"Erdogan kann wieder alleine regieren", titelt Le Soir. "Angst und Gewalt treiben die türkischen Wähler wieder in die Arme Erdogans", schreibt De Standaard. "Erdogans Taktik ist aufgegangen", bemerkt De Morgen auf Seite eins.
Bei der Parlamentswahl in der Türkei hat die AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan die absolute Mehrheit geholt. Damit können die Konservativen wieder alleine regieren. Der türkische Präsident will die Verfassung ändern, um sich selber mehr Macht zu geben.
Wie De Morgen bemerkt, schwebt ihm ein System mit einem starken Präsidenten nach US-amerikanischem Vorbild vor. Was Erdogan bei der vorgezogenen Neuwahl im Juni nicht gelungen war, hat er jetzt geschafft. Er hat die Vorzüge der Demokratie entdeckt: Wenn einem das Wahlergebnis nicht passt, setzt man eine neue Wahl an, meint Het Nieuwsblad bitter. So einfach verwandelt man eine Niederlage in einen fulminanten Sieg.
Säbelrasseln verhilft Erdogan zum Sieg
De Standaard ist überzeugt: Der Kampf gegen die kurdische Untergrundorganisation PKK wird weitergehen. Menschenrechte und Pressefreiheit sieht das Blatt gefährdet. La Libre Belgique zufolge hat Erdogan seinen Wahlsieg vor allem dem Säbelrasseln der vergangenen Wochen zu verdanken. Die Attentate von Ankara manipulierte er in seinem Sinne, so die Zeitung.
Genauso sieht es Het Nieuwsblad. Die Zuspitzung in der Flüchtlingskrise, die Drohungen der Terrorgruppe IS und der Kampf gegen die Kurden haben für einen nationalistischen Ruck in der Türkei gesorgt, den Erdogan gekonnt für sich zu nutzen wusste. Auch wir Europäer spielen inzwischen nach Erdogans Regeln. Zum ersten Mal hat die EU die Türkei mehr nötig als umgekehrt. Vor allem, um den Flüchtlingsstrom einzudämmen. Einen "starken Mann" zu unterstützen, der unseren Interessen dient, und dabei bestimmte Aspekte geflissentlich zu übersehen, das ist zwar nichts Neues in der Region, trotzdem bleibt das Vorgehen des Westens zynisch, so Het Nieuwsblad.
Erdogan hat bei der Wahl mehr als die Hälfte der Stimmen geholt. Das bedeutet aber auch, dass fast die Hälfte der Türken nicht für ihn gestimmt hat. Deshalb wird es zunächst die größte Aufgabe der AKP sein, die türkische Bevölkerung wieder zu einen, findet La Libre Belgique.
Unklarheit über Ursache des Flugzeugabsturzes im Sinai
"In der Luft auseinandergebrochen", titelt Het Nieuwsblad. "Steckt die Terrorgruppe IS hinter dem Flugzeugabsturz?", fragt L'Avenir auf seiner Titelseite. "Russland trauert um seine Toten", schreibt Het Belang van Limburg.
Zwei Tage nach dem verheerenden Unglück in Ägypten mit 224 Toten bleibt der Absturz der russischen Passagiermaschine weiterhin rätselhaft, so Het Laatste Nieuws. Warum das Flugzeug über der Sinai-Wüste plötzlich auseinanderbrach, ist unklar. War ein Terrorist mit einer Bombe an Bord oder hat ein technischer Defekt eine Explosion verursacht? Der Islamische Staat hatte kurz nach dem Unglück behauptet, die Maschine aus Rache für die russischen Angriffe in Syrien abgeschossen zu haben. Luftfahrtexperten halten die Hypothese eines Abschusses durch IS- Terroristen vom Boden aus aber für unwahrscheinlich. Dennoch machen internationale Fluggesellschaften jetzt einen großen Bogen um die Sinai-Halbinsel. Die belgischen Airlines Jetairfly und Thomas Cook steuern die ägyptischen Bade- und Tauchparadiese weiter an, umfliegen das Unglücksgebiet aber ebenfalls weiträumig.
La Dernière Heure hofft, dass die Terrorgruppe nicht für den Absturz verantwortlich ist. Wäre das nämlich der Fall, würde das einen Paradigmenwechsel in unser aller Sicherheit und Mobilität bedeuten. Man würde in Zukunft immer mit einem mulmigen Gefühl im Bauch in seinen Ferienflieger steigen.
Inkasso-Unternehmen um Knöllchen im Ausland einzutreiben?
"Ausländische Autofahrer gehen in Belgien oft straffrei aus", meldet Het Laatste Nieuws. Zehntausende Verkehrsvergehen bleiben jedes Jahr folgenlos. Die Staatsanwaltschaften verfolgen kaum noch ausländische Autofahrer, weil die übermittelten Daten aus den Nachbarländern oft unvollständig sind und die Verfahren deswegen im Sande verlaufen. Die Polizei-Gewerkschaft SLFP kritisiert das Vorgehen und fordert die Beauftragung eines Inkasso-Unternehmens - ähnlich wie in den Niederlanden seit Jahren üblich.
Immer und überall Prinz - selbst auf der Skipiste
"Prinz Laurent auf Konfrontationskurs mit dem Palast", berichtet Het Nieuwsblad. König Philippe hat sich in der Abrechnungsaffäre von seinem jüngeren Bruder distanziert. Laurent sei selbst für seine Finanzen verantwortlich. Der Rechnungshof hatte die Ausgabenpolitik des Prinzen kritisiert. Unter anderem, weil er einen Skiurlaub und andere private Ausgaben als "Berufskosten" deklariert hatte. Die jährliche Dotation von Laurent beträgt 300.000 Euro. Nur einen Teil davon darf er aber für private Zwecke verwenden. Die N-VA fordert inzwischen die Streichung der staatlichen Zuwendungen an die Geschwister des Königs binnen fünf Jahren.
Prinz Laurent verteidigte die Verbuchung als Berufskosten lapidar mit dem Hinweis, er sei immer und überall Prinz - selbst auf der Skipiste.