"Das war Weltklasse", titelt Het Laatste Nieuws. "Formidable - Wunderbar", schreiben sowohl Le Soir als auch La Dernière Heure. "Die Roten Teufel fahren nach Brasilien", meinen gleichlautend De Standaard und Gazet van Antwerpen. "Danke!" lautet die Schlagzeile bei La Libre Belgique.
Belgiens Fußballnationalmannschaft hat sich gestern Abend nach einem 2:1-Erfolg gegen Kroatien für die Weltmeisterschaft in Brasilien qualifiziert. Die beiden Tore schoss Romelu Lukaku. "Unser neuer Volksheld", schreibt Het Belang van Limburg auf seiner Titelseite. "Endlich sind wir wieder dabei!", meint Het Nieuwsblad. Zwölf Jahre haben wir auf diesen Moment warten müssen. "Endlich schreibt unser Land wieder Geschichte!", findet auch Het Belang van Limburg.
Kampfschwein Wilmots
Die Zeitungen sind voller Lob für die Roten Teufel und Trainer Marc Wilmots. La Dernière Heure bemerkt: Mit seiner Siegermentalität, seinem grenzenlosen Kampfgeist und seiner Fähigkeit, die Spieler zum Äußersten anzuspornen, hat Wilmots den größten Anteil am Erfolg. Er hat unserer Nationalmannschaft ihre Seele wiedergegeben. Das ganze Land hat er mit seinem Stolz angesteckt.
Doch nicht nur Wilmots gebührt großer Dank, sondern natürlich der ganzen Mannschaft, notiert Het Nieuwsblad. Das außerordentliche Talent der Spieler und der ausgeprägte Mannschaftsgeist können die Roten Teufel noch sehr weit bringen. Die Zeitung fügt in Richtung ihrer Leser hinzu: "Sie können sich zwischendurch ruhig mal kneifen, es ist kein Traum!"
Le Soir schreibt: Die Belgier wachen heute Morgen im Fußballhimmel auf und haben Rio de Janeiro und die Copacabana fest im Blick. Was auch immer bei der Weltmeisterschaft im kommenden Jahr passiert, das Abenteuer, das wir derzeit mit den Roten Teufeln erleben, ist großartig, überraschend und manchmal sogar unerklärlich. Die Mannschaft spielt hinreißend gut, ist offensiv und jung. Und sie symbolisiert ein Land, das gewinnt, das zählt, das sich im Ausland Respekt verschafft hat, so Le Soir.
Aufgepasst: Wir stehen noch nicht im Finale
Diese positive Wirkung ist in Krisenzeiten wie diesen nicht zu unterschätzen, gerade mit Hinblick auf sonst eher triste Meldungen wie Entlassungen, Umstrukturierungen, Einsparungen und so weiter, bemerkt Het Belang van Limburg. L'Echo fügt hinzu: Der Fußball wird die Staatsschulden zwar nicht verschwinden lassen, aber das kollektive Erfolgsgefühl kann dazu beitragen, dass wir wieder an uns glauben und dass die gemeinschaftspolitischen Streitigkeiten in den Hintergrund rücken.
Doch aufgepasst, schreibt Het Nieuwsblad. Die eigentliche Arbeit steht uns noch bevor. Wir haben uns "nur" für die Fußballweltmeisterschaft qualifiziert, stehen aber noch nicht im Finale.
Alle Zeitungen heben ebenfalls hervor, dass der Erfolg der Nationalmannschaft nicht möglich gewesen wäre ohne die abertausenden Fans. Was sie seit zwei Jahren leisten, ist ähnlich beispiellos und unglaublich. Ihr Enthusiasmus, ihre Begeisterung, ihre Feierlaune kennen keine Grenzen. Trotz Dauerregens und Kälte waren die Fanmeilen im ganzen Land dicht gefüllt. Alle haben mitgefeiert. Sogar König Philippe hat Trainer Marc Wilmots nach dem Sieg telefonisch beglückwünscht. Und Premierminister Elio Di Rupo hat in Zagreb mit den Spielern getanzt.
N-VA erstmals unter 30 Prozent
De Standaard veröffentlicht heute außerdem sein traditionelles Politbarometer. In der Umfrage muss die N-VA starke Verluste hinnehmen. Sie büßt über vier Prozentpunkte ein und landet zum ersten Mal seit langem unter 30 Prozent. Bart De Wever ist zudem auf der Rangliste der beliebtesten Politiker in Flandern von Staatssekretärin Maggie De Block vom zweiten auf den dritten Platz verdrängt worden.
Und: Die Regierungsparteien legen in der Wählergunst zu. Plötzlich scheint sich der Wind zu drehen, meint das Blatt. Die drei flämischen Koalitionsparteien sind ein großes Risiko eingegangen, indem sie ohne die Nationalisten von der N-VA regieren. Ihre Anstrengungen scheinen Früchte zu tragen. Man könnte fast von einer Art "Merkel-Effekt" sprechen. Die deutsche Bundeskanzlerin ist ebenfalls in den Augen der Bevölkerung mit ihren Aufgaben gewachsen.
Diese Umfrage sollte man bei der N-VA Ernst nehmen, mahnt Gazet van Antwerpen. Sie ist eine deutliche Warnung. De Standaard erklärt sich den Rückgang so: Die N-VA hat beim Versuch, am extrem rechten Rand nach Stimmen zu fischen, wohl manche ihrer Stammwähler verschreckt. De Morgen wirft ein: Zwar scheinen die Nationalisten ihren Zenith überschritten zu haben, dennoch bleiben sie die größte Partei.
Bild: Bruno Fahy (belga)