"Merci!", titelt L'Avenir. "Bedankt!", schreiben Het Belang van Limburg und Gazet van Antwerpen. Danke für diese tolle WM! Alle Zeitungen ziehen heute eine Bilanz der ersten WM-Teilnahme der Roten Teufel nach zwölf Jahren.
"Nach der 0:1-Niederlage gegen Argentinien verlassen die Roten Teufel erhobenen Hauptes die Weltmeisterschaft, notiert L'Avenir auf Seite eins. Und doch waren die Spieler erst Mal ziemlich enttäuscht. "Der Brasilianische Traum ist ausgeträumt", schreibt De Standaard.
Auf vielen Titelseiten sieht man dasselbe Foto: Kapitän Vincent Kompany hockt auf dem Spielfeld, wirkt in sich gekehrt.
"Wir wollen feiern!"
"Zu enttäuscht für ein Volksfest nach der Rückkehr", titelt Het Nieuwsblad. Das ist der ursprüngliche Stand der Dinge: Die Roten Teufel kommen am Nachmittag zurück, aber danach gibt es keine Parade durch Brüssel, auch nichts auf der Grand-Place. Stattdessen ist ein Fan-Tag vorgesehen, am 6. September.
"Wir wollen mit Euch feiern!", fordert aber La Dernière Heure auf Seite eins. Man kann ja verstehen, wenn die Spieler jetzt so schnell wie möglich ihre Familien sehen wollen, meint das Blatt in seinem Kommentar. Nur müssen die auch verstehen, dass sie den Fans etwas schuldig sind. In der Abgeschiedenheit ihres Hotels in Brasilien haben die Roten Teufel möglicherweise nicht bemerkt, wie groß die Begeisterung in der Heimat war. Jetzt könnten sie es mit eigenen Augen sehen. Und eigentlich ist es das Mindeste, wenn man den Fans jetzt die Möglichkeit gibt, ihren Helden zuzujubeln.
La Libre Belgique sieht das anders. Natürlich gebührt den Roten Teufeln Dank. Sie haben uns den ganzen Monat Juni lang träumen lassen. Es waren Wochen der Unbeschwertheit, der Begeisterung, des Glücks. Die Mannschaft hat dem ganzen Land eine Lektion erteilt - eine Lektion in Sachen Entschlossenheit, Einheit, Brüderlichkeit, Zielstrebigkeit und in Sachen Bescheidenheit. Die Spieler wollen keinen feierlichen Empfang, keinen Rummel. Man feiert keine Niederlage. Sie haben uns damit wieder die Füße auf den Rasen gesetzt.
Le Soir will seinerseits erfahren haben, dass nun doch eine kleine Veranstaltung geplant werden soll. Die könnte am Montagabend stattfinden, wahrscheinlich auf der Place des Palais, vor dem königlichen Stadtschloss.
"Vielen Dank" - "The best is yet to come"
"Das Fest ist zu Ende, aber die Freude bleibt", bilanziert La Libre Belgique. Auch Het Nieuwsblad zieht in seinem Kommentar ein Fazit des WM-Abenteuers der Roten Teufel. Zwei Dinge muss man festhalten. Erstens: Man vergleiche einmal das Foto der Goldenen Generation von 1986 mit den Roten Teufeln von heute. Daran kann man erkennen, wie das Land sich verändert hat. Der Belgier kann aussehen wie ein Franky Van der Elst, aber auch wie ein Vincent Kompany. Zweitens: Die Roten Teufel haben etwas an den Tag gelegt, das wir als Nation selten zeigen: gesunden Ehrgeiz. Diese Roten Teufel legen die Messlatte hoch, sind zugleich aber fähig zu Selbstkritik. Dafür und für alles andere: vielen Dank!
"Wir sehen uns wieder, bei der Europameisterschaft 2016", titelt Le Soir. Kommentierend fügt das Blatt hinzu: Die Argentinier haben den Belgiern ihre Grenzen aufgezeigt. Mehr als das Viertelfinale konnten wir nicht erwarten. Jetzt gilt es, nach vorn zu blicken. Alle Beteiligten, angefangen beim Verband über den Trainer Marc Wilmots bis hin zu den Spielern, müssen jetzt das bisher Erreichte konsolidieren. Im Fokus stehen jetzt die EM 2016 und die WM 2018.
"The best is yet to come", das Beste kommt erst noch, meint auch Het Belang van Limburg. Die WM in Brasilien war ein voller Erfolg. Die Belgier sind mit der zweitjüngsten Mannschaft angetreten. Mit ihrem Talent und ihrer Erfahrung im Gepäck können sie in den nächsten Jahren viel erreichen.
Genau hier liegt aber die Herausforderung, warnt L'Avenir. Die Zeiten, in denen diese junge Mannschaft unbeschwert aufspielen konnte und im Grunde nichts zu verlieren hatte, diese Zeiten sind vorbei. Bei den nächsten Turnieren bekommt Belgien das Etikett "Favorit" angeheftet. Dann wird sich auch zeigen, in wie weit der väterliche Führungsstil von Trainer Marc Wilmots noch funktioniert. Die wahre Herausforderung kommt erst noch.
Nach der WM, die "BM"
Jetzt, wo die WM vorbei ist, jetzt werden die Medien aber wieder ihren Fokus auf Informator Charles Michel richten, bemerkt Gazet van Antwerpen. Nach der WM folgt jetzt die "BM", die Belgische Meisterschaft im Regierungsbilden. Die Situation ist bekanntermaßen enorm komplex. Die Politiker sollten sich ein Beispiel an den Roten Teufeln nehmen, fordert denn auch Het Belang van Limburg. Man sollte immer auf Sieg spielen, den Titel anstreben. Das sollte unser aller Ambition sein.
"Nach der Niederlage... dann doch wieder ein Fest", so die Schlagzeile von De Morgen. Mit diesem "Fest" ist aber das Rockfestival von Werchter gemeint. Die diesjährige Auflage war ein "Grand Cru", schreibt De Morgen. Viele Zeitungen bringen eine Nachlese des Festivals. "Ein voller Erfolg!", urteilt etwa Le Soir. "Und am Ende hat Belgien doch gewonnen", bemerkt Het Laatste Nieuws. Stromae hat als Headliner von Rock Werchter das belgische Fest gerettet.
Bild: Bruno Fahy/BELGA