"Pariser Anschläge: Ein zweiter Belgier identifiziert", titelt Le Soir. "Der dritte Pariser Terrorist kam aus Molenbeek", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws.
Die Polizei hat offenbar den Mann identifiziert, der sich bei der Erstürmung einer konspirativen Wohnung am 18. November im Pariser Vorort Saint-Denis in die Luft gesprengt hat. Dabei waren auch Abdelhamid Abaaoud und seine Kusine ums Leben gekommen. Bei dem Selbstmordterroristen handelt es sich demnach um Chakib Akrouh, einen zum Tatzeitpunkt 25-jährigen Mann aus Molenbeek. Das beweist offenbar ein DNA-Abgleich mit dem Genmaterial seiner Mutter. Spuren des Mannes wurden auch an einer Waffe sichergestellt, die die Pariser Terroristen am 13. November benutzt haben.
"Der Belgier, der mit Abaaoud getötet wurde, war schon wegen Terrorismus verurteilt", weiß derweil La Libre Belgique. Demnach war Chakib Akrouh im Juli vergangenen Jahres zusammen mit rund 40 weiteren Angeklagten wegen Terrorismus verurteilt worden. Und zwar in Abwesenheit zu fünf Jahren Haft. Der Mann soll sich Anfang 2013 nach Syrien abgesetzt haben. Seine Familie in Molenbeek kann es anscheinend immer noch nicht wirklich fassen: "Chakib Akrouh war ein netter, zurückhaltender Kerl", sagen Verwandte in La Dernière Heure.
Dicke Luft jetzt auch bei Renault
"Jetzt wird auch Renault des Betrugs beschuldigt", so die Aufmachergeschichte von L'Echo. "Auch Renault bläst zu viele Schadstoffe in die Luft", schreibt auch Het Laatste Nieuws. Am Donnerstag gab es unter anderem drei Hausdurchsuchungen bei dem französischen Autobauer. Nach Aussage der französischen Umweltministerin Segolène Royal sollen auch die Dieselmotoren von Renault unzulässig hohe CO2- und Stickstoffoxidkonzentrationen ausstoßen.
"Renault gerät im Fahrwasser von VW ebenfalls in den Strudel", bemerkt dazu La Libre Belgique. Das Resultat kam jedenfalls postwendend: "Der Schummelei bezichtigt stolpert Renault an der Börse", schreibt Le Soir auf Seite eins. Der Kurs der Renault-Aktie brach um zehn Prozent ein.
Seit dem VW-Skandal liegen die Nerven blank, kann L'Echo nur feststellen. Der Kurseinbruch der Renault-Aktie zeigt, dass die Investoren nicht einmal mehr den Hauch von Vertrauen in die Autoindustrie haben. Seit Bekanntwerden der Motormanipulationen bei Volkswagen steht die Branche ohnehin unter Generalverdacht, nach dem Motto: Die haben sowieso alle gepfuscht.
Dabei müssen die Hersteller doch gar nicht schummeln, notiert sarkastisch Het Nieuwsblad. Die offiziellen Tests reichen doch schon, um den Verbraucher irrezuführen. Nach Erkenntnissen von europäischen Verbraucherschutzorganisationen kann man den Werksangaben in puncto Verbrauch in den wenigsten Fällen vertrauen. Mit der Realität haben diese Zahlen so gut wie nichts zu tun. Ein Grund dafür ist, dass die Autoindustrie entsprechend Lobbyarbeit betrieben und dafür ziemlich viel Geld ausgegeben hat. Wenn Politiker jetzt demonstrativ ihre Verwunderung darüber zum Ausdruck bringen, dann ist das nichts anderes als blanker Zynismus.
Jugendliche Flüchtlinge sollen Mädchen belästigt haben
"Drei Klagen gegen syrische Flüchtlinge", schreibt La Dernière Heure in Blockbuchstaben auf Seite eins. Het Laatste Nieuws übernimmt die Meldung der Kollegen und titelt: "Junge Flüchtlinge belästigen drei Mädchen". Anscheinend geht es da also um eine Geschichte, die, zumindest was die Vorwürfe angeht, vergleichbar ist mit den Vorfällen in Köln.
Demnach sollen Flüchtlinge im Alter von zwölf und 13 Jahren in einem Zug junge Mädchen sexuell belästigt haben. Trotzdem wurden sie im Anschluss von der Polizei freigelassen. Das sei ein Fehler gewesen, räumt die Polizei Het Laatste Nieuws gegenüber ein.
"Rückkehr der Gemeinschaftspolitik" wirbelt weiter Staub auf
"N-VA-Parlamentarier sind verstimmt wegen des Alleingangs von Bart De Wever". Der Chef der flämischen Nationalisten hatte ja am Mittwoch die Rückkehr der Gemeinschaftspolitik verkündet und bei der Gelegenheit auch den Fraktionschef der N-VA in der Kammer ausgetauscht. N-VA-Parlamentarier beklagen jetzt mangelndes Mitspracherecht.
Der Vorstoß an sich sorgt aber auch heute wieder für zahlreiche Kommentare. De Morgen etwa fragt sich, ob sich der Meisterstratege De Wever diesmal nicht verkalkuliert hat. Erstens: Die Ankündigung, wonach sich die N-VA jetzt wieder mit Gemeinschaftspolitik befassen will, kommt doch etwas plötzlich. Das Ganze riecht doch ziemlich nach einem Schnellschuss. Und genau deswegen wirkt das Ganze auch wie ein Kniefall vor der Flämischen Bewegung, die De Wever damit wichtiger macht, als sie tatsächlich ist. Ganz nebenbei sorgt De Wever auch noch für Unfrieden in der Regierungskoalition. Und wenn es nur ein Ablenkungsmanöver ist, um den blassen Kammerfraktionsvorsitzenden loszuwerden, so hat der Parteichef hier doch wohl zu dick aufgetragen.
Het Laatste Nieuws versteht die ganze Aufregung nicht. Entgegen des frankophonen Gezeters hat De Wever keine Bombe gelegt. Es ist glasklar, dass diese Regierung keine Staatsreform durchführen wird. Und was die Zeit nach 2019 angeht: Um ihren "Konföderalismus" durchzusetzen, braucht die N-VA eine Zweidrittelmehrheit. Und so wie es derzeit aussieht, ist man davon Lichtjahre entfernt.
Le Soir empfiehlt den Frankophonen dennoch, sich möglichst bald einmal mit ihrer Zukunft zu befassen. Wenn die stärkste Partei des Landes für das Ende Belgiens eintritt, dann kann man das nicht einfach ignorieren. Nicht vergessen: Auch die Deutschsprachigen klauben sich stückchenweise immer weiter Zuständigkeiten zusammen. Es ist offensichtlich, dass die institutionelle Zukunft dieses Landes den Regionen gehört. Deswegen darf eine Zusammenlegung beziehungsweise Straffung der frankophonen Institutionen nicht mehr tabu sein. Und damit hätte man 2019 auch einen Plan.
Roger Pint - Archivbild: Lawrence Looi (epa)