"Zehn Tote nach Selbstmordanschlag - Istanbul wurde ins Herz getroffen", titeln Het Belang van Limburg und Gazet van Antwerpen. "Die Terrororganisation IS attackiert den türkischen Tourismus", so die Schlagzeile von De Standaard und L'Echo. "Der Terror trifft schon wieder Touristen", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins.
Istanbul wurde von einem Selbstmordattentäter tatsächlich buchstäblich ins Herz getroffen. Der Mann sprengte sich im Zentrum der Metropole in die Luft, unweit der Blauen Moschee. Er riss dabei neun Menschen mit in den Tod. De Morgen bringt die grausige Bilanz auf den Punkt: "Zehn Tote und ein nicht zu beziffernder wirtschaftlicher Schaden". La Libre Belgique sieht ein Muster bestätigt: "Der Tourist ist das bevorzugte Ziel von IS".
Eine Folge davon steht auf Seite eins von La Dernière Heure: "Die belgischen Touristen meiden muslimische Länder", schreibt das Blatt. Zuvor hatte es ja schon Tunesien getroffen; Resultat: Die tunesischen Tourismushochburgen am Mittelmeer sind verlassen.
Generelles Autobahn-Tempolimit auf der Kippe
Zweites großes Thema ist der Autosalon, der am Donnerstag seine Türen für das Publikum öffnet. Eben in diesem Zusammenhang sorgt vor allem eine Meldung für Diskussionsstoff: "120 Kilometer pro Stunde auf den Autobahnen, das ist nicht mehr heilig", titelt De Morgen. "Mobilitätsministerin Galant will weg von den 120 Stundenkilometern auf allen Autobahnen", schreibt Het Nieuwsblad. Galant will demnach prüfen lassen, ob es wirklich sinnvoll ist, dass immer und überall 120 Stundenkilometer als Obergrenze gelten. In vielen anderen Ländern gelten je nach Situation unterschiedliche Regeln. Het Laatste Nieuws bringt auf Seite eins ein Beispiel: "Zwingend langsamer fahren bei Regen", schreibt das Blatt. Eine solche Regel gibt es zum Beispiel in Frankreich. Spruchreif ist da aber noch nichts. Das belgische Institut für Straßenverkehrssicherheit muss das Ganze erst noch prüfen.
De Standaard und Het Nieuwsblad bringen heute neue Erkenntnisse im Zusammenhang mit den Ermittlungen nach den Terroranschlägen von Paris. Demnach versteckte sich Abdelhamid Abaaoud bis kurz vor dem Attentat in einem Haus in Charleroi. Dort haben die Terrorkommandos auch die letzten Vorbereitungen getroffen, bevor sie am 13. November nach Paris aufbrachen. Das beweisen unter anderem Bilder einer Überwachungskamera. Bereits vor den Anschlägen war Abaaoud Staatsfeind Nummer Eins und wurde belgienweit und auch international gesucht.
Polemik um neuen N-VA-Nazi-Vergleich
Im Mittelpunkt der Leitartikel steht derweil ein durchaus gewagter Vergleich des PS-Spitzenpolitikers André Flahaut. Der ist im Augenblick Haushaltsminister der Französischen Gemeinschaft. Anlass für die Polemik ist die Neuauflage von "Mein Kampf". Ein MR- Abgeordneter will die Veröffentlichung des Adolf-Hitler-Pamphlets in Belgien verhindern lassen. Flahaut unterstützt die Idee, fügte aber auf Twitter hinzu, dass es durchaus mutiger wäre, auch gewisse Aussagen von N-VA-Politikern zu verbieten.
"So dumm kann die PS sein", wettert in diesem Zusammenhang Gazet van Antwerpen. Erstens: Die Veröffentlichung von "Mein Kampf" zu verbieten, das wäre blanker Unsinn. Das würde nämlich allenfalls die Anziehungskraft dieser Bibel des Nationalsozialismus nur noch vergrößern. Aber zweitens: Einen Vergleich zwischen Nazis und der N-VA anzustellen, das geht definitiv zu weit. Damit jedenfalls entfremdet man sich noch ein bisschen mehr von der Mehrheit der flämischen Wähler.
Het Nieuwsblad kann diese Argumentation zu hundert Prozent unterschreiben. Kurz und knapp: Nazis verbieten Bücher, wir nicht. Und wenn André Flahaut nun seinerseits sogar die freie Meinungsäußerung unterbinden will, im vorliegenden Fall aus dem Mund von N-VA-Politikern, dann ist das eines demokratischen Politikers unwürdig, zumal, wenn es sich wie bei Flahaut ausgerechnet um einen ehemaligen Kammerpräsidenten handelt.
Flahaut verhagelt eine notwendige und nützliche Debatte, so fasst es denn auch De Standaard zusammen. Angesichts von Terrorismus und Flüchtlingskrise steht in diesen Tagen die Frage im Raum, wie eine Gesellschaft angemessen darauf reagieren kann. Diese Debatte wird allerdings im Keim erstickt, wenn Flahaut dann gleich die stärkste Partei Flanderns mit Nazis vergleicht.
Die flämischen Nationalisten und die Katalonien-Frage
Apropos N-VA: Im Augenblick steht die Frage im Raum, wie sich insbesondere die flämische Nationalistenpartei im Zusammenhang mit der Katalonien-Frage positionieren wird. "Sollte eine mögliche Unabhängigkeit der spanischen Region auf die Tagesordnung kommen, dann wird es eng für die Regierung Michel", orakelte schon der N-VA-Innenminister Jan Jambon, wie unter anderem L'Avenir hervorhebt.
Die N-VA steht ja von Natur aus regionalen Autonomiebestrebungen wohlwollend gegenüber. Allerdings, so fügt La Libre Belgique hinzu: Für die N-VA selbst wäre eine mögliche Unabhängigkeit von Katalonien noch einmal besonders heikel, weil die Wählerschaft der Nationalisten bestimmt nicht nur aus Separatisten besteht.
Investoren wollen Aktienmehrheit an FN erwerben
"Franko-amerikanische Investoren wollen die Waffenschmiede FN", so schließlich die Aufmachergeschichte von L'Echo. Demnach will ein Konsortium 75 Prozent der FN-Anteile erwerben. In seinem Leitartikel mahnt die Wirtschaftszeitung aber zur Besonnenheit. Die Wallonische Region als alleiniger Eigentümer sollte jetzt nicht überstürzt handeln. Die Wallonie darf sich zwar nicht prinzipiell aus ideologischen Gründen dem Thema verschließen; auf der anderen Seite muss sie aber bis zu einem gewissen Maß die Hebel für ihre wirtschaftliche Wiederbelebung in Händen behalten.
Roger Pint - Bild: str/afp