"Facebook in Belgien auf den Knien", titelt Gazet van Antwerpen. "Facebook muss sich beugen", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. "Belgische Blutgrätsche gegen Facebook", schreibt L'Echo auf Seite eins.
Ein belgisches Gericht hat Facebook wegen der Missachtung von Datenschutzbestimmungen verurteilt. Im Mittelpunkt stand dabei die gängige Praxis vieler Internetfirmen, das Surfverhalten der Nutzer auszuspähen. Auch Facebook ermittelt, wer wann auf welche Webseite geht. Das gilt aber nicht nur für die fünf Millionen belgischen Facebook-Mitglieder; die haben sich ohnehin über die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des sozialen Netzwerks damit einverstanden erklärt. Facebook spioniert aber auch Nicht-Mitglieder aus. Und eben diese Praxis wurde von dem Gericht jetzt für unrechtmäßig erklärt. So lange das Unternehmen das fortsetzt, droht ein Zwangsgeld in Höhe von 250.000 Euro - pro Tag. "Eine Viertelmillion für jeden Tag, den Facebook uns weiter ausspioniert", resümiert Het Nieuwsblad.
"Und wir werden es nicht bei Facebook belassen", sagt der Vorsitzende der belgischen Datenschutz-Kommission auf Seite eins von De Morgen. Jetzt erst recht wolle man Jagd machen auf andere Internet-Betriebe, die sich nicht an Grundregeln des Datenschutzes halten. Und auch für Facebook selbst könnte das nur der Anfang sein. "Facebook muss jetzt überall mit Klagen rechnen", glaubt etwa De Standaard. Die Verurteilung in Belgien könnte demnach zum Präzedenzfall werden.
Die Stunde der Wahrheit für Jacqueline Galant ist gekommen
Für die föderale Mobilitätsministerin Jacqueline Galant schlägt heute derweil die Stunde der Wahrheit. Die MR- Ministerin muss am Nachmittag dem zuständigen Kammerausschuss in der sogenannten Anwaltskostenaffäre Rede und Antwort stehen. In diesem Zusammenhang war ein Gutachten der Finanzinspektion mit Spannung erwartet worden. Der Bericht liegt jetzt vor. Und für die Wirtschaftszeitung L'Echo sorgt die Finanzinspektion für eine "Aufklarung am ansonsten düsteren Himmel von Jacqueline Galant", wie das Blatt auf seiner Titelseite schreibt.
"Punkt für Galant", bemerkt auch Le Soir. Es ist so: Zwar kommt auch die Finanzinspektion zu dem Schluss, dass die Vergabe eines Berater-Auftrags an die internationale Anwaltskanzlei Clifford Chance einer Ausschreibung bedurft hätte. Zugleich stellt das Expertengremium aber fest, dass es in den letzten Jahren häufiger vorgekommen sei, dass das Transportministerium Aufträge nicht ordnungsgemäß ausgeschrieben hatte. "Die Finanzinspektion gibt Galant zusätzliche Munition an die Hand", analysiert denn auch De Standaard.
"Hände weg von Jacqueline Galant!"
Bereits am Montag hatten sich die frankophonen Liberalen demonstrativ hinter ihre Ministerin gestellt. Auch für sie ist der Bericht der Finanzinspektion eine gute Neuigkeit. "Die MR zieht einen ersten Fuß aus dem Galant-Sumpf", notiert etwa La Libre Belgique.
Jacqueline Galant hat offensichtlich ihre Verteidigungsstrategie erstmal an den Parteifreunden getestet, glaubt L'Avenir in seinem Leitartikel. Und das offensichtlich mit Erfolg; wobei einigen Liberalen wohl durchaus klar sein dürfte, dass Galant längst nicht alles richtig gemacht hat. "Jacqueline, das ist gut für ein Mal", wird ihr wohl der eine oder andere ins Ohr geflüstert haben.
Die MR hat am Montag den drei flämischen Koalitionspartnern eine deutliche Botschaft geschickt, glaubt Het Belang van Limburg. Botschaft, die da lautet: "Hände weg von Jacqueline Galant!". Indem sich die Liberalen wie ein Mann hinter Galant gestellt haben, signalisieren sie, dass ein erneuter Spielerwechsel nicht in Frage kommt. Gerade erst hat man ja den glücklosen Haushaltsminister Hervé Jamar gegen Sophie Wilmès ausgetauscht.
Russland ist Weltmeister... im Doping
"Staatsdoping in Russland", titelt derweil Le Soir. Die internationale Anti-Doping-Agentur WADA hat einen vernichtenden Bericht über Schummelpraktiken beim russischen Leichtathletikverband veröffentlicht. Demnach wurden Sportler systematisch und flächendeckend mit illegalen leistungsfördernden Mitteln versorgt. "Russische Athleten sind Doping-Weltmeister", notiert dazu auch Het Laatste Nieuws.
De Morgen spricht von einer "Rückkehr in Sowjetzeiten". Auch De Standaard fühlt sich an die "dunkelsten Tage des Ostblocks" erinnert. Fakt ist jedenfalls, dass die WADA jetzt empfiehlt, den gesamten russischen Leichtathletikverband zu sperren. Für den Kreml wäre das eine fast beispiellose Blamage, zumal staatliche Stellen in den Skandal verstrickt sind, angefangen beim Geheimdienst FSB. "Der Doping-Skandal trifft Putin ins Herz", schreibt denn auch De Standaard auf Seite eins.
Radsport, FIFA... und jetzt Leichtathletik
"Das ist ein Sargnagel mehr für die Glaubwürdigkeit des Leistungssports", beklagt La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. Die Skandalserie reißt nicht ab; und das in allen Bereichen: der Radsport - dopingverseucht. Die FIFA - durch und durch korrupt. Und jetzt hat die Welt es schriftlich, dass die Olympischen Spiele in London 2012 "sabotiert" waren durch die Präsenz von gedopten Athleten. Mehr denn je muss man sich die Frage stellen, ob ein sauberer Sport auch vor dem Hintergrund der enormen finanziellen Interessen überhaupt noch möglich ist.
Das Schlimme ist, dass all das eigentlich niemanden überrascht, meint resigniert Le Soir in seinem Kommentar. Von den hehren Idealen sind wir Lichtjahre entfernt. Im Leistungssport geht es mehr denn je einzig und allein ums Geld, beziehungsweise politisches Prestige. Das bedeutet aber nicht, dass die Doping-Fahnder am Ende die Flinte ins Korn werfen müssen. Im Gegenteil. Die Parole lautet: Jetzt erst recht!
Roger Pint - Illustrationsbild: Thierry Roge (belga)