"Ein Attentat ist die plausibelste Erklärung", titelt Le Soir. "Ägypten unter Schock - 2.000 Belgier befinden sich gerade in Sharm El-Sheikh", so die Schlagzeile von La Dernière Heure.
Der Absturz eines russischen Verkehrsflugzeuges am Samstag gibt weiter Rätsel auf. Bei dem Crash auf der Sinai-Halbinsel waren alle 224 Insassen ums Leben gekommen. Die Absturzursache ist nach wie vor ungeklärt. Direkt nach dem Crash hatte die Terrororganisation IS über Twitter verbreitet, dass sie das Flugzeug abgeschossen habe. Und auch die russische Fluggesellschaft Metrojet schloss ihrerseits ziemlich schnell ein technisches Problem oder einen Pilotenfehler aus. Die einzig mögliche Erklärung sei demnach ein "externer Einfluss".
Die Airline ist allerdings nicht unvoreingenommen, analysiert Het Laatste Nieuws. Das Blatt formuliert es so: "Ein Terroranschlag käme Metrojet gelegen". Damit würde sich nämlich nicht mehr die Frage nach möglichen technischen Problemen als Ursache für den Crash stellen. Für Le Soir hingegen deutet vieles darauf hin, dass eine Bombe an Bord war. Experten sehen Parallelen zu dem Anschlag auf eine Pan-Am-Maschine, die 1988 über dem schottischen Ort Lockerbie explodierte.
Sollte sich die Hypothese eines Terroranschlags bewahrheiten, dann wäre das keine gute Neuigkeit für den russischen Präsidenten Wladimir Putin, bemerkt La Dernière Heure in ihrem Leitartikel. Dann müsste er nämlich schmerzlich feststellen, dass es viel leichter ist, Oppositionelle ins Gefängnis zu werfen, als sich mit IS anzulegen. Aber mal ganz davon abgesehen: Wenn es am Ende wirklich ein Terroranschlag war, dann wäre das womöglich der Todesstoß für den Tourismus in Ägypten.
Bislang herrscht in den Urlauberhochburgen am Roten Meer aber offensichtlich keine Panikstimmung, wie La Dernière Heure feststellt. "Ägypten macht den belgischen Touristen keine Angst", konstatiert das Blatt. Und auch die belgischen Reiseveranstalter sehen derzeit keinen Grund, ihre bisherige Politik zu ändern.
Die Europäer kommen nicht an Erdogan vorbei
Viele Zeitungen beschäftigen sich auch heute noch mit dem Ausgang der Wahlen in der Türkei. Dabei hatte ja die AKP von Präsident Erdogan die absolute Mehrheit zurückerobert.
Die Türken hatten bei ihrem Votum offensichtlich vor allem zwei Dinge vor Augen, glaubt L'Echo, nämlich Stabilität und nicht zuletzt ihr Portemonnaie. Eine Mehrheit der Bürger ist wohl der Überzeugung, dass allein Erdogan dafür sorgen kann, dass der türkische Tiger wieder brüllt. Er steht stellvertretend für den Aufschwung des letzten Jahrzehnts. Er sollte sich denn auch in erster Linie auf die Wirtschaft konzentrieren und seine autokratischen Tendenzen zurückstellen.
Und insbesondere wir Europäer kommen so oder so nicht an Erdogan vorbei, glauben De Standaard und Gazet van Antwerpen. Die Türkei ist ein Schlüssel-Land, sowohl in der Flüchtlingskrise, als auch im Kampf gegen die Terrororganisation IS. Natürlich wird Erdogan damit nicht mit einem Mal salonfähig, notiert De Standaard. Europa muss sich nicht bedingungslos dem Potentaten vom Bosporus an die Brust werfen. Ignorieren ist aber auch keine Option. Realpolitik, so lautet das Zauberwort.
Winter der Wahrheit
Apropos Flüchtlingskrise: Für Het Nieuwsblad ist der anstehende Winter der "Moment der Wahrheit". Ob man nun den Flüchtlingen positiv oder negativ gegenübersteht: In den nächsten Wochen werden sich die Emotionen verflüchtigen. Die Menschen werden wieder zur Tagesordnung übergehen. Jetzt wartet aber die größte Herausforderung: Werden wir uns an die Flüchtlinge gewöhnen? Werden wir sie als gewöhnliche Mitmenschen betrachten? Werden sie sich integrieren? Diese Nagelprobe steht jetzt bevor.
Auch für Le Soir stehen jetzt entscheidende Wochen an. Im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise hat man ein Klima beobachten können, das stellenweise an die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts erinnern konnte. Zu diesem Schluss kommt sogar das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte. Die Rhetorik sei exakt dieselbe. Gerade in solchen Momenten braucht man politisch Verantwortliche, die mit gutem Beispiel vorangehen, statt mit den Wölfen zu heulen und Ängste weiter zu schüren.
Föderalregierung vor "Monat aller Gefahren"
Innenpolitisch prognostiziert Le Soir der Föderalregierung einen "Monat November aller Gefahren". Nicht nur, dass die Anwaltskostenaffäre um die Mobilitätsministerin Jacqueline Galant weiterschwelt. Auf dem Programm steht auch unter anderem das heikle Thema der Laufzeitverlängerung für die Atomreaktoren Doel 1 und Doel 2. Energieministerin Marie-Christine Marghem hatte sich in diesem Zusammenhang nicht wirklich mit Ruhm bekleckert. Bis Ende des Monats müssen sich darüber hinaus der Föderalstaat und die Regionen des Landes auf ein neues Klimaabkommen verständigen. Insgesamt also ziemlich vermintes Terrain.
Belgische Firmen sehen Licht am Ende des Tunnels
Gute Neuigkeit auf Seite eins von L'Echo: "Die belgischen Unternehmen trauen sich wieder, neue Mitarbeiter einzustellen", schreibt das Blatt. Vier Jahre lang hatte sich am Arbeitsmarkt nichts getan. Jetzt sehen die Firmen aber offensichtlich Licht am Ende des Tunnels. Der Jobmotor springt langsam aber sicher wieder an...
Und das könnte sich fortsetzen: "Die Abschaffung der Lohnnebenkosten auf den ersten Mitarbeiter würde 58.000 neue Jobs bringen", diese Schlagzeile steht auf Seite eins von Het Laatste Nieuws und La Libre Belgique. Die Maßnahme ist schon im Rahmen des Tax-Shifts beschlossen. Sie soll zum kommenden 1. Januar in Kraft treten. Demnach müsste ein Unternehmen für jeden ersten neuen Mitarbeiter, den es innerhalb der nächsten vier Jahre einstellt, keine Lohnnebenkosten bezahlen.
Roger Pint - Archivbild: Adem Altan (afp)