"Jozef De Kesel wird neuer Erzbischof", titelt La Libre Belgique. "Rückkehr der Offenheit an die Spitze der katholischen Kirche in Belgien", so Le Soir. "Papst bevorzugt seriösen De Kesel", schreibt De Standaard auf Seite eins.
Die offizielle Verkündung findet heute Mittag zeitgleich im Vatikan und am Sitz der belgischen Bischofskonferenz in Brüssel statt: Der Brügger Bischof Jozef De Kesel soll zum neuen Primas der Katholiken berufen werden. Der 68-Jährige soll die Nachfolge des höchst umstrittenen André-Joseph Léonard im Bistum Mecheln-Brüssel antreten. De Kesel gilt La Libre Belgique zufolge als spiritueller Ziehsohn von Kardinal Godfried Danneels, als bedächtiger aber entschlossener Reformer und als Anhänger von Papst Franziskus.
Le Soir meint: Diskret, vorsichtig, intellektuell und kultiviert - der neue Primas der belgischen Katholiken dürfte vielen Gläubigen zusagen. Das Zölibat hatte De Kesel vor einigen Jahren bereits in Frage gestellt. Auch Frauen kann er sich als Priester vorstellen, wie La Libre Belgique berichtet. Trotzdem glaubt die Zeitung nicht, dass der neue Erzbischof die Kirche auf den Kopf stellen wird. De Standaard findet: De Kesel ist zwar nicht so progressiv wie der forsche Antwerpener Bischof Johan Bonny, trotzdem hat sich der Vatikan für einen Theologen entschieden, der Kirche und Gläubige miteinander versöhnen kann und der einsieht, dass die Kirche sich an die heutige Zeit anpassen muss.
Gazet van Antwerpen bedauert, dass Johan Bonny nicht das Rennen gemacht hat. Vermutlich sind seine Ideen zu progressiv - etwa seine toleranten Ansichten zu Geschiedenen und Homosexuellen. Um die Kirche zu reformieren, braucht man einen langen Atem und muss man abseits des Rampenlichts sein Projekt vorantreiben. Bonny wäre sicherlich zu ungeduldig. De Morgen glaubt aber, dass De Kesel nur eine Zwischenlösung ist. Laut einer gut informierten Quelle innerhalb der Kirche soll er den Stuhl warm halten für Bonny und bereits erste, sanfte Reformen einleiten.
Harte Zeiten für VW-Gruppe-Händler im Land
"Ein Viertel der VW-Modelle in Belgien wird vorerst aus dem Programm genommen", titelt Het Laatste Nieuws. D'Ieteren, der Generalimporteur der VW-Gruppe stoppt den Verkauf zahlreicher Volkswagenmodelle - so lange, bis Klarheit über die Abgaswerte aus Wolfsburg herrscht. Betroffen sind alle Diesel-Fahrzeuge mit 1,4, 1,6 und 2-Liter-Motorisierung sowie Benziner der 1,4-Liter-Klasse. "Wer einen solchen Wagen bestellt hat, kann kostenlos von seinem Kauf zurücktreten", erklärt ein D'Ieteren-Sprecher in der Zeitung. Auf die rund 170 VW-, Audi-, Skoda- und Seat-Händler in Belgien kommen harte Zeiten zu, prophezeit das Blatt. Inzwischen plant ein Anwaltsbüro eine Sammelklage von über 2.000 Belgiern. Sollte VW bis kommende Woche nicht auf die Schadensersatzforderungen eingehen, werde Klage gegen den deutschen Autohersteller eingereicht.
Abgasskandal, Brüsseler Restaurants, die billigen Fisch unter falschem Namen zu teuren Preisen verkaufen, Pferdefleisch in der Lasagne und Energieklassen an Elektrogeräten, die vorne und hinten nicht stimmen: Wir Verbraucher werden im großen Stil betrogen, stellt Het Belang van Limburg fest. Das geht gar nicht!, schreibt das Blatt und fordert die Behörden auf, bestehende Vorschriften strenger zu kontrollieren und Verstöße härter zu ahnden. Aber auch wir Verbraucher sollten uns an die eigene Nase fassen und unser Konsumverhalten überdenken.
Reisewarnung für den Sinai
"Das Außenministerium rät von Reisen in den Sinai ab", titelt Le Soir. Alle belgischen Reiseveranstalter haben ihre Flüge nach Sharm el-Sheik inzwischen eingestellt. Die ägyptische Tourismusbranche wird durch die Folgen des Absturzes des russischen Ferienfliegers erneut schwer getroffen. Het Nieuwsblad stellt fest: Es gibt immer mehr Hinweise auf eine Bombe an Bord der Unglücksmaschine, Beweise liegen aber noch nicht vor. Ob die Terroristen vom IS nun tatsächlich hinter dem Absturz stecken oder nicht, ihr Ziel haben sie erreicht: Chaos und Panik bei Touristen aus aller Welt.
La Dernière Heure teilt diese Auffassung nicht. Es wäre unsinnig, nach Tunesien jetzt auch Ägypten zu meiden. Wir benutzen ja schließlich auch den Thalys weiter, trotz des Attentats im August. Absolute Sicherheit gibt es nirgendwo, eine Bombe kann einen überall treffen - nicht nur in Sharm el-Sheikh.
Belgischer Blasmarathon
Het Nieuwsblad kündigt großangelegte Alkoholkontrollen an. Nach dem Vorbild des belgienweiten Blitzmarathons soll am Wochenende vom 16. Januar 2016 im ganzen Land ins Röhrchen gepustet werden. Die föderale Polizei und mehr als Hundert lokale Zonen sollen sich an der koordinierten Aktion beteiligen. Es soll die größte Alkoholkontrolle werden, die es je in Belgien gegeben hat. Die Polizei hofft, dass ihr viele Promillesünder ins Netz gehen werden. Außerdem will sie auf die Gefahren von Alkohol am Steuer aufmerksam machen. Bei mehr als jedem vierten tödlichen Verkehrsunfall spielt Alkohol hierzulande eine Rolle.
Alain Kniebs - Archivbild: Kurt Desplenter (belga)