"Brüssel und seine Tunnel: Eine Liebesgeschichte, die zum Albtraum wird", titelt Le Soir. Manchmal rostet alte Liebe eben doch, stellt die Zeitung fest. Weil die Hauptstadttunnel sich in einem schlechten Zustand befinden und einer sogar gesperrt werden musste, sorgt das Thema seit Tagen für Ärger.
Die Region Brüssel und der Föderalstaat schieben sich gegenseitig den Schwarzen Peter für das Verkehrschaos in der Hauptstadt zu. Dabei sollte man beiden die Ohren langziehen, findet De Morgen. Zunächst gehört der Region Brüssel der Kopf gewaschen, weil sie in den letzten drei Jahrzehnten den Unterhalt ihrer Tunnel sträflich vernachlässigt hat. Aber auch die Föderalregierung gehört in die Ecke gestellt, hat sie doch mit ihrer Steuerpolitik die Stadtflucht begünstigt und dafür gesorgt, dass die vielen Pendler mit ihren Firmenwagen täglich die Straßen verstopfen.
L'Avenir bemerkt: Gegenseitige Schuldzuweisungen bringen jetzt aber nicht viel. Was wir brauchen, sind Lösungen. De Morgen sieht das ähnlich: Wir haben die Wahl zwischen einer pragmatischen Zusammenarbeit aller Ebenen oder einer kleinkarierten Politik, die nur bis zur eigenen Regionengrenze denkt. Die Bürger haben ihre Wahl jedenfalls schon längst getroffen.
La Libre Belgique fügt hinzu: Mit Mobilitätspolitik hat schon so mancher Verkehrsminister Schiffbruch erlitten. Die Politiker aller Couleur sollten jetzt aber nicht an die nächste Wahl denken, sondern an die Behebung des Brüsseler Verkehrsproblems, fordert das Blatt.
Brüsseler S-Bahn-Netz hat höchste Priorität
In L'Echo fordert Verkehrsministerin Jacqueline Galant 126 Millionen Euro, um das Brüsseler S-Bahn-Netz fertigzustellen. Damit sollen die fehlenden Teilstücke nach Nivelles und Namur gebaut werden. Die MR-Politikerin fügt hinzu: "Diese Verbindungen haben höchste Priorität."
Andere Großstädte wie Antwerpen, Charleroi und Lüttich hätten bereits Bedarf für eigene Schnellbahn-Netze angemeldet. Dem erteilt die Ministerin aber eine klare Abfuhr. Erst müsse Brüssel fertiggestellt werden. Es sei zwar typisch in Belgien, überall gleichzeitig mit den Baustellen zu beginnen - das sei aber verwirrend und dumm, so Galant in L'Echo.
Belgien und seine religiösen Institutionen
La Libre Belgique schaut auf den Islam in Belgien und stellt sich die Frage, wer in dieser Glaubensgemeinschaft den Ton angibt. Es gibt so viele verschiedene Ableger und sich widersprechende Auslegungen von erzkonservativ bis weltoffen, dass es keine zentrale Autorität gibt. Der Zentralrat der Muslime ist zwar der Ansprechpartner für den Staat, hat aber unter der muslimischen Bevölkerung im Land nur wenig Rückhalt. Fazit der Zeitung: Der "belgische Islam" ist noch immer auf der Suche nach sich selbst - und das könnte noch ein Weilchen dauern.
Laut Le Soir will die MR in der Kammer die Debatte über die Neutralität des Staates anstoßen. Insgesamt schlägt die Partei 24 Gesetzesänderungen vor, um die Trennung von Kirche und Staat sicherzustellen. Die Zeitung begrüßt die Initiative und hofft auf eine tabulose Diskussion: Vom Tragen des Kopftuchs im Öffentlichen Dienst bis hin zum Te Deum in Anwesenheit von Vertretern des Staates - alles sollte nach Ansicht des Blatts auf den Prüfstand.
Polizei hatte Waffenlieferanten Coulibalys unter Beobachtung
Wie La Dernière Heure meldet, hätte die belgische Polizei verhindern können, dass Amedy Coulibaly, der Attentäter im koscheren Supermarkt in Paris, sich seine Waffen in Charleroi besorgt. Der Waffenhändler stand nämlich seit Langem unter Beobachtung, sogar ein V-Mann war in seinem Umfeld platziert.
Die Behörden konzentrierten sich aber auf die Drogengeschäfte des Mannes, die Waffen gerieten dabei wohl etwas aus dem Blick.
Finanzminister will Reform der Körperschaftssteuer
Um weiterhin Investoren anzulocken, will Finanzminister Johan Van Overtveldt die Körperschaftssteuer reformieren. Sein Plan: ein zweigleisiges System. Entweder die Unternehmen optieren für das jetzige System, zahlen 34 Prozent Abgaben und können dafür diverse Posten von der Steuer absetzen. Oder sie zahlen nur noch 20 Prozent Steuern, können dafür aber nichts mehr beim Fiskus geltend machen.
Damit reagiert der N-VA-Minister auf eine Entscheidung der EU-Kommission, dass die belgischen Steuerdeals unzulässig sind. Die neue Maßnahme soll dafür sorgen, dass das Land attraktiv und wettbewerbsfähig bleibt.
Wer wird Radcross-Weltmeister?
Die meisten Zeitungen, darunter Gazet van Antwerpen, blicken auf das sportliche Großereignis des Wochenendes - die Radcross-Weltmeisterschaft im limburgischen Zolder. Eine Sportart, die nur in Belgien und den Niederlanden populär ist. Bis zu 80.000 Zuschauer werden entlang der WM-Strecke erwartet.
Die große Frage lautet: Wer wird der Weltmeister: der Belgier Wout Van Aert oder der Niederländer Mathieu Van Der Poel? Radcross-Legende Sven Nys, inzwischen 39 Jahre alt, erklärt in der Zeitung: "Sollte ich wider Erwarten Weltmeister werden, dann beende ich auf der Stelle meine Karriere."
Alain Kniebs - Bild: Nicolas Maeterlinck/BELGA