"Brüssel, Antwerpen, Kortrijk: willkürliche Verhaftungen", titelt De Standaard. Seit den Anschlägen von Paris kommt es in Belgien vermehrt zu Zwischenfällen, bei denen die Polizei bei der Suche nach Terroristen übers Ziel hinausschießt. So kam es, dass in mehreren Städten arabisch aussehende Männer von den Sicherheitskräften überwältigt und in Gewahrsam genommen wurden - bei Antwerpen traf es sogar einen Schüler während seiner Mittagspause. Im Nachhinein stellte sich aber jedes Mal heraus, dass die Polizeiaktionen ungerechtfertigt waren.
De Morgen spricht von einer gefährlichen Entwicklung. Natürlich ist gegen härteres Vorgehen gegen Terrorverdächtige nichts einzuwenden, man sollte aber darauf achten, nicht alle Muslime unter Generalverdacht zu stellen. De Standaard sieht das ähnlich: Die zu lange Aufrechterhaltung der hohen Terrorwarnstufen verändert unser Zusammenleben - und zwar sicher nicht zum Positiven.
Het Laatste Nieuws schließt sich dem an. Einer der Brüsseler Polizeichefs erklärte kürzlich, wir befänden uns in einem "Quasi-Kriegszustand". Wenn er damit meint, dass wir konsequent gegen radikale Islamisten im Land vorgehen sollen, dann hat er völlig Recht. Aber, wenn der Polizeichef meint, dass der Zweck die Mittel heiligt und derzeit alles erlaubt ist, dann wird es gefährlich. Nicht jeder Abdel ist gleich ein Terrorist, warnt das Blatt. Um das Radikalisierungsproblem zu lösen darf der Staat nicht nur auf mehr Polizei setzen, sondern wird die Wurzeln des Problems stärker angehen müssen. Die Bildungs- und Berufschancen in den Problemvierteln müssen verbessert werden, fordert De Morgen.
König der Belgier: ein wirklich undankbarer Job
Viele Zeitungen beschäftigen sich weiter mit König Philippes "Bademantel-Gate". Auch wenn man ihm inhaltlich nichts vorwerfen kann, gibt das Staatsoberhaupt nicht gerade das beste Bild von sich ab, bemerkt La Libre Belgique. Während in Brüssel die höchste Terrorwarnstufe herrschte und die Menschen in Angst vor einem schweren Anschlag lebten, schlürfte Philippe im Bademantel total entspannt im Wellnessbereich eines Luxushotels in der Bretagne einen Multivitaminsaft. Die ganze Sache am Mittwoch als "Petitesse" abzutun, macht die Angelegenheit nicht besser.
Le Soir hebt hervor: Natürlich hätte es nichts geändert, wäre der König an besagtem Wochenende hoppla hopp nach Brüssel zurückgekehrt. Operativ hat er bei Sicherheitsoperationen sowieso nichts zu melden. Die Rolle der Monarchie ist in Belgien ja rein repräsentativ. Aber gerade deswegen ist das Bademantel-Foto - fernab von den Sorgen der Belgier - so fatal für das Königshaus, analysiert Le Soir. Het Laatste Nieuws wirft dem König ebenfalls vor, die Auswirkungen des Vorfalls unterschätzt zu haben.
L'Avenir hingegen nimmt Philippe in Schutz. Bei dem Wellness-Wochenende handelt es sich um eine rein private Angelegenheit. Was wirft man dem König eigentlich vor? Sonst darf er sich nie einmischen, und jetzt, wo er sich zurückhält, kreidet man ihm genau das an. König der Belgier zu sein, ist wirklich ein undankbarer Job, findet die Zeitung.
EU-Kommission will gegen belgische Steuerdeals vorgehen
Laut De Standaard will die EU-Kommission wegen der Steuerdeals mit internationalen Konzernen gegen Belgien vorgehen. Bis zu 700 Millionen Euro müssten die Unternehmen an den belgischen Staat nachzahlen. Die Kommission betrachtet die gezielten Steuervorteile für Großkonzerne als verbotene staatliche Beihilfen. Finanzminister Johan Van Overtveldt verteidigt die Deals. Ohne sie befürchtet er eine Abwanderung dieser Firmen und den Verlust vieler Arbeitsplätze.
"Facebook erpresst Belgien", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. Das größte Soziale Netzwerk der Welt verwehrt jetzt Nicht-Facebook-Mitgliedern in Belgien den Zugang zu den öffentlichen Seiten von Firmen, Behörden, Prominenten und Vereinen. Der amerikanische Konzern reagiert damit auf ein belgisches Gerichtsurteil. Die Datenschutzbehörde hatte geklagt, weil Facebook auch Daten von Nicht-Mitgliedern sammelt. "Wenn Facebook denkt, dass es nur das kleine Belgien in dieser Sache gegen sich hat, täuscht es sich gewaltig", erklärt der für Datenschutz zuständig Staatssekretär Bart Tommelein. Man werde sich nicht von dem Konzern erpressen lassen.
Wie L'Echo berichtet, will die Großbank BNP Paribas Fortis in den kommenden Jahren in Belgien 1.000 Stellen abbauen. Weil die Konkurrenz immer weiter zunimmt, will das Unternehmen sich neu aufstellen und dadurch Kosten sparen. Im Moment arbeiten noch knapp 15.000 Menschen für Fortis in Belgien.
Millionen Kinder müssen für Nikoläuse schuften
Drei Tage vor dem Nikolausfest beschäftigt sich L'Avenir mit Schokolade. Jeder Belgier vertilgt im Schnitt sechs Kilogramm Schokolade pro Jahr, darunter zahlreiche Schoko-Nikoläuse. Die belgischen Chocolatiers setzen beeindruckende vier Milliarden Euro pro Jahr um. Was aber nur die wenigsten Kunden wissen: In den afrikanischen Kakao-Plantagen schuften über zwei Millionen Kinder.
Ein Aktionsbündnis hat der belgischen Schokoladenindustrie am Mittwoch eine Petition mit 120.000 Unterschriften überreicht. Die Forderung: Nur Kakaobohnen verwenden, die unter fairen Bedingungen und ohne Kinderarbeit hergestellt worden sind.
Alain Kniebs - Bild: Laurie Dieffembacq (belga)