"Yes, we can!", titeln sowohl La Libre Belgique als auch Het Nieuwsblad. "Zeigt, was ihr drauf habt", feuert Het Laatste Nieuws die Roten Teufel an. "Come on Belgium!", heißt es bei La Dernière Heure auf Seite eins. Und L'Avenir spricht von der "Stunde der Wahrheit".
Die Roten Teufel treten heute um 22:00 Uhr belgischer Zeit im Achtelfinale der Fußball-WM gegen die USA an. Für Het Nieuwsblad steht alles auf dem Spiel: Triumphieren oder abstürzen. Brasilia oder Zaventem. Argentinien im Viertelfinale oder Rückflugticket. Im tropischen Salvador de Bahia steht den Roten Teufeln am Abend ein Drahtseilakt ohne Netz und doppelten Boden bevor. Mit dem Spiel gegen die USA steht oder fällt die WM aus belgischer Sicht.
Genauso sieht es L'Avenir. Nach der Achtelfinalbegegnung werden wir wissen, ob das Turnier der Roten Teufel bloß "in Ordnung" war oder ob sie Geschichte schreiben und sich zum zweiten Mal in der WM-Historie für das Viertelfinale qualifizieren. Le Soir drückt es so aus: Ein Ausscheiden wäre eine echte Schlappe, das Weiterkommen hingegen ein echter Erfolg.
Brasilia oder Zaventem?
Trainer Marc Wilmots und seine Spieler sind sich bewusst, dass sie heute liefern müssen. Het Laatste Nieuws findet: Die elf Roten Teufel, die auf dem Platz stehen werden, sind Ausnahmespieler und dürfen sich nicht durch die angriffslustigen Amerikaner von Trainer Jürgen Klinsmann überraschen lassen. Einen Sieg gegen das "Team USA" sind die Belgier schon alleine ihrem guten Ruf schuldig. Und auch dem ganzen Land, das seit Wochen vereint hinter den Roten Teufeln steht.
Das GrenzEcho ist überzeugt: Die Roten Teufel können noch höher springen. Die Zeitung greift eine alte Weisheit auf, die da lautet: "Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss". Nach diesem Motto verläuft bislang die WM für die Fußball-Nationalmannschaft, aber knappe Siege waren schon immer eine Spezialität der Roten Teufel.
Gazet van Antwerpen geht davon aus, dass sich heute erneut eine Rekordzahl Belgier das Spiel anschauen werden. Weil das Spiel erst zu später Stunde beginnt, wollen viele Landsleute morgen eine Stunde später arbeiten gehen. Mehr als die Hälfte der Arbeitgeber hat dem Blatt zufolge entsprechende Anfragen von ihren Mitarbeitern erhalten. In den meisten Fällen zeigen sich die Chefs hier flexibel.
Dewael ist der lachende Dritte
"Die Kammer wartet nicht auf die neue Regierung", titelt De Standaard. Das Parlament will nicht untätig bleiben und hat sich am Montag an die Arbeit gemacht und mit Patrick Dewael einen Übergangspräsidenten bestimmt. Der Liberale Dewael ist der lachende Dritte. Weder Amtsvorgänger André Flahaut von der PS noch Siegfried Bracke von der N-VA konnten sich für den Posten durchsetzen. Het Belang van Limburg nennt das einen geschickten Schachzug von der OpenVLD. Dadurch beweisen die flämischen Liberalen, dass sie politisch alles andere als tot sind. Außerdem brauchen sie sich, dank ihres eigenen Kandidaten, für keines der beiden Lager zu entscheiden - weder für die Sozialisten noch für die Nationalisten.
Auch Informator Charles Michel braucht dadurch zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Wahl zu treffen und kann sich darauf konzentrieren, das verloren gegangene Vertrauen zwischen den Parteien wiederherzustellen.
Keine Lösung in Sicht...
Het Laatste Nieuws befürchtet, dass es vor Ende der Sommerferien keinen Durchbruch in der politischen Krise geben wird und damit auch keine neue Föderalregierung. Für jede Option gibt es zurzeit ein Veto. Es wird also noch dauern, bevor der Erste von seinen Standpunkten abrückt und eine Lösung in greifbare Nähe rückt.
Umso wichtiger findet De Standaard es, dass die Kammer sich jetzt an die Arbeit setzt und eigene Gesetzesinitiativen durchsetzen will. "Warum nicht auch in Sachen Haushalt?", fragt die Zeitung. Der zuständige Ausschuss könnte doch erste Vorschläge erarbeiten, bevor wir die Vorgaben der EU nicht fristgerecht erfüllen können. Legt los, liebe Abgeordnete und lasst das Parlament nicht zu einem teuer bezahlten Skatklub verkommen. Auslöser für die bissige Bemerkung ist Bart De Wever, der mit drei anderen N-VA-Abgeordneten während der Sitzungsunterbrechungen provokativ Karten spielte.
Kamikaze, Magnette und Paasch
De Morgen glaubt zu wissen, dass ein klassisches Dreierbündnis aus Sozialisten, Christdemokraten und Liberalen vorerst vom Tisch ist. Grund ist die klare Weigerung des PS-Vorsitzenden Paul Magnette, die MR in die Koalitionsverhandlungen in Brüssel und der Wallonie einzubeziehen. Dem Blatt zufolge hat Informator Michel keine andere Wahl, als auf föderaler Ebene die Kamikaze-Koalition auf den Weg zu bringen. Ein riskantes Abenteuer, da die MR als einzige frankophone Partei in der Regierung vertreten sein würde. Andererseits: Die Kamikaze-Regierung hätte im föderalen Parlament eine Mehrheit und wäre damit genauso demokratisch legitimiert wie es die Regierung Di Rupo war, urteilt De Morgen.
Laut Le Soir soll Paul Magnette neuer wallonischer Ministerpräsident werden. Das hat die Zeitung aus gut informierten Kreisen erfahren. Er soll damit an der Spitze der PS-CDH-Regierung stehen. Elio Di Rupo würde als Parteivorsitzender an den Boulevard de l'Empereur zurückkehren.
L'Echo widmet Oliver Paasch seine Seite zwei. Der ostbelgische Politiker hat am Montag als erster neuer Ministerpräsident den Amtseid vor König Philippe geleistet.
Bild: Bruno Fahy (belga)