"Abscheu und Wut", titelt Het Nieuwsblad. "Köln öffnet die Büchse der Pandora", schreibt De Standaard. "Flüchtlinge unter Generalverdacht", so die Schlagzeile von Le Soir.
Die sexuellen Belästigungen von Frauen in der Silvesternacht in Köln schlagen immer höhere Wellen. Inzwischen liegen mehr als 100 Anzeigen vor. Als Reaktion auf die Vorfälle sollen Asylbewerber in Belgien nun einen Kurs über das richtige Verhalten gegenüber Frauen belegen. Man werde das "norwegische Modell" übernehmen, erklärt der zuständige Staatssekretär Theo Francken in Het Nieuwsblad. In dem skandinavischen Land erhalten alle Flüchtlinge bereits einen solchen Unterricht.
Het Laatste Nieuws fragt sich, warum es drei Tage gedauert hat, bis die Vorfälle von Köln ans Tageslicht gekommen sind. Das Vertrauen der Deutschen in ihre Politiker, die Polizei und die Medienwelt war bereits angeschlagen. Dass die Ereignisse zunächst ausgeblendet und das Ausmaß anschließend unterschätzt wurde, hat der Glaubwürdigkeit weiter zugesetzt. Het Nieuwsblad fordert, kein Blatt mehr vor den Mund zu nehmen und endlich das Kind beim Namen zu nennen. Wenn gewisse Flüchtlinge straffällig werden, dann müssen die Behörden das auch klar und deutlich sagen und nicht um den heißen Brei herumreden. Aus Angst vor Populisten und Extremisten, denen die Gewalt gegen Frauen durch Ausländer in die Karten spielt, sind die Vorfälle zunächst heruntergespielt worden. Die Folge: Alles ist nur noch schlimmer geworden.
De Standaard schreibt: Die Schande von Köln ruft tiefe Emotionen hervor. Die Politik wäre gut beraten, sich diese "rücksichtslos" zu Herzen zu nehmen. Die Schuldigen sind diejenigen Männer, die die Kölner Polizei nicht aufgehalten, identifiziert und verhaftet hat. De Morgen warnt aber davor, jetzt alle über einen Kamm zu scheren. Noch wissen wir kaum etwas über die Täter von Köln - außer, dass sie nordafrikanisch und arabisch aussahen. Trotzdem lautet die voreilige Schlussfolgerung: Flüchtlinge greifen unsere Frauen an.
Ein Jahr nach dem "Charlie Hebdo"-Massaker: Was bleibt?
"Ich bin und ich bleibe Charlie", schreibt La Libre Belgique auf schwarzem Hintergrund auf ihrer Titelseite. Heute vor genau einem Jahr stürmten zwei schwerbewaffnete Islamisten die Redaktion des Satiremagazins "Charlie Hebdo" in Paris und ermordeten elf Menschen. "Was ist ein Jahr danach geblieben?", fragt die Zeitung. Vor allem die Hoffnung, dass wir eines Tages wieder die offene und tolerante Gesellschaft werden, die wir einmal waren. Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut - auch für Idioten, fügt L'Echo hinzu. Wir müssen unsere Werte ohne Wenn und Aber verteidigen.
L'Avenir gibt zu bedenken: In den vergangenen Monaten ist die Terrorbedrohung zu einer Bleiglocke geworden, unter der Intoleranz, Angst und Wut ein gefährliches Gemisch bilden. Das GrenzEcho schlussfolgert: Egal, wie man zu den manchmal umstrittenen Karikaturen steht, für all diejenigen, die sich eine freie und mutige Medienwelt wünschen, muss "Charlie Hebdo" ein Vorbild sein.
Bahnstreik, Tax-Shift und eine Morddrohung gegen Polizisten
Gazet van Antwerpen geht auf Tag 2 des Bahnstreiks ein. Als Reaktion auf den Arbeitsausstand der frankophonen Gewerkschaftsflügel hat N-VA-Chef Bart De Wever die Aufspaltung der Zugverbindungen in flämische und wallonische Abschnitte gefordert. Als Vorsitzender einer Nationalistenpartei ist das eine legitime Forderung, findet das Blatt. Allerdings wäre eine solche Aufspaltung in der Praxis kaum durchführbar und darüber hinaus alles andere als wirtschaftlich. Statt über einen Plan B nachzudenken, sollten alle Beteiligten lieber zu Plan A zurückkehren, nämlich an den Verhandlungstisch, fordert auch Het Belang van Limburg.
Wie De Morgen berichtet, trifft die Steuerreform der Föderalregierung, der sogenannte Tax-Shift, die Kommunen hart. Die flämischen Städte und Gemeinden rechnen mit Einnahmeverlusten in Höhe von zehn Prozent. Eine bittere Pille, die noch für Ärger sorgen wird, auch wenn sich die lokalen Politiker im Moment darüber freuen, dass der Steuerdruck für ihre Bürger sinkt.
"Morddrohung gegen einen Polizisten aus Verviers", titelt L'Avenir. Im Internet hat ein ebenfalls aus Verviers stammender Dschihadist, der zurzeit im Irak vermutet wird, gedroht, den Beamten umzubringen. Die Polizei hat daraufhin besondere Schutzmaßnahmen für ihren Kollegen ergriffen.
Neonazi-Wunschkennzeichen genehmigt
Peinliche Panne im Verkehrsministerium: Wie La Dernière Heure berichtet, sind vor kurzem die Wunschkennzeichen "SS", "HH" und "EVA-SS" vergeben worden. Diese bei Neonazis gebräuchlichen Abkürzungen zieren nun eine Mercedes-Limousine und einen Porsche Cayenne. Das Ministerium verteidigt die Vergabe der 2.000 Euro teuren personalisierten Nummernschilder mit dem Hinweis, dass zumindest bei "SS" und "HH" die Namen der Antragsteller diesen Initialen entsprechen.
Alain Kniebs - Bild: Philippe Dupeyrat (afp)