"Und jetzt die Russen!", titelt Het Nieuwsblad. "Bereit für das große Fest", schreibt Gazet van Antwerpen. "Vorsicht vor der russischen Falle", warnt derweil Le Soir auf Seite eins. "Macht uns glücklich!", feuert La Dernière Heure die Roten Teufel einen Tag vor ihrem zweiten Spiel bei der Fußball-WM an.
Viele Titelseiten stehen im Zeichen der Begegnung am Sonntag in Rio de Janeiro zwischen Belgien und Russland. "Mit einem Sieg stünden wir bereits im Achtelfinale", bemerkt Het Belang van Limburg. Le Soir meint: Die Roten Teufel müssen beim Russischen Roulette gewinnen, um bereits am Sonntag weiterzukommen. Sportlich gesehen lautet die große Frage: Wird der verletzte Kapitän Vincent Kompany auf dem Platz stehen oder nicht? Heute soll er am Abschlusstraining teilnehmen, berichten die Blätter.
Russisches Roulette gewinnen und ab ins Achtelfinale
Der Tipp von Het Nieuwsblad an die belgische Nationalmannschaft lautet: "Lauft nicht ins russische Messer." Die Russen von Trainer Fabio Capello tun nichts lieber, als zu warten, dass der Gegner übermütig wird, um dann zuzuschlagen. Het Laatste Nieuws hofft auf einen historischen Sieg der Belgier im legendären Maracana-Stadion von Rio.
Gazet van Antwerpen ist unterdessen überzeugt, dass wir in Belgien feiertechnisch auf neue Rekorde zusteuern. Mehrere Millionen Landsleute werden sich das Spiel zu Hause oder auf den unzähligen Großleinwänden ansehen. Auch die Bierlieferanten erwarten Rekordumsätze. König Philippe und Königin Mathilde sind bereits in Brasilien und werden sich das Spiel live im Stadion anschauen. "Hoffentlich ein Glücksbringer für die Roten Teufel", schreibt die Zeitung.
Het Belang van Limburg berichtet von einem belgisch-russischen Pärchen. "Wir sind zwar erst seit wenigen Tagen verheiratet, aber am Sonntag ist Krieg", erzählen die beiden. Er drückt Belgien die Daumen, sie Russland. Mal sehen, wer sich am Ende durchsetzen wird…
N-VA vs. PS
"Entscheidendes Wochenende für De Wever", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws auf ihrer Titelseite. Die nächsten Tage sind die bislang wichtigsten, was die Regierungsverhandlungen auf föderaler Ebene betrifft, meint die Zeitung. N- VA-Chef Bart De Wever muss die möglichen Koalitionspartner, vor allem aber die französischsprachige CDH von seinem Mitte-Rechts-Bündnis überzeugen.
Just in diesem Moment meldet sich die in den letzten Wochen fast in Vergessenheit geratene PS zurück. In Interviews mit Le Soir und L'Echo erklärt Paul Magnette: "Die Sozialisten sind noch nicht in der Opposition". "Eine Regierung ohne die N- VA ist weiterhin möglich", fügt der scheidende Premierminister Elio Di Rupo in La Libre Belgique hinzu. Außerdem warnen die PS-Spitzenpolitiker die MR davor, mit den flämischen Nationalisten ins Boot zu steigen.
Di Rupos Vorstoß ist kein Zufall, ist Het Laatste Nieuws überzeugt. Vier Wochen nach der Wahl meldet er sich völlig unerwartet, wie aus dem Nichts, zurück. In der Fußballsprache würde man sagen: Di Rupo ist der Andrea Pirlo der Politik. Der italienische Mittelfeldspieler ist bekannt für seine Versuche, aussichtslose Spiele noch zu drehen.
PS schon in der Opposition?
Het Nieuwsblad erinnert daran, dass es die PS selbst war, die sich föderal ins Abseits befördert hat. Genauso sieht es L'Avenir. Indem die Sozialisten in Brüssel und der Wallonie so schnell das Ruder an sich gerissen haben, haben sie alle anderen Parteien in Verlegenheit gebracht. Im schlimmsten Fall - so denkt die PS nach Ansicht der Zeitung - tritt die MR als einzige französischsprachige Partei dem föderalen Kabinett bei und die PS kann sich zurücklehnen und aus der Opposition heraus jede schmerzhafte Entscheidung kritisieren.
Daran glaubt auch De Morgen. Insgeheim hat sich die PS bereits mit ihrer Oppositionsrolle abgefunden. Anders ist ihr Verhalten nicht zu erklären. Im Süden des Landes gibt sie den Ton an und föderal schießt die PS auf alles, was sich bewegt.
Für das Mitte-Rechts-Bündnis, von dem De Wever träumt, ist die Zeit noch nicht reif, meint Gazet van Antwerpen. Die CDH ist sich selbst wohl noch nicht sicher, ob sie sich den Spagat zwischen PS und N- VA antun will. Falls ja, wäre sie in der Föderalregierung immer der Maulwurf der PS, bemerkt De Standaard. Falls nein, wäre noch die sogenannte "Kamikaze-Koalition" möglich, in der auf französischsprachiger Seite nur die liberale MR vertreten wäre. Aber auch dazu ist es noch zu früh, findet das Blatt. In Sachen Regierungsbildung stehen wir Belgier auf ein langes Vorspiel. Und so könnte es sein, dass der König am Mittwoch Charles Michel oder Didier Reynders von der MR als neuen Informator ins Feld schickt. Der Paarungstanz kann also getrost fortgesetzt werden, so Gazet van Antwerpen.
Verkehrsstaatssekretär rauscht in Radarfalle
Het Nieuwsblad macht mit dem Fettnäpfchen der Woche auf: Staatssekretär Melchior Wathelet ist in einer Baustelle geblitzt worden. Ausgerechnet Wathelet, der auch für Verkehrssicherheit zuständig ist. Statt der erlaubten 90 Stundenkilometer war er mit 126 unterwegs. Fünf Stundenkilometer mehr und der Politiker wäre seinen Führerschein losgewesen.
Bild: Dirk Waem (belga)