"Was für ein Nationalfeiertag", schreibt das GrenzEcho. Der historische Thronwechsel hat die Monarchie wieder in ein glänzendes Licht gerückt, nachdem das belgische Königshaus in den vergangenen Monaten gleich mehrfach in die Kritik geraten war. Davon war am Sonntag nichts zu spüren: König Albert II, der nach 20 Jahren abdankte, und der neue König Philippe, wurden in Brüssel fast wie Rockstars gefeiert. Hinzu kam das herrliche Wetter und die ausgelassene Stimmung. Es war zu schön, um wahr zu sein, schwelgt das GrenzEcho.
L'Avenir kommentiert: Die Feier am Sonntag hatte viele private, viele familiäre Züge. Albert II ruft seinem Sohn zu "Vive le Roi" - es lebe der König. Philippe, der sich zuerst an Königin Mathilde und dann an die gleiche Person, aber als seine Frau, die Mutter seiner Kinder wendet. Philippe, Mathilde und ihre vier Kinder, die sich mit allen anderen Familienmitgliedern dann auf dem Balkon zeigen, all das hat auch symbolischen Charakter. Denn trotz der Konflikte, die es auch in der Königsfamilie gibt, zeigt sie sich unter Philippe geeint. Das Bild ist klar: So soll es auch in Belgien sein, wir sind eine Familie, die zusammengehört und zusammenhält, trotz unserer Unterschiede, so L'Avenir.
Einfach königlich
"Einfach königlich", jubelt La Libre Belgique über den gestrigen Tag. Der 21. Juli 2013 wird unweigerlich in die Geschichte unseres Landes eingehen. König Philippe hat einen fehlerlosen Start hingelegt und damit etwas, was viele ihm nicht zugetraut hatten. Doch natürlich ist damit noch nicht alles gewonnen. Jeder weiß, dass Philippe vor schwierigen Aufgaben steht. Vor allem diejenigen, die die Monarchie gerne abschaffen möchten, werden ihm viele Steine in den Weg legen. Aber bezogen auf den König müssen wir die Kirche im Dorf lassen. Philippe ist nicht verantwortlich für Dinge, für die er keine Befugnis hat. Er kann sich zwar dafür einsetzen, dass Norden und Süden gut zusammenleben und sich verstehen. Aber er entscheidet nicht, ob das die Zukunft unseres Landes ist. In unserer Demokratie sind das Volk und seine gewählten Vertreter die einzigen, die solche Entscheidungen treffen, schreibt La Libre Belgique.
Auch andere Zeitungen blicken von einem fast perfekten Tag, an dem König Philippe für alle eine überraschend gute Figur gemacht hat, auf die politische Zukunft seiner Herrschaft. Im Mai 2014 stehen Föderalwahlen an - ein Härtetest, der mit Sicherheit auf Philippe zukommen wird.
Wahlen als Härtetest
Le Soir bemerkt dazu: Philippe hat ohne die Wahlen beim Wort zu nennen, dem Ereignis schon einmal vorgegriffen. Er hat mehrmals auf die sechste Staatsreform verwiesen und damit indirekt folgendes gesagt: Erstens: Die Forderungen der N-VA nach mehr Autonomie sind erfüllt. Zweitens: Unterschiede stehen der Einheit nicht im Wege. Aber machen wir uns nichts vor: Das wird nicht reichen, um die flämischen Nationalisten, die gleichzeitig Anti-Monarchisten sind, zum Schweigen zu bringen. Aber das Lager derjenigen, die wollen, das Belgien weiter existiert, hat damit zumindest schon einmal gepunktet.
Het Laatste Nieuws sieht das genauso: Philippe ist mit einer Länge Vorsprung gestartet. Jetzt heißt es, auf das erste Hindernis zu warten. Erst dann werden wir sehen, ob er die nötigen Fähigkeiten in sich vereint, um sich einen Platz unter den großen Königen unseres Landes zu sichern.
Dem Standaard ist aufgefallen, dass am Sonntag immer wieder auf Europa verwiesen wurde. Im Parlament, so schreibt die Zeitung, haben wir nicht nur unsere Nationalhymne gehört, sondern auch die Hymne Europas. Das war ein deutliches Zeichen. Das neue Belgien, unter König Philippe soll wie Europa sein. Wie der Kontinent, der versucht, Völker zu einen, ohne ihre Identität in Frage zu stellen. Diese Referenz an die europäische Dimension ist eine Warnung gegen die Versuche, Belgien spalten zu wollen, meint De Standaard.
Perfekter erster Schultag für Philippe
Kritisch geht De Morgen mit dem Thronwechsel um. Das Titelphoto auf Seite eins ist in schwarz-weiß gedruckt, den Leitartikel überschreibt die Zeitung spöttisch mit "Perfekter erster Schultag": Am Sonntag war alles perfekt, aber was geschieht 2014, fragt sich die Zeitung. Anders als vielleicht viele erwarten, wird der König kaum große Fehler machen. Dazu sind seine Berater zu erfahren. Dennoch bleibt die Frage: Was wird Philippe machen, wenn er nach einem haushohen Sieg der N-VA nächstes Jahr Bart De Wever empfangen muss, um mit ihm über die Bildung einer Regierung zu sprechen? Den Bart de Wever, der am liebsten das Amt von Philippe abschaffen würde? Der De Wever, der natürlich am Sonntag nicht bei den Feierlichkeiten war. Es könnte sein, dass dann viele Bedauern, die Monarchie seit 1831 nie wirklich reformiert zu haben, schreibt De Morgen.
Bild: Siska Gremmelprez (belga)