"Doch ein kleines 'feestje' in Brüssel", titeln sowohl De Standaard als auch Het Belang Van Limburg. "Komische Feier", meint L'Avenir auf Seite eins. Le Soir spricht von einer "zusammengeschusterten Rückkehr der Roten Teufel" und La Dernière Heure sogar von einem "Flop".
Die Fußballnationalmannschaft ist seit gestern Nachmittag wieder im Land. Trotz des historischen Viertelfinales bei der WM in Brasilien stand den Roten Teufeln nicht der Sinn nach Feiern. Nach dem Empfang bei König Philippe und Königin Mathilde traten Trainer Marc Wilmots und seine Spieler dann doch vor die zahlreich erschienenen Fans.
5.000 Menschen, ganz in schwarz, gelb und rot gekleidet, hatten sich spontan vor dem Stadtschloss in Brüssel versammelt, um die Roten Teufel in Belgien zu empfangen. Doch statt strahlender Gesichter gab es nur grimmige Mienen und wenige Dankesworte für die Fans. So groß ist die Enttäuschung bei der belgischen Nationalmannschaft über den verpassten Einzug ins WM-Halbfinale.
"Verkorkste Landung in der Heimat"
Het Laatste Nieuws meint: Was der Fußballbund und die Roten Teufel da gestern abgeliefert haben, war beschämend und fast schon lächerlich. Das hatte kein Weltklasseniveau, sondern war ein Auftritt wie in der dritten Provinzklasse B. Die unzähligen Fans und das ganze Land haben mehr verdient als diesen amateurhaften Empfang.
Auch für L'Avenir bleibt ein bitterer Beigeschmack nach der improvisierten Rückkehrfeier zurück. Le Soir und La Libre Belgique schreiben von einer "verkorksten Landung in Brüssel". Das Unglück hatte bereits am Samstagabend nach dem verlorenen Viertelfinale gegen Argentinien und dem WM-Aus seinen Lauf genommen, als Trainer Wilmots direkt nach dem Spiel erklärte, er sei sehr enttäuscht und habe nichts zu feiern.
La Dernière Heure meint an die Adresse der Roten Teufel: Eure Enttäuschung, eure Verbitterung und euer Frust sind nachvollziehbar. Es ehrt euch sogar, dass ihr so viel Ehrgeiz habt und bei der Weltmeisterschaft mehr erreichen wolltet. Allerdings solltet ihr auch stolz auf das Erreichte sein - immerhin hat es Belgien erst zum zweiten Mal ins Viertelfinale einer WM geschafft - und mit euren Fans feiern. Das Blatt kann nicht nachvollziehen, dass die Roten Teufel keine fünf Minuten auf der Bühne geblieben sind und nur wenige Worte an ihre Anhänger gerichtet haben. Abschließend gibt sich das Blatt aber konziliant: Wir haben euch trotzdem lieb, verdammt lieb. Het Laatste Nieuws meint ebenfalls: Vielen Dank Rote Teufel für eine unvergessliche WM.
Rote Teufel bescheiden und diszipliniert
Het Belang Van Limburg hat sich in Mogi das Cruzes, dem Lager der Fußballnationalmannschaft in Brasilien, umgehört. Das Personal des Paradise Resort hat nur lobende Worte für die Roten Teufel. Das gesamte belgische Team sei sehr bescheiden und extrem diszipliniert gewesen. Am sympathischsten fanden die Hotelangestellten die Spieler Eden Hazard und Divock Origi. La Dernière Heure will erfahren haben, dass es auf dem Rückflug von Brasilien Turbulenzen gegeben hat. Besagter Origi und Anthony Vanden Borre sollen an Bord zeitweilig in Panik geraten sein.
Het Laatste Nieuws titelt: Jetzt, wo die Roten Teufel wieder in der Heimat sind und die WM für Belgien gelaufen ist, verabschieden sich die Belgier in den Urlaub. Die Reiseveranstalter verzeichnen ein deutliches Plus von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr bei den Last-Minute-Reisen.
BNP Paribas: Belgien muss handeln
Viele Zeitungen befassen sich mit den umstrittenen Geschäften der Großbank BNP Paribas. Sie hatte kürzlich eine Rekordstrafe in den USA auferlegt bekommen, weil sie trotz Verbots unter anderem mit dem Iran und dem Sudan gehandelt hatte. Für den Sudan lassen wir keine Entschuldigung gelten, meint Het Nieuwsblad. Dort herrscht ein schreckliches Regime, das nicht vor brutaler Gewalt zurückschreckt. Finanzminister Koen Geens könnte in Kürze vom Parlament angehört werden.
Weil Belgien seit der Fortis-Rettung zehn Prozent am französischen Mutterhaus hält und damit der größte Aktionär von BNP Paribas ist, fordern viele jetzt harte Konsequenzen. Het Belang Van Limburg etwa will, dass der Staat seine Anteile verkauft. Zum jetzigen Zeitpunkt würde das aber keinen Sinn machen, meint Le Soir, weil der Aktienkurs zu niedrig ist. Trotzdem fordert auch das Blatt ein starkes Signal von Belgien, das die Banker zur Verantwortung ruft. So sieht es auch Het Nieuwsblad. Leider scheinen Geld und ethische Prinzipien sich aber noch immer gegenseitig auszuschließen.
Omega Pharma und Ecolo
Fast alle Blätter berichten über den möglichen Verkauf des belgischen Pharmaunternehmens Omega Pharma. Geschätzter Verkaufspreis: knapp drei Milliarden Euro. Außerdem im Fokus: die anstehenden personellen Veränderungen bei Ecolo. Nach der Wahlschlappe sind die französischsprachigen Grünen auf der Suche nach einem neuen Führungsteam, titelt Le Soir. La Libre Belgique glaubt sogar, dass der ehemalige Vorsitzende Jean-Michel Javaux an die Spitze von Ecolo zurückkehren könnte. "Sag niemals nie", lautet das Fazit der Zeitung.
Bild: Laurie Dieffembacq/BELGA