"Historischer Sieg", titelt De Standaard. "Neun von neun Punkten für die Roten Teufel", schreibt La Dernière Heure auf Seite eins. "Wieder äußerst effizient gespielt", meint Het Nieuwsblad. Die Schlagzeile von La Libre Belgique, Le Soir und Gazet Van Antwerpen lautet: "Und jetzt die USA!"
Zufriedene Rote Teufel und unzählige überglückliche Fans sind heute in den Zeitungen zu sehen. Dass die belgische Fußballnationalmannschaft ins Achtelfinale einzieht, stand schon fest, doch nach dem 1:0-Erfolg über Südkorea am Donnerstagabend ist Belgien Gruppenerster. Noch nie zuvor hatten die Roten Teufel bei einer Weltmeisterschaft alle Gruppenspiele gewonnen. Die Blätter sprechen deshalb von einem "historischen Ergebnis".
De Standaard fasst das Spiel von Donnerstag so zusammen: "Mehr als die Hälfte der Partie nach der Roten Karte wegen des dummen Fouls von Steven Defour zu zehnt gespielt und trotzdem gewonnen. Die Feierlaune ist berechtigt". Allerdings gibt La Dernière Heure zu bedenken: Besonders effizient waren die Roten Teufel mal wieder erst ab der 70. Spielminute - genau wie in den beiden vorherigen Begegnungen gegen Russland und Algerien.
Noch kein Sahnehäubchen
Was am Ende zählt, ist natürlich das Ergebnis. Trotzdem werden die Jungs von Marc Wilmots spielerisch deutlich mehr zeigen müssen, wenn sie in diesem Turnier weiterkommen wollen. Ähnlich sieht es Le Soir: Die Leistung auf dem Feld ist nicht die einer Mannschaft an der Weltspitze. Oft fehlt es an Schnelligkeit, Spannung und manchmal auch an Kontrolle und Dominanz. Auch wenn uns das Sahnehäubchen noch verwehrt geblieben ist, sollten wir das Erreichte nicht kleinreden. "Wer hätte vor zwei Jahren, als Marc Wilmots als Trainer der Roten Teufel angestellt wurde, jemals vom Achtelfinale bei der Fußball-WM in Brasilien zu träumen gewagt?", fragt die Zeitung.
L'Avenir befasst sich mit dem nächsten Gegner der Roten Teufel. Am Dienstagabend trifft Belgien in der K.o.-Runde auf die USA. Unter der Voraussetzung, dass die Roten Teufel ihr Spielniveau anheben, ist die Mannschaft von Trainer Jürgen Klinsmann zu schlagen, ist das Blatt überzeugt.
Belgien in Feierlaune
Obwohl das Spiel am Donnerstagabend zu später Stunde stattgefunden hat - Anpfiff war erst um 22:00 Uhr belgischer Zeit - hat das ganze Land wieder mitgefiebert, bemerkt La Dernière Heure. Entweder zu Hause auf dem Sofa oder wie Zehntausende beim Public Viewing in den Fanmeilen der belgischen Städte.
Het Nieuwsblad zeigt viele Kinder, die am Donnerstag lange aufbleiben durften und sich das Spiel mit Mama und Papa im heimischen Wohnzimmer angesehen haben. Titel der Geschichte: "Wir durften erst um Mitternacht ins Bett". Fazit der Zeitung: Wenn Belgien spielt, ist fast alles erlaubt.
Die Blätter berichten auch über den Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft. Die DFB-Elf bezwang die USA mit 1:0 und sicherte sich den ersten Platz in ihrer Gruppe. Damit kommt es nicht zur befürchteten Achtelfinal-Begegnung Belgien-Deutschland. "Was für ein Glück", bemerkt Het Laatste Nieuws.
Bahnchef: "Gewerkschaften machen SNCB kaputt"
Das zweite große Aufmacherthema ist der angekündigte Bahnstreik am Montag. "Wegen ein paar Urlaubstagen wird der gesamte Zugverkehr lahmgelegt", titelt Het Laatste Nieuws. Auch Het Nieuwsblad geht mit den Gewerkschaften hart ins Gericht: "Der Streik, den niemand versteht". Gazet Van Antwerpen zitiert SNCB-Chef Jo Cornu: "Die Gewerkschaften machen ihren eigenen Betrieb kaputt".
Le Soir erklärt die Hintergründe des geplanten Streiks: Wegen Personal-Engpässen kommt es bei der Bahn zu Problemen. Während die Zahl der Reisenden in den letzten Jahren um fast 60 Millionen gestiegen ist, wurden rund 6.000 Stellen bei der SNCB abgebaut. Deswegen ruft die sozialistische Gewerkschaft ab Sonntagabend 22:00 Uhr zu einem 24-stündigen Arbeitsausstand auf.
Weder für den Streik bei der Bahn am ersten Ferientag noch für die Protestaktionen der christlichen Gewerkschaft bei der Luftraumüberwachung Belgocontrol haben die Zeitungen Verständnis. Die übergroße Mehrheit der Belgier hat kein Mitleid mit den Streikenden, schreibt De Morgen, sondern viel mehr mit den gestrandeten Passagieren und den weinenden Kindern am Flughafen oder in den Bahnhöfen. Ein Streik sollte immer das letzte Druckmittel sein und nicht verfrüht und völlig sinnlos eingesetzt werden.
Völlig verrückt geworden?
Gazet Van Antwerpen meint: Man muss die scheinbar verrückt gewordenen Gewerkschaften im öffentlichen Dienst in die Schranken verweisen. Ähnlich sieht es L'Echo. Wir brauchen einen Notfahrplan, einen Mindestdienst bei der Bahn. Der Streik darf keine Waffe der Belästigung für Hunderttausende Pendler und Urlauber werden.
Es fehlt eindeutig an Bürgersinn - nicht nur bei der Bahn. Das vernichtende Urteil von Het Nieuwsblad lautet jedenfalls: Wenn jemand dabei ist, das Streikrecht zu missbrauchen und es in Frage zu stellen, dann sind das die Gewerkschaften selbst.
Archivbild: Dirk Waem (belga)