manipulationen von Volkswagen genannt, aber auch eine konsequente "Anti-Diesel-Politik" auf allen Ebenen. Die flämische Regionalregierung hatte die Steuern für Dieselfahrzeuge drastisch erhöht; die Föderalregierung die Akzisen auf Dieselkraftstoff. Das Fazit von De Morgen lautet: In diesem Land lohnt es sich also doch Hand in Hand zu arbeiten. Mehr davon. Denn nicht nur Dieselpartikel sind gesundheitsschädlich. In Sachen Umwelt sollten wir in allen Bereichen an einem Strang ziehen.
Mit 50 nichts mehr wert?
Le Soir blickt auf die umstrittenen Pläne von BNP Paribas Fortis, Mitarbeiter über 50 Jahre in den Frühruhestand zu schicken. Auch der Telekomriese Proximus hat seinen älteren Beschäftigten ein ähnliches Angebot unterbreitet. Ausgerechnet zwei Unternehmen mit staatlicher Beteiligung fahren der Regierung in die Parade, bemerkt die Zeitung. Um die Renten langfristig bezahlen zu können, hatte das föderale Kabinett eine schrittweise Anhebung des Renteneintrittalters auf 67 Jahre beschlossen. Die Unternehmen dagegen wollen ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern und sehen ihre älteren Mitarbeiter nur noch als hohe Kostenfaktoren. Hin- und hergerissen fragen sich immer mehr Arbeitnehmer über 50, welches Spiel da eigentlich mit ihnen getrieben wird…
Familiendrama in Schaerbeek
La Dernière Heure berichtet über das Familiendrama in der Brüsseler Gemeinde Schaerbeek. Dort hat eine psychisch labile Mutter ihr achtjähriges Kind am Wochenende erwürgt. Der Leichnam des Jungen wurde am Sonntag unweit der Wohnung gefunden. Im Polizeiverhör hat die Mutter ihre Tat gestanden. Nachbarn und Verwandte werfen den Behörden vor, das Drama nicht verhindert zu haben. Bereits mehrmals hätten sie Polizei und Jugendamt über den labilen Zustand der 33-Jährigen informiert. Die Frau lebte allein mit ihren zwei Kindern, ihr Mann hat sich nach Syrien abgesetzt.
Het Nieuwsblad macht mit dem Verfahren gegen einen belgischen Diplomaten auf. Dem Konsul Oswald G. aus Brügge wird Spionage vorgeworfen. Der langjährige Diplomat soll russische Geheimdienstmitarbeiter mit vertraulichen Informationen versorgt haben. Nach dreijähriger Ermittlung will die föderale Staatsanwaltschaft den Fall nun zur Anklage bringen.
Alain Kniebs - Bild: George Ourfallian/AFP